China: „Christenverfolgung“ trotz Vatikan-Deals

Menschenrechtler beklagen eine zunehmende „Christenverfolgung“ in China und fordern die Freilassung des Bischofs von Wenzhou, Peter Shao Zhumin. Das Abkommen mit dem Vatikan habe nicht zu mehr Religionsfreiheit geführt.

Die Polizei habe Bischof Zhumin vor etwa einer Woche in Gewahrsam genommen, seitdem werde er an einem geheimen Ort festgehalten, teilte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag in Göttingen mit. Es sei bereits die fünfte Festnahme des 55 Jahre alten Bischofs innerhalb der vergangenen zwei Jahre.

„Die Verschleppung des Bischofs zeigt, wie wenig Chinas Behörden sich durch das im September 2018 unterzeichnete Abkommen mit dem Vatikan über Bischofsernennungen gebunden fühlen, Religionsfreiheit zu respektieren“, kritisierte GfbV-Direktor Ulrich Delius. „Die Verfolgung von Christen in China und auch von Katholiken nimmt weiter zu“ fügte er hinzu.

China beteuert Bemühen um Diplomatie

Die Regierung verlautbarte, man habe über die „spezifische Situation“ des Bischofs nichts gehört. Sowohl China als auch der Vatikan hätten sich aber um eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen bemüht. China sei bereit, dem Vatikan auf halber Strecke entgegenzukommen.

Die kommunistische Führung in Peking hatte die Beziehungen zum Vatikan 1951 abgebrochen und eine staatliche katholische Kirche gegründet, die die Autorität des Papstes aber nicht anerkennt. Im Streit um das Recht auf Ernennung der Bischöfe, hatten die beiden Staaten erst im September eine Einigung erreicht. Demnach sollen Kandidaten für Bischofsposten der Staatskirche künftig nach einem Dialog mit Peking vom Papst ausgewählt würden. Zuvor hatte Peking darauf bestanden, die Auswahl selbst vorzunehmen. Kritiker sehen das Abkommen als Kapitulation des Vatikans. Schätzungen zufolge leben in China bis zu 12 Millionen Katholiken.

Wallfahrtstätten zerstört

Anfang November hatten Medien berichtet, dass in China vier katholische Priester, die der Untergrundkirche zugerechnet werden, in Polizeigewahrsam genommen wurden. Die GfbV erklärte am Freitag, dass die Behörden zwei bedeutende Wallfahrtsstätten chinesischer Katholiken im Oktober 2018 zerstört hätten.

In Wenzhou leben den Angaben zufolge rund 130.000 Katholikinnen und Katholiken, von denen sich etwa 80.000 der Untergrundkirche zurechnen. In Wenzhou habe die Christenverfolgung so zugenommen, „dass selbst staatlich anerkannte katholische Priester nicht Grabstätten von Repräsentanten der Untergrundkirche aufsuchen dürfen, obwohl diese von den Gläubigen verehrt werden“, so die Menschenrechtler.

religion.ORF.at/KAP/KNA/dpa

Mehr dazu:

Link: