Wiener Erzdiözese lädt Armutsbetroffene zum Essen ein

Im Bemühen um eine stärkere Aufmerksamkeit für die Situation armutsbetroffener Menschen und der bewussten Begegnung mit ihnen begeht die katholische Kirche am Sonntag den „Welttag der Armen“.

Vorab hat die Erzdiözese Wien am Samstagabend Bedürftige zu einem Segensgottesdienst mit Kardinal Christoph Schönborn, Caritaspräsident Michael Landau, Dompfarrer Toni Faber und Missio-Nationaldirektor Karl Wallner in den Stephansdom eingeladen.

Anschließend waren mehr als 300 Menschen zu einem Essen in die Räumlichkeiten der Dompfarre und in das Franziskanerkloster eingeladen. Am Sonntag sind Armutsbetroffene sowie ehrenamtliche Pfarr-Caritas-Mitarbeiter außerdem Gäste einer Gratis-Kino-Vorführung. Zusammen mit Kardinal Schönborn werden sie den Papst-Franziskus-Film von Regisseur Wim Wenders sehen.

„Gebet für alle, die in Not sind“

Bei dem Segensgottesdienst rief der Wiener Erzbischof zum Gebet für alle auf, die in Not sind. Es sei „wunderbar, wenn man Menschen begegnet, die eine Auge haben für den Anderen“, sagte Schönborn.

„Papst Franziskus lädt uns ein, den Armen auf Augenhöhe zu begegnen, nicht nur Almosen zu geben, nicht nur den Armen zu sehen, sondern auch die Menschenwürde in jedem armen Menschen“, schilderte Barbara Filek von der Pfarr-Caritas der Erzdiözese Wien in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“.

Der Welttag sei wichtig, auch weil manchmal in Pfarrgemeinden nicht so sehr auf die Armen und das Umfeld der Pfarre geschaut werde, sondern mehr für die Renovierung des Kirchturms oder für die Orgel gesammelt wird.

Dabei gebe es im sozialen Umfeld einer Pfarre viele Herausforderungen, zum Beispiel zu schauen, wer einsam oder krank ist, welcher Mensch besucht werden möchte, wer finanzielle Unterstützung oder soziale Beratung braucht. „Armut hat viele Gesichter, das sind nicht nur Obdachlose, sondern auch Menschen, die von Einsamkeit, Trauer, Krankheit, sozialer und seelischer Not betroffen sind“, betonte Filek.

Leuchtender Elisabeth-Schrein im Dom

Der vom Papst ausgerufene „Welttag der Armen“ fällt in die Tage rund um den Namenstag der heiligen Elisabeth von Thüringen (1207-1231), einer Patronin der Armen. In Österreich ist der dazugehörige „Elisabeth-Sonntag“ in mehreren Diözesen bereits seit vielen Jahren mit dem Thema Nächstenliebe und traditionellen Sammlungen für die Inlandshilfe der Caritas verbundenen.

Im Wiener Stephansdom wird seit Samstag auch der leuchtende Elisabethschrein des Fotografen und Künstlers Philipp Schönborn - ein Bruder von Kardinal Schönborn - gezeigt. Der Schrein befindet sich sei einem Jahr auf einer Reise zu den Orten des Lebens und der frühen Verehrung der heiligen Elisabeth von Thüringen. Nach Stationen in Erfurt, Naumburg und Sayn ist er nun bis 3. Februar in der Vierung im Stephansdom zu sehen. Danach folgen u.a. Bratislava, Wartburg, Pottenstein, Andechs und Merseburg.

Dass die Grablege von Elisabeth von Thüringen erhalten blieb, aber ihre Gebeine in der Reformationszeit zerstreut wurden, regte den Künstler zu dem sargartigen Schrein an, der mit Glasbildern das kurze Leben der ungarischen Königstochter erzählt.

Auch Papst isst mit Obdachlosen

Der katholische „Welttag der Armen“ wird Mitte November begangen, und zwar am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres, zwei Wochen vor dem ersten Advent. Papst Franziskus führte ihn zum Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit 2016 ein. Erstmals wurde er 2017 gefeiert.

Der Gedenktag soll laut Franziskus das Thema Armut als „Herzensanliegen des Evangeliums“ stärker in den Blick rücken und zu einer Glaubenserneuerung in den Kirchengemeinden beitragen. Zur Erläuterung seiner Initiative schrieb er, es könne weder Gerechtigkeit noch sozialen Frieden geben, solange Arme vor den Türen der Christen lägen. Nach Ansicht des Papstes soll der Tag in erster Linie eine Gelegenheit für konkrete Taten und Begegnungen sein. Kirchengemeinden und Verbände sollten arme Menschen einladen und ihnen zuhören.

Franziskus selbst wird am Sonntag mit Flüchtlingen, Obdachlosen, Sozialhilfeempfängern und Alten im Petersdom eine Messe feiern. Anschließend isst er in der benachbarten Audienzhalle mit rund 3.000 Armen zu Mittag.

religion.ORF.at/KAP

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