25 Jahre Dachverband Hospiz: Rechtsanspruch gefordert

Die Caritas hat anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Dachverbands Hospiz Österreich (DVHÖ) ihre langjährige Forderung nach einem Rechtsanspruch auf Hospiz- und Palliativversorgung erneuert.

In Sachen Hospiz- und Palliativversorgung sei „Österreich auf einem guten Weg - und zugleich ist noch viel zu tun“, sagte Waltraud Klasnic, Präsidentin des DVHÖ, am Montag bei einem Pressetermin. „Die Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich muss so selbstverständlich werden wie die reguläre medizinische und pflegerische Versorgung in diesem Land“, so Caritas-Präsident Michael Landau.

Es müsse „ein Basiswissen zu Hospiz und Palliative Care in alle Grundausbildungen der Gesundheits- und Betreuungsberufe und der sozial-spirituellen Berufe integriert werden“, wünschte sich Klasnic weiter.

Für mehr Anerkennung und Unterstützung

Eine wichtige Rolle in der Palliativversorgung übernehmen auch Freiwillige und pflegende Familienmitglieder. Im Vorjahr betreuten rund 3.500 ehrenamtliche Hospizmitarbeiter in ganz Österreich mehr als 13.000 Betroffene und ihre Angehörigen. „Für diese schwierige Aufgabe braucht es dringend mehr Anerkennung und Unterstützung von der Politik und Gesellschaft“, sagte Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer.

Waltraud Klasnic

APA/EXPA/Michael Gruber

Waltraud Klasnic: In Würde sterben darf nicht am Geld scheitern

Die Diakonie forderte einfache Zugänge zu Patientenverfügung, Vorsorgedialog und Vorsorgevollmacht. Ethikberatung müsse weiter ausgebaut und öffentlich finanziert werden. Uns alle verbinde die Vision, „dass alle - Erwachsene, Kinder und Jugendliche - in Österreich unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Einkommen und Wohnort bei höchstmöglicher Lebensqualität bis zuletzt leben und in Würde sterben können“, drückte Klasnic ihre Hoffnung für die Zukunft aus.

Ruf nach öffentlicher Finanzierung

Die Hospiz- und Palliativversorgung ist in Österreich noch unzureichend ausgebaut und zu einem Gutteil durch Spenden finanziert. Der Dachverband Hospiz fordert deshalb gemeinsam mit Caritas, Diakonie, der „Mobilen Kinderkrankenpflege“ (MOKI), dem Roten Kreuz und der Vinzenz-Gruppe einen flächendeckenden Ausbau in ganz Österreich. Zudem müsse das Palliativ- und Hospizwesen ein zur Gänze öffentlich finanzierter Bestandteil des Sozial- und Gesundheitswesen werden.

Konkret müsse etwa das mobile Kinderhospiz MOMO in Wien ohne jede öffentliche Finanzierung auskommen, kritisierte Landau. 102 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wurden im Jahr 2017 von MOMO betreut und begleitet. Landau: „Niemand käme auf die Idee für die Versorgung eines Beinbruchs in Österreich um Spenden zu bitten. Wenn es um das vielleicht schwierigste Wegstück des Lebens, nämlich das Sterben, geht, aber sind die Menschen auf Spendenmittel angewiesen.“

Klasnic: 240 Millionen Euro nötig

Es dürfe nicht am Geld scheitern, „dass Menschen am Ende ihres Lebens die Betreuung und Sicherheit finden, die sie und ihre Angehörigen so dringend brauchen“, so Landau. Klasnic bezifferte die Summe, die insgesamt pro Jahr für die flächendeckende österreichweite Versorgung mit Palliativ- und Hospizangeboten notwendig wäre, mit 240 Millionen Euro.

Derzeit würden Bund, Länder und Sozialversicherungen gemeinsam mit Spendern rund 150 Millionen Euro aufwenden. 40 Prozent davon seien aber Spenden, so Klasnic. Nachsatz von Caritas-Präsident Landau: „Die Finanzierung ist keine Frage des Könnens, sondern allein eine Frage des Wollens.“ 240 Millionen Euro wären rund 0,6 Prozent des jährlichen Gesundheitsbudgets.

Bessere Schulungen in Pflege

Klasnic und Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz-Gruppe, wiesen in ihren Ausführungen auch auf die Notwendigkeit hin, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeeinrichtungen besonders zu schulen. Heinisch berichtete von einem Projekt im Pflegehaus St. Katharina, einer Einrichtung der Vinzenz-Gruppe: „Im Projekt Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen werden alle Mitarbeitenden, die in Kontakt mit den Bewohnern sind, - also Mitarbeitende aus der Pflege, aber auch aus der Reinigung und der Verwaltung - intensiv in Hospiz- und Palliativthemen geschult.“

Diese Schulungen brächten einen enormen Mehrwert und eine Haltungsänderung des gesamten Teams. Daher sollte diese zusätzliche Qualifizierung überall, wo kranke Menschen betreut und begleitet werden, durch entsprechende finanzielle Förderungen ermöglicht werden.

„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“

Auf die besonderen Notwendigkeiten im Rahmen der Hospiz- und Palliativversorgung von Kindern und Jugendlichen wies Renate Hlauschek, Geschäftsführende Vorsitzende von MOKI NÖ, hin. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und ein Baby hat völlig andere Bedürfnisse als ein 17-jähriger Jugendlicher“, so Hlauschek. Zwar gebe es einige spezifische Angebote, diese seien aber längst nicht flächendeckend.

In der Hospiz- und Palliativbetreuung stehe die Orientierung an den Bedürfnissen und dem Willen der Patienten im Zentrum, so Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser: „Das Sterben ist die letzte große Herausforderung, der wir uns im Leben stellen müssen, vielleicht sogar die größte. Dabei muss auf Selbstbestimmung besonderen Wert gelegt werden, das heißt auch: ganzheitlich begleitet, ohne Schmerzen, möglichst in vertrauter Umgebung.“

Sterben als „letzte große Herausforderung“

Sie verwies im Zusammenhang mit ihrer Forderung nach größtmöglicher vorausschauender Planung und Selbstbestimmung auch auf Instrumente wie die Patientenverfügung, oder Vorsorgevollmachten hin. Ein weiteres großes Anliegen für die Diakonie sind besondere Angebote im Bereich von Palliativ- und Hospizversorgung für Menschen mit Behinderung. Hier gibt es laut Moser steigenden Bedarf.

Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer wies auf die wichtige Rolle der Freiwilligen und pflegenden Angehörigen hin. So betreuten im Vorjahr rund 3.500 ehrenamtliche Hospizmitarbeiter in ganz Österreich mehr als 13.000 Betroffene und ihre Angehörigen - darunter auch viele Freiwillige des Roten Kreuzes. „Freiwillige Hospizteams und pflegende Angehörige begleiten schwerkranke Menschen auf ihrem letzten Weg. Für diese schwierige Aufgabe braucht es dringend mehr Anerkennung und finanzielle Unterstützung von der Politik und Gesellschaft“, so Schöpfer.

Wie der Rotkreuz-Präsident weiter sagte, gebe es in der Regierungserklärung zum Thema Palliativ- und Hospizversorgung zwar „einige freundliche Sätze“, diesen seien bisher aber kaum Taten gefolgt.

religion.ORF.at/KAP/APA

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