Kirchliches Institut begrüßt „Teenstar“-Prüfung

Das Institut für Ehe und Familie (IEF) der österreichischen Bischofskonferenz hat die genaue Prüfung aller externen Anbieter von Sexualkunde an Schulen - darunter auch der christliche Verein „Teenstar“ - durch das Bildungsministerium begrüßt.

„Die Stärkung wertorientierter Sexualpädagogik ist Gebot der Stunde“, erklärte IEF-Direktor Johannes Reinprecht am Mittwoch gegenüber Kathpress. Man hoffe auf eine unabhängige und sachorientierte Prüfung und werde bis zum Vorliegen der Ergebnisse mit „Teenstar“ aufgrund bisher „sehr guter Erfahrungen“ jedoch vorerst festhalten.

Die „Salzburger Nachrichten“ hatten bereits im Sommer über Kritik an der angeblich „streng katholischen Lebenskunde“ von „Teenstar“ geschrieben. Propagiert werde etwa natürliche Familienplanung, kein Sex vor der Ehe und dass die sexuelle Orientierung durch eine Kombination aus Therapie, Selbsthilfegruppen und Seelsorge veränderbar sei. Masturbation werde als schädlich dargestellt.

„Ultrakonservatives Weltbild“

Am Dienstag berichteten die Wiener Stadtzeitung „Falter“ und der ORF über angeblich vom Verein genutzte Schulungsunterlagen, die ihr von der Homosexuellen-Initiative HOSI Salzburg zugespielt wurden. „Teenstar“ vermittle demnach ein „christlich, fundamentalistisches, ultrakonservatives Weltbild, das von einigen wenigen ganz fundamentalistischen Strömungen in Österreich vertreten wird“, so Paul Haller von der HOSI in der „ZiB2“.

„Teenstar“ ist weltweit tätig, in Österreich war der Verein bisher vor allem in Salzburg aktiv. Die dortige Bildungsdirektion (bisher: Landesschulrat) hat bereits mit Oktober Schulen die Zusammenarbeit mit dem Verein untersagt, bis eine Überprüfung der Lehrinhalte durch die Schulaufsicht abgeschlossen ist.

„Für konstruktive Kritik dankbar“

Sexualpädagogik sei für junge Menschen wie auch für ihre Eltern ein wichtiges Thema, sagte Reinprecht. Wichtig sei dabei das einfühlsame Herangehensweise mit Rücksicht auf die Entwicklung des Kindes, das Meiden jeder Ideologisierung und Indoktrination und auch die Wahrung des vorrangigen Erziehungsrechtes der Eltern. „Teenstar“ erfülle diese Anforderungen aus Sicht des IEF, weshalb es im Auftrag der Bischofskonferenz engen Austausch mit dem sexualpädagogischen Verein gebe. Dieser habe sich dabei laufend daran interessiert gezeigt, sein Angebot zu verbessern, und sei „für konstruktive Kritik dankbar“.

Nicht nachvollziehen könne er die derzeit laufenden „medialen Angriffe“ gegen den christlichen Verein, so Reinprecht weiter. „‚Teenstar‘ leistet einen wichtigen Beitrag für eine wertorientierte und ganzheitliche Sexualpädagogik“, so der kirchliche Experte. Der Verein gehe in seiner Arbeit wertebasiert und sensibel vor und suche Antworten auf die tatsächlichen Fragen von Kindern und Jugendlichen. Wie Reinprecht betonte, stehe das IEF dem Ministerium mit seiner eigenen Expertise für Gespräche zum Thema Sexualkunde im schulischen Bereich gerne zur Verfügung.

Prüfung bis Dezember

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass das Bildungsministerium derzeit überprüft, ob „Teenstar“ und dessen Angebote mit dem Lehrplan bzw. dem Grundsatzerlass zu Sexualpädagogik übereinstimmen. Im Dezember sollen Ergebnisse vorliegen und den Schulen und Bildungsdirektionen kommuniziert werden, teilte Generalsekretär Martin Netzer der APA mit. Die bisherige Sichtung habe ergeben, dass „gewisse Inhalte nicht dem Grundsatzerlass widersprechen“, weshalb eine weitere Zusammenarbeit in bisheriger Form wohl die Adaption des Konzepts zur Voraussetzung haben werde, so der Ministeriumssprecher, ohne dabei Details zu nennen.

Auf Qualitätsmängel überprüft

Bereits zuvor hatte das Ministerium laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung vom September angeordnet, dass bundesweit alle Sexualkunde-Workshops externer Anbieter bei den Bildungsdirektionen gemeldet werden und diese sofort eingreifen müssen, falls das Angebot den Vorgaben widerspricht oder Qualitätsmängel aufweist.

Bei der nunmehrigen Überprüfung - infolge einer Anordnung der Salzburger Landesdirektion - handle es sich nicht um eine „Lex Teenstar“, erklärte Netzer: Die generellen Kriterien - wie etwa die altersadäquate Vermittlung der Themen auf aktuellem Stand der Wissenschaft - würden für alle an Schulen tätigen Vereine gelten. Bei der Klarstellung im Dezember werde es darum gehen, wie die Einhaltung der Qualitätskriterien sicherzustellen sei.

Kritik an Aussagen über Homosexualität

Seitens des Vereins „Teenstar“ selbst hieß es am Mittwoch auf Kathpress-Anfrage, die im Wochenmagazin „Falter“ zitierten Unterlagen seien veraltet und seit Monaten in Überarbeitung. Hinsichtlich Homosexualität werde bei „Teenstar“ jeder Mensch in seiner sexuellen Selbstbestimmung respektiert, auch wenn man an der Tatsache ansetze, „dass jedes Kind biologisch einen Vater und eine Mutter hat und dass sich jedes Menschenleben der Polarität der Geschlechter verdankt“.

Im Konzept nehme man darauf Rücksicht, dass nur ein Teil der homosexuell empfindenden Jugendlichen später eine „stabile homoerotische Ausrichtung“ entwickelten. Man vermeide daher, Jugendliche „vorschnell auf eine bestimmte sexuelle Orientierung (z. B. auch Bisexualität) festzulegen oder sie dazu zu ermutigen, sich über ihre erotischen Gefühle zu definieren“.

Gegenüber Jugendlichen, die die Zugehörigkeit zu einem anderen Geschlecht zum Ausdruck bringen, werde „mit Wertschätzung begegnet“ und ihnen „zusammen mit ihren Eltern empfohlen, sich bei subjektiv empfundenen Bedarf für eine Begleitung an die entsprechenden fachlichen Einrichtungen zu wenden“.

„Erfüllung in verlässlicher Beziehung“

Zum medialen Kritikpunkt, dass der Verein „keinen Sex vor der Ehe“ propagiere, hieß es seitens „Teenstar“, Sexualität finde ihre „tiefste Erfüllung als Ausdruck von Liebe in verlässlicher und intimer Beziehung“, wozu die Annahme der ganzen Person des Anderen gehöre. Dafür habe sich in allen Zivilisationen der Rahmen der Ehe bewährt. Auch die jungen Menschen hätten das Bedürfnis nach verbindlichen Beziehungen, die einen festen Rahmen für die Entfaltung ihrer Potenziale bilden, weshalb „Teenstar“ seinen Teilnehmern die Möglichkeit biete, „sich mit dieser Sicht von Partnerschaft und Familie auseinanderzusetzen“.

In den Kursen und Workshops von „Teenstar“ würden „alle Verhütungsmethoden ausführlich besprochen“, und zwar hinsichtlich ihrer Verlässlichkeit wie auch der Auswirkungen auf Körper, Psyche, Partnerschaft und Umwelt, so der Verein weiter. „Ebenso wird natürliche Familienplanung nach dem neuesten wissenschaftlichen Stand vorgestellt und von überholten, unzuverlässigen Methoden abgegrenzt (z. B. Kalendermethode). Die konkrete Anwendung wird jedoch nicht gelehrt.“ Explizit werde darauf hingewiesen, „dass die im Teenstar-Kurs vermittelten Kenntnisse nicht ausreichen, die Methode verlässlich anzuwenden“.

Eine bestimmte Verhütungsmethode werde bei Teenstar jedenfalls nicht empfohlen: „Das erworbene Wissen soll die Jugendlichen befähigen, eigenständig verantwortliche Entscheidungen zu treffen“, so die Auskunft des Vereins.

religion.ORF.at/KAP

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