Synode in Istanbul berät über Konzil zur Orthodoxie

Die Gründung einer autokephalen (eigenständigen) ukrainisch-orthodoxen Kirche geht in die Zielgerade. Der Heilige Synod des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel kommt laut Kathpress vom Dienstag bis Donnerstag in Istanbul zusammen.

Laut Kirchenangaben will das Leitungsgremium bei seiner Sitzung den „konkreten Termin im Dezember“ für das „Heilige Konzil der orthodoxen Kirche der Ukraine“ festlegen. „Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel wiederholt seine heilige Entscheidung, der orthodoxen Kirche der Ukraine den Tomos (Erlass) über die Autokephalie zu gewähren“, hatte es vor einer Woche in einer nur zwei Sätze langen Erklärung geheißen.

Unklar ist weiter, wer am Kiewer Konzil (Sobor) teilnehmen wird und wie die kirchliche Hoheit über rund 30 Millionen orthodoxe Ukrainer sowie etwa 18.000 Pfarren und ungefähr ebenso viele Geistliche in der ehemaligen Sowjetrepublik danach aussehen wird.

Spaltung in drei orthodoxe Kirchen

Die Pfarren, Priester und Gläubigen in der Ukraine sind in drei orthodoxe Kirchen gespalten, die nicht einmal die Taufe gegenseitig anerkennen: die mitgliedsstärkste, mit Moskau verbundene ukrainisch-orthodoxe Kirche, das 1992 gegründete Kiewer Patriarchat und die bereits 1921 entstandene „Ukrainische autokephale orthodoxe Kirche“. Alle Versuche, die Orthodoxie in dem Land zusammenzuführen, scheiterten bisher.

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. und der rumänische Patriarch Daniel

Reuters/Inquam Photos/Octav Ganea

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. zu Besuch beim rumänischen Patriarchen Daniel am Sonntag in Bukarest, Rumänien

Geht es nach den Vorstellungen des Ökumenischen Patriarchats, sollen sich alle ukrainischen Bischöfe in Kiew versammeln und das Kirchenoberhaupt wählen. Läuft alles nach Plan, wird der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. als Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie offenbar wenig später der ukrainischen Kirche die Autokephalie (Eigenständigkeit) verleihen.

Ukrainische Bischöfe bleiben fern

Doch schon steht fest, dass fast alle rund 90 ukrainischen Bischöfe des Moskauer Patriarchats dem Kiewer Konzil fernbleiben werden. Nur etwa drei Bischöfe wollen teilnehmen. Metropolit Hilarion, Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau, erklärte das Vereinigungskonzil bereits für gescheitert. Beobachter sprechen eher von einem Patt. Es sieht so aus, als würde weder Konstantinopel noch Moskau gewinnen. Die Russisch-Orthodoxe Kirche ist die größte Nationalkirche und rechnet seit Jahrhunderten auch die Ukraine zu ihrem Gebiet.

Inzwischen haben sich die Patriarchate von Moskau und Konstantinopel in der Ukraine-Frage so sehr überworfen, dass ein völliges Auseinanderbrechen der orthodoxen Kirche droht, ein Schisma. Die russisch-orthodoxe Kirche verbot ihren Gläubigen bereits den Besuch von Gottesdiensten der neuen Kirche. Sie brach außerdem alle Kontakte zu Bartholomaios ab.

Serbien und Polen auf Distanz

Die zwölf anderen eigenständigen (autokephalen) orthodoxen Kirchen vermeiden es, sich ganz auf die Seite eines der beiden Patriarchen von Moskau oder Konstantinopel zu stellen. Jedoch gingen die Kirchen von Serbien und Polen zuletzt eindeutig auf Distanz zu Konstantinopel.

„Russland ist verantwortlich für die gegenwärtige schmerzhafte Lage in der Ukraine“, sagte Bartholomaios Anfang September. „Weil Russland das Problem nicht lösen kann, hat das Ökumenische Patriarchat die Initiative zur Lösung des Problems ergriffen.“

Der Kirchenstreit wird verschärft durch den politischen Konflikt zwischen der Ukraine und Russland über die Westausrichtung Kiews, manifestiert durch die Annexion der Schwarzmeer-Halbinsel Krim oder die Kämpfe im Donbass.

religion.ORF.at/APA/KAP

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