Vatikan-Botschafterin: Dialog in globalen Fragen

Die neue Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Franziska Honsowitz-Friessnigg (56), hat dieser Tage Papst Franziskus ihr Beglaubigungsschreiben übergeben. Der Papst sei besonders an globalen Fragen interessiert, sagte sie.

Am Freitag tritt sie auch ihr Amt als österreichische Vertreterin in San Marino an. „Es ist eine Ehre und eine Freude für mich, als erste Frau Österreich im Vatikan vertreten zu dürfen“, so die Diplomatin im Gespräch mit der APA in Rom. Bei der Übergabe des Beglaubigungsschreibens im Vatikan am 19. November sei das Gespräch mit Papst Franziskus sehr herzlich verlaufen. „Der Papst war besonders an globalen Fragen und einem Dialog und Zusammenarbeit dazu mit Österreich interessiert“, sagte die Botschafterin.

Schutz der Umwelt besonders wichtig

Papst Franziskus sei der Schutz der Umwelt besonders wichtig und er verfolge aufmerksam die Vorbereitung der UNO-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz im Dezember. „Bei Umweltfragen vertritt der Vatikan Positionen, die Österreich sehr nahe stehen“, meinte Honsowitz-Friessnigg. Auch Fragen rund um nukleare Abrüstung, Menschenrechte, Dialog zwischen Generationen und das Thema eines würdevollen Alterns würden dem Papst besonders am Herzen liegen. Im Vatikan anerkenne man auch die große Leistung, die Österreich bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen erbracht habe.

Es gebe bereits mehrere Botschafterinnen, die ihr Land beim Heiligen Stuhl vertreten. Der Frauenanteil im Vatikan selbst liege bei 20 Prozent, beim eigenen Sender Radio Vatikan bei 50 Prozent. „Im Vatikan gibt es Restauratorinnen, Kunsthistorikerinnen Journalistinnen, aber auch Abteilungsleiterinnen. Der Papst hat für mehr Raum für eine wirksamere weibliche Präsenz plädiert“, sagte die Diplomatin.

Großes „Stille Nacht“-Jubiläum

Kaum im Amt, arbeitet Honsowitz-Friessnigg an einem großen Ereignis im Vatikan. Am 12. Dezember wird das 200. Jubiläum des Weihnachtslieds „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ gefeiert. Eine Delegation aus Österreich, der sich Parlamentarier aus allen Fraktionen anschließen, kommt zur Generalaudienz im Vatikan. In der österreichischen Botschaft am Heiligen Stuhl ist eine Ausstellung zur historischen Entstehung des Liedes geplant.

Eine Salzburger Sängerin wird das Weihnachtslied mit einer Gitarre aus dem Stille-Nacht-Museum von Hallein begleiten. Teile eines ORF-Films zur Entstehung des Liedes werden gezeigt. „‚Stille Nacht‘ ist eine Friedensbotschaft, die von Österreich ausgegangen ist und in 300 Sprachen übersetzt wurde“, sagt die Botschafterin.

Botschafterin seit 1984

Honsowitz-Friessnigg, die nach dem Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften an der Universität Graz 1984 in die Dienste des Außenministeriums trat, ist häufigen Länderwechsel gewöhnt. Zuletzt war sie seit 2014 Botschafterin in Algerien. „Für uns ist es selbstverständlich, dass wir alle paar Jahre das Land wechseln und neue Aufgaben übernehmen. Die Jahre in Algerien waren für mich eine sehr interessante Zeit, in der wir uns intensiv für die österreichische Wirtschaft eingesetzt haben. Man muss flexibel sein und sich auf neue Herausforderungen einstellen. Offenheit und Dialogfähigkeit gehören zum Beruf, eine sehr spannende Tätigkeit im Dienste Österreichs“, sagt Honsowitz-Friessnigg.

Als Botschafterin in San Marino will sie vor allem die Wirtschaftskooperation weiter intensivieren und den Dialog mit jungen Start-up-Unternehmen fördern. Sie wird unter anderem mit dem Wirtschafts- und dem Tourismusminister sprechen. Am kommenden Dienstag wird Honsowitz-Friessnigg beim Malteser Ritterorden ihr Beglaubigungsschreiben übergeben. „Der Malteser Ritterorden leistet in Österreich im Krankenhausbereich wichtige humanitäre Arbeit. Mein Anliegen ist, die Kooperation zur Förderung des ehrenamtlichen und freiwilligen Einsatzes insbesondere junger Menschen zu unterstützen“, so die Diplomatin.

religion.ORF.at/APA

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