Jüdischer Dachverband in Ungarn: „Volksverhetzung“

Der Dachverband der Juden in Ungarn hat eine Darstellung seines Vorsitzenden Andras Heisler auf der Titelseite eines regierungsnahen Magazins als „Volksverhetzung“ verurteilt.

Die Darstellung Heislers mit Banknoten um ihn herum auf dem Cover des Magazins „Figyelö“ lasse „jahrhundertealte Stereotypen gegen unsere Gemeinde wieder aufleben“, erklärte der Dachverband Mazsihisz. Eine solche Darstellung entbehre jeder Grundlage und sei „beispiellos“ seit Ungarns Übergang zur Demokratie 1990.

Vorwurf von Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung

Das Blatt „Figyelö“ warf Heisler und Mazsihisz Unregelmäßigkeiten bei der Buchhaltung im Zusammenhang mit einem staatlich geförderten Projekt zur Renovierung einer Synagoge in Budapest vor. Mazsihisz weist die Vorwürfe zurück.

Der israelische Botschafter und die kanadische Botschafterin in Ungarn zeigten sich nach eigenen Angaben in Anrufen bei Heisler entsetzt über das Titelbild.

Vorwürfe gegen die Regierung Orban

Der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban wurde in der Vergangenheit wiederholt vorgeworfen, antisemitische Stereotypen in ihrer Kampagne gegen den ungarischstämmigen jüdischen US-Milliardär George Soros zu bedienen. Zugleich sagte die Regierung in dieser Woche 1,5 Millionen Euro pro Jahr für Projekte im Kampf gegen Antisemitismus in Ungarn und Europa zu.

Einer in dieser Woche veröffentlichten europaweiten CNN-Umfrage zu antisemitischen Einstellungen zufolge sind 42 Prozent der Ungarn der Meinung, dass Juden weltweit zu viel Einfluss im Finanz- und Geschäftswesen haben. 19 Prozent gaben zu, schlecht über Juden zu denken.

Allerdings ist die jüdische Gemeinde in Ungarn - die größte Mitteleuropas - dem Jüdischen Weltkongress zufolge nur „gelegentlich von antisemitischen Zwischenfällen“ betroffen und hat „alle Möglichkeiten“, ihre Religion auszuüben.

religion.ORF.at/AFP