Dönhoff-Preis für Moschee-Gründerin Ates

Die Berliner Anwältin und Moschee-Gründerin Seyran Ates ist mit dem diesjährigen Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung ausgezeichnet worden.

„Seyran Ates steht beispielhaft für viele Menschen in Deutschland, die das kulturelle Leben bereichern, ohne die eigene Herkunft aufzugeben“, sagte deutsche Ex-Bundespräsident Christian Wulff am Sonntag in seiner Laudatio im Hamburger Schauspielhaus.

Die in Istanbul geborene Ates hatte im Sommer 2017 im Berliner Ortsteil Moabit die liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee ins Leben gerufen. Dort beten Männer und Frauen gemeinsam, auch Homosexuelle sind zugelassen. Das Engagement der 55-Jährigen für einen modernen und aufgeklärten Islam erfährt viel Zuspruch, ist aber unter anderem fundamentalistischen Muslimen ein Dorn im Auge.

Seyran Ates

APA/AFP/John MacDougall

Seyran Ates erhielt den Marion-Dönhoff-Preis 2018

Für modernen, aufgeklärten Islam

„Seyran Ates ist eine streitbare Frau, eine Kämpferin. Sie bezieht Position. Das ist oft unbequem und außerordentlich gefährlich“, so Wulff. Ates ist nicht erst seit Gründung ihrer Moschee Anfeindungen ausgesetzt.

1984 wurde sie bei einem Attentat auf eine Beratungsstelle für von häuslicher Gewalt bedrohte Frauen angeschossen und schwer verletzt. Heute steht sie rund um die Uhr unter Personenschutz. In ihrer Dankesrede betonte die Aktivistin, trotzdem nicht ans Aufgeben zu denken: „Gott bürdet mir nichts auf, was ich nicht tragen könnte.“

Verteidigung der Grundrechte

Der Dönhoff-Förderpreis ging an Reporter ohne Grenzen - eine Organisation, die sich weltweit für bedrohte und verfolgte Journalisten einsetzt. Die deutsche Justizministerin Katarina Barley (SPD) würdigte die Reporter in ihrer Laudatio dafür, dass sie „einen ganz wichtigen Beitrag leisten bei der Verteidigung unserer Grundrechte“ und bezeichnete Angriffe auf die Pressefreiheit als Angriffe auf die ganze Gesellschaft. „Sie haben jede Unterstützung verdient. Meine haben Sie auf jeden Fall.“

Beide Auszeichnungen sind mit jeweils 20.000 Euro dotiert. Die Wochenzeitung „Die Zeit“, die „Zeit“-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie die Dönhoff-Stiftung in Hamburg verliehen den Preis in diesem Jahr zum 16. Mal - in Erinnerung an die Publizistin Marion Dönhoff (1909-2002).

religion.ORF.at/dpa

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