Initiative macht gegen Abtreibung mobil

Die Initiative „#fairändern“ tritt mit Unterstützung der katholischen Kirche und einzelner ÖVP- und FPÖ-Politiker gegen die Fristenregelung auf. Die parlamentarische Bürgerinitiative haben 55.309 Österreicher unterzeichnet - Kardinal Christoph Schönborn ist einer davon.

Am Montag übergaben die Initiatoren die Unterschriftenliste an Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP). Gefordert wird darin etwa die Abschaffung der eugenischen Indikation: Schwangere Frauen, die ein Kind mit einer schweren geistigen oder körperlichen Behinderung erwarten, können auch nach dem dritten Schwangerschaftsmonat einen Abbruch durchführen lassen. Die Initiatorinnen von „#fairändern“ sehen darin einen Missstand und fordern „ein Ende der gesetzlichen Diskriminierung von Kindern mit Behinderung“.

Eingriff in Fristenregelung

Auch eine verpflichtende Bedenkzeit vor einem Schwangerschaftsabbruch von mindestens drei Tagen wird von der Initiative gefordert. Es brauche zudem mehr Unterstützungs- und Beratungsangebote für Schwangere in Konfliktsituationen.

Die Umsetzung einiger der zentralen Forderungen würden einen direkten Eingriff in die in den 1970er Jahren eingeführte Fristenregelung bedeuten. Damals wurden Abtreibungen bis zum dritten Schwangerschaftsmonat straffrei gestellt, in Ausnahmefällen (eugenische Indikation) auch darüber hinaus. Die Fristenregelung wurde 1975 unter Protest der ÖVP und der katholischen Kirche von der SPÖ-Regierung eingeführt.

Erzbischof von Salzburg, Franz Lackner und Kardinal Christoph Schönborn bei der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz in Michaelbeuern

APA/Barbara Gindl

Kardinal Schönborn und Erzbischof Franz Lackner unterstützen #fairändern

ÖVP-Politiker und Schönborn unterstützen

Unterstützung für den aktuellen Vorstoß gegen die gesetzliche Regelung kam nun auch aus dem ÖVP-Nationalratsklub. Bei der Übergabe der Unterschriftenliste an Sobotka waren Familiensprecher Norbert Sieber (ÖVP), Behindertensprecherin Kira Grünberg (ÖVP) und Menschenrechtssprecherin Gudrun Kugler (ÖVP) dabei. Vergangene Woche bekam die Initiative auch Rückenwind aus den Reihen der Bundesregierung - Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) unterschrieb. Er sprach sich gegen die Möglichkeit von Spätabtreibungen aus.

Auch die Spitzen der katholischen Kirche unterstützen die Initiative: Kardinal Christoph Schönborn sowie der Salzburger Erzbischof Franz Lackner unterschrieben die Petition.

Freikirchliche Pastorin als Gesicht der Initiative

Erstunterzeichnerin und stellvertretende Vorsitzende von #fairändern, Petra Plonner, ist das Gesicht der Initiative. Sie hat einen religiösen Hintergrund. Die Pastorin der Freikirche Life Church sieht in den seit Juni gesammelten 55.309 „ein klares Statement der österreichischen Bürger, die faire Bedingungen für Frauen im Schwangerschaftskonflikt und ihre Kinder fordern“. Ihrer Ansicht nach würden sich viele Frauen zu einem Abbruch gedrängt fühlen. Mit der Initiative strebe man daher auch eine Sensibilisierung und Bewusstseinsveränderung in der Gesellschaft zu dem Thema an. Die Initiative ist mittlerweile offiziell bis 22. Februar verlängert worden.

Ein Informationsdefizit bei betroffenen Frauen vermutet „#fairändern“-Vorsitzende Carina Eder: „Frauen und Familien in einer Konfliktschwangerschaft, besonders auch jene, die ein Kind mit Behinderung erwarten“, hätten ein Recht darauf, umfassend informiert und unterstützt zu werden. Das derzeitige Angebot an Beratungsstellen ist Eder zu wenig. Es müsse ausgebaut werden. Die Initiatorinnen von „#fairändern“ gehen davon aus, dass mehr Beratung dazu führt, dass Frauen sich gegen eine Abtreibung entscheiden.

Kostenlose Verhütung

Anhängerinnen und Anhänger der Wahlfreiheit für Frauen betonen hingegen stets, dass Schwangere Abbrüche erst nach reiflicher Überlegung durchführen lassen. Bessere Rahmenbedingungen für Familien bzw. Frauen mit Kindern und kostenlose Verhütungsmittel seien besser geeignet, um Schwangerschaftsabbrüche zu verhindern, als gesetzliche Beschränkungen oder zusätzliche Beratung.

akin, religion.ORF.at/KAP

Link: