Caritas begrüßt Reformpläne zur Pflege

„Erfreulich" ist für Caritas-Präsident Michael Landau laut einer Aussendung vom Donnerstag, dass sich die Bundesregierung des Themas Pflege annehmen will“.

Er hoffe, „dass es nicht bei punktuellen Lösungsansätzen bleibt, sondern dass die Pflege in ihrer Gesamtheit reformiert und zukunftsfest gestaltet wird“. Angesichts der 1,4 Millionen Österreicherinnen und Österreichern, die entweder pflegebedürftig sind oder aber als Angehörige selbst Pflege leisten, müssten ausreichend und leistbare Pflegeangebote in allen Bundesländern zur Verfügung stehen.

Szene in einem Pflegeheim

APA/Helmut Fohringer

In den Bundesländern gibt es derzeit unterschiedliche Leistungen und Angebote für das gleiche Pflegegeld

„Es ist notwendig, sich jetzt zu überlegen, wie eine Pflege, die an der Würde der Menschen Maß nimmt, auch in Zukunft gewährleistet werden kann“, so Landau. Eine unmittelbare Voraussetzung dafür sei eine Gesamtstrategie für Österreich unter der Einbindung von Bund, Ländern und Gemeinden und die Finanzierung aus einer Hand. Es müsse das Ziel sein, die österreichweit neun verschiedenen Pflege- und Betreuungssysteme zu harmonisieren.

„Dass es in den Bundesländern unterschiedliche Leistungen und Angebote für das gleiche Pflegegeld gibt, ist nicht nachzuvollziehen und führt zu Verunsicherung bei Betroffenen und Angehörigen“, so Landau. Eine neue „und vor allem solidarische Finanzierungslogik wäre fairer, klüger und hoch an der Zeit“.

Pflegerisiko steigt

Bis 2050 steige die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit 450.000 auf 750.000 Menschen, rechnet die Caritas vor. „Wir alle haben ein hohes Pflegerisiko, weil wir, was ja auch erfreulich ist, statistisch gesehen immer älter werden. Es wäre verantwortungslos, aktuelle Schwachstellen in der Versorgung den nachfolgenden Generationen zu überlassen“, argumentiert Landau. Es brauche kluge Anreize und Maßnahmen, Menschen durch das Pflegesystem zu begleiten.

Hierzu ist es laut Caritas dringend an der Zeit, „das Pflegegeld – als Dreh- und Angelpunkt im Pflegesystem - umfassend zu reformieren und jährlich zu valorisieren“. Flexible, den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen angepasste Angebote von den mobilen Diensten, mehrstündigen Alltagsbetreuungen zu Hause hin zu teilstationären und stationären Leistungen müssten umfassend ausgebaut werden.

Demenzstrategie umzusetzen

800.000 Frauen und Männer – oft auch Kinder – kümmern sich laut Caritas um die Pflege ihrer Eltern und Großeltern oder anderer Verwandten. „Sie brauchen Unterstützung: Entlastung, Beratung, aber auch die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf als eine der großen Herausforderungen für pflegende Familienmitglieder“, so der Caritas-Präsident. Er betont auch die Wichtigkeit, die bereits vorhandene Demenzstrategie umzusetzen.

Caritas-Präsident Michael Landau

Caritas/Maurice Shourot

Caritas-Präsident Michael Landau

Gute Pflege braucht Professionalität

Klar sei, es werde aufgrund der demografischen Entwicklung einen erhöhten Bedarf an Beschäftigten in Betreuungs- und Pflegeberufen geben. Um mehr Menschen für Pflegeberufe zu begeistern, seien Ausbildung und Arbeitsbedingungen entscheidend. Besonders wichtig findet die Caritas hier die Durchlässigkeit im Ausbildungssystem sowie eine Anpassung der Ausbildungsplätze an den tatsächlichen Bedarf in der Pflege. Landau: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten hier Tag für Tag hervorragende Arbeit. Diese wichtige Arbeit gilt es anzuerkennen und zu unterstützen.“

Würde bis zuletzt

Es ist oft eine Frage des Geldes, ob Menschen am Ende ihres Lebens die Betreuung und Sicherheit finden, die sie und ihre Angehörigen so dringend brauchen. Österreichweit ist die Hospiz- und Palliativversorgung für den Erwachsenenbereich in vielen Feldern nur zur Hälfte gedeckt.

„Niemand käme auf die Idee, für die Versorgung eines Beinbruchs – etwa für einen Gips – in Österreich um Spenden zu bitten. Wenn es um das vielleicht schwierigste Wegstück des Lebens – nämlich das Sterben – geht, sind die Menschen aber auf Spendenmittel angewiesen“, so Landau und weiter: „Die Hospiz- und Palliativversorgung muss in Österreich so selbstverständlich werden wie die reguläre medizinische und pflegerische Versorgung. Das haben wir uns alle verdient.“

religion.ORF.at

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