PK-Absage zu Gurk: Pfarrer-Initiative „entsetzt“

Die katholische Pfarrer-Initiative um Ex-Generalvikar Helmut Schüller übt wegen der von der Bischofskongregation in Rom angeordneten Absage einer Pressekonferenz zur wirtschaftlichen Gebarung der Diözese Klagenfurt-Gurk heftige Kritik am Vatikan.

„Wir sind entsetzt über dieses Vorgehen. Das Kirchenvolk wird wieder einmal außen vor gelassen“, sagte Schüller am Dienstag der APA. „Die, die alles ausbaden müssen, was die Bischöfe entscheiden, werden nicht einmal informiert.“ Dabei stehe schon in der Bibel, dass Euch die Wahrheit frei machen wird, zitierte der frühere Generalvikar.

„Missachtung des Kirchenvolks“

Schüller äußerte die Sorge, dass Rom die Vorgänge in Kärnten vertuschen möchte und sprach von einer „Lieblosigkeit“ und „Missachtung des Kirchenvolks“, das mit seinen Kirchenbeiträgen wesentlich zu den Finanzen einer Diözese beiträgt.

Der Sprecher der Pfarrer-Initiative Helmut Schüller

APA/Robert Jäger

Helmut Schüller, Sprecher der Pfarrer-Initiative

Die Finanzgebarung der Diözese Klagenfurt-Gurk und die damit verbundene Kritik am früheren Bischof Alois Schwarz sorgt seit Monaten für Diskussionen. Schwarz war ab 2001 Bischof der Kärntner Diözese. Im Mai 2018 ernannte Papst Franziskus den gebürtigen Niederösterreicher zum Bischof von St. Pölten, im Juli wurde Schwarz in sein neues Amt eingeführt.

In Klagenfurt übernahm Engelbert Guggenberger als Administrator die interimistische Leitung der Diözese. Guggenberger äußerte im Zusammenhang mit dem bischöflichen Mensalgut in Interviews und Presseaussendungen Kritik an der Amtsführung von Schwarz. In Medienberichten war zudem von Misswirtschaft sowie einem fragwürdigen Führungsstil die Rede.

Vorwürfe zurückgewiesen

Schwarz wies die Vorwürfe zurück und wandte sich im Sommer mit einer Sachverhaltsdarstellung an die vatikanische Bischofskongregation und bat um Prüfung und Klärung. Guggenberger wollte am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Klagenfurt einen Abschlussbericht zur wirtschaftlichen Gebarung der Diözese präsentieren, wurde aber aus Rom zurückgepfiffen. Der fertiggestellte Prüfbericht soll laut päpstlicher Nuntiatur in Wien stattdessen an die Bischofskongregation in Rom übermittelt werden.

Bischof Alois Schwarz  Amtseinführung zum neuen St. Pöltner Diözesanbischof

APA/Hans Punz

Vorwurf der Misswirtschaft gegen Bischof Alois Schwarz

„Dem Ansehen der Kirche wird dadurch großer Schaden zugefügt, weil die Wahrheit auf diese Weise behindert wird“, zeigte sich Diözesanadministrator Guggenberger am Montag verärgert. Schwarz selbst ging danach in die Offensive und betonte in einer Stellungnahme, dass der Rohbericht zur wirtschaftlichen Gebarung des Bistums Gurk in seiner Ära die „Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften“ bestätige. Es habe keine Tätigkeiten gegeben, die den Bestand des Bistums gefährden oder seine Entwicklung wesentlich beeinträchtigen hätten können.

Behörde „seit Langem informiert“

Schüller von der Pfarrer-Initiative erklärte am Dienstag, dass die vorgesetzte Behörde in Rom seit Langem über die Vorgänge in der Kärntner Diözese und auch über den Prüfbericht bereits informiert sei. „Es entsteht eher der Eindruck eines taktischen Manövers.“ Jetzt so zu tun, als sei man überrascht, „ist schwer erträglich“.

Schüller forderte eine Kultur der Rechenschaft, Verantwortung und Transparenz. „Wenn nicht auf eine transparente Rechenschaftskultur umgeschaltet wird, dann sind wir als Kirche auch aus der Zeit gefallen, weil das sind die Mindeststandards einer modernen Gesellschaft.“

Kritik übte Schüller auch an Bischof Schwarz. In dessen aktueller Erklärung ortet der Pfarrer eine Diskrepanz zwischen der Notwendigkeit eines Prüfberichtes und dessen Aussagen. Schwarz Erklärung beinhalte ja die Formulierung, dass die Diözese zu keiner Zeit in ihrem Bestand gefährdet war. "Dazu kann ich nur sagen, das wär ja noch schöner.

Diözese Gurk: „Wie im Mittelalter“

Nach der von Rom untersagten Offenlegung des wirtschaftlichen Prüfberichts der Diözese Gurk ist der „Maulkorb“ Tagesthema. Bischof Alois Schwarz verteidigt seine Amtszeit in Kärnten. Unverständnis gibt es bei Priestern, der Befehl von oben sei „wie im Mittelalter“ - mehr dazu in Diözese Gurk: „Wie im Mittelalter“.

religion.ORF.at/APA

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