Kardinal Pell kein Berater des Papstes mehr

Der wegen Missbrauchsvorwürfen belastete australische Kardinal George Pell gehört nicht mehr zum Beratungsgremium des Papstes. Im Zuge der Pädophilie-Skandale setzte Papst Franziskus zwei Kardinäle aus seinem direkten Umfeld ab.

Wie der Vatikan am Mittwoch mitteilte, handelt es sich um die Kardinäle George Pell aus Australien sowie Francisco Javier Errazuriz aus Chile. Sie seien aus dem von Franziskus gegründeten sogenannten „K9“-Kardinalsrat ausgeschlossen worden. Das internationale Beratergremium berät den Papst bei der Leitung der Weltkirche und bei der Kurienreform.

Der Papst habe sich Ende Oktober schriftlich bei Pell und zwei weiteren Kardinälen, die dem Rat künftig nicht mehr angehören werden, für deren Arbeit bedankt, sagte Papstsprecher Greg Burke am Mittwoch in Rom. Als Grund führte er unter anderem „fortgeschrittenes Alter“ an. Das nach seiner bisherigen Mitgliederzahl „K9-Rat“ genannte Gremium tagte von Montag bis Mittwoch in Rom. Die freiwerdenden Posten würden nicht neu besetzt, sagte Vatikan-Sprecher Greg Burke.

Kardinal George Pell

Reuters/Remo Casilli

Kardinal George Pell gehört dem engeren Beraterteam des Papstes nicht mehr an

Missbrauchsvorwürfe bringen Vatikan in Bedrängnis

Pell wird in Australien Missbrauch Minderjähriger vorgeworfen. Er streitet alle Vorwürfe ab. Er wurde im Juli vor einem Jahr von seinem Amt als Finanzchef des Vatikans freigestellt - bisher wurde kein Nachfolger auf diesem wichtigen Posten ernannt. Pells Mandat endet automatisch im Februar 2019. Der 77-Jährige galt als die Nummer Drei im Vatikan.

Errazuriz (85), der Mitte November seinen Rückzug aus dem Kardinalsrat bekanntgegeben hatte, wird in seiner Heimat vorgeworfen, Missbrauchsfälle vertuscht zu haben, was der Kardinal bestreitet. Der dritte ausscheidende Kardinal ist der bereits 79-jährige Laurent Monsengwo Pasinya aus der Demokratischen Republik Kongo. Er hatte bereits an mehreren „K9“-Sitzungen nicht mehr teilgenommen.

Missbrauchsgipfel im Februar

Der Fall Pell bringt den Papst seit langem in Bedrängnis. Franziskus steht unter Druck, klare Kante beim Thema Missbrauch zu zeigen. Im Februar findet im Vatikan ein Gipfel zum Thema statt. Die Erwartungen sind hoch, dass es dabei nicht nur bei dem Bekenntnis zum Kampf gegen Pädophilie bleibt. Vielmehr fordern Opfer konkrete Taten, dass Missbrauch nicht mehr vertuscht wird und eine wirkliche Aufarbeitung stattfindet.

Nunmehr sechs statt neun Berater

Der „K9-Rat“ wird von Oscar Andres Rodriguez Maradiaga (Honduras) koordiniert. Weitere verbliebene Mitglieder des Rates sind die Kardinäle Reinhard Marx (Deutschland), Oswald Gracias (Indien) und Sean O’Malley (USA) sowie der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der „Regierungschef“ der Vatikanstadt, Governatoratspräsident Kardinal Giuseppe Bertello.

Sekretär ist Bischof Marcello Semeraro von Albano. Ende Oktober berief der Papst zudem den italienischen Kirchenjuristen Marco Mellino als beigeordneten Sekretär in den Kardinalsrat, um den vorliegenden Entwurf für eine neue Kurienordnung juristisch zu überarbeiten.

Personalreduzierungen geplant

Der italienischen Nachrichtenagentur ANSA zufolge wurde vom deutschen Kardinal Reinhard Marx auch das Thema Personalkostenreduzierung bei dem für die Kurienreform zuständigen Kardinalsrat („K9“) angesprochen. Kündigungen seien nicht geplant. Nicht ausgeschlossen wird, dass dank interner Mobilität das Personal das Ressort wechseln könne. Der Vatikan arbeite an einem mehrjährigen Plan, um die Personalkosten unter Kontrolle zu halten.

religion.ORF.at/dpa/APA/KAP

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