Kardinalsrat: Papst entlässt drei enge Mitarbeiter

Am Mittwoch gab Vatikansprecher Greg Burke der Nachrichtenagentur Kathpress zufolge bekannt, dass die im Jargon „K9“ genannte Gruppe von neun Kardinälen, die den Papst in der Kirchenleitung unterstützen, um drei Mitglieder geschrumpft ist - also K6.

Der Schritt kam nicht unerwartet, aber die Umstände geben dem Vorgang ein gewisses Gewicht. Entpflichtet wurden die Kardinäle George Pell (77), Laurent Monsengwo Pasinya (79) und Francisco Javier Errazuriz Ossa (85).

Kardinal George Pell

Reuters/Remo Casilli

Auch Kardinal George Pell gehört dem engeren Beraterteam des Papstes nicht mehr an

Angehörige der ersten Stunde

Sie gehörten dem Kardinalsrat von der ersten Stunde an, also seit April 2013. Insgesamt neun Kollegen, darunter auch der deutsche Kardinal Reinhard Marx, sollten die Reform der römischen Kurie und das Regiment des Papstes beratend begleiten.

Üblicherweise werden Vatikan-Ämter auf fünf Jahre vergeben. Zwar gilt dies nicht ausdrücklich für die Mitglieder des Kardinalsrates, aber offenbar sahen die drei im September eine Gelegenheit, ihren Rücktritt anzubieten. Franziskus entsprach dem Wunsch, wie es hieß, auch mit Blick auf das vorgerückte Alter. In einem Brief Ende Oktober dankte er ihnen für ihre Arbeit in den fünf Jahren.

Kampf um guten Ruf

Doch zumindest zwei Kardinäle können sich nicht auf den päpstlichen Lorbeeren ausruhen. Während zu Monsengwo wenig bekannt ist - er nahm vor dem Hintergrund der schwierigen Lage in seinem Heimatland Kongo zuletzt nur unregelmäßig an den Kardinalstreffen teil und gab Anfang November altersbedingt auch die Leitung seines Erzbistums Kinshasa ab -, kämpfen Errazuriz und Pell um ihren guten Ruf.

Gegen den Chilenen Errazuriz liegen in Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal Anzeigen wegen Meineids und Falschaussage vor. Opfer werfen ihm vor, als Erzbischof von Santiago von 1998 bis 2010 die Strafverfolgung eines später wegen Missbrauchs verurteilten Geistlichen jahrelang verhindert zu haben. Er selbst weist die Anschuldigungen zurück.

Mitte November reiste er noch einmal in den Vatikan. „Ich bin nach Rom geflogen, um mich vom Papst zu verabschieden“, zitierten ihn chilenische Medien. Nach heutigem Stand hatte er damals die Entlassung schon auf dem Tisch. Errazuriz, mit 85 Jahren der Älteste im Rat, ist jetzt auch gesundheitlich angegriffen. Anfang Dezember musste er nach einem Schwächeanfall ins Krankenhaus.

Gerichtsverfahren in Australien

Pell verteidigt sich in seiner Heimat Australien vor Gericht gegen den Vorwurf, in den 1990er-Jahren gegen männliche Jugendliche in Melbourne sexuell übergriffig geworden zu sein. Die australische Justiz verhängte über das gesamte Verfahren ein striktes Berichtsverbot. Vatikansprecher Burke erklärte, man respektiere diese Anordnung - und gab keine weitere Auskunft, ob sich der Vatikan etwa personalpolitisch die Hände binden lässt.

Denn Pell ist noch immer Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariates, einer der einflussreichsten Einrichtungen der Kurie. Zwar wurde er im Juni 2017 von diesem Posten beurlaubt, um, wie Pell damals sagte, seinen „Namen reinwaschen“ zu können. Sollten aber die Missbrauchsvorwürfe gerichtlich bestätigt werden, wäre der Vatikan mit einem solchen Finanzchef in einer peinlichen Situation.

Einen Ausweg bietet vielleicht der 24. Februar. Dann enden Pells erste fünf Jahre im Wirtschaftssekretariat, und er könnte ebenso regulär abgelöst werden wie seinerzeit Kardinal Ludwig Gerhard Ludwig Müller als Präfekt der Glaubenskongregation.

Vorerst keine Nachnominierungen

Nachnominierungen für die drei Kardinäle im Beraterstab des Papstes sind vorerst nicht vorgesehen. Der Vatikan verwies auf allgemeine Überlegungen hinsichtlich der Tätigkeit, Struktur und Zusammensetzung des Rates, aber auch auf die augenblickliche Arbeitsphase.

Damit ist wohl der Abschluss der neuen Kurienordnung „Praedicate Evangelium“ gemeint. Sie war ein Grund, den Kardinalsrat ins Leben zu rufen; der Rat selbst aber soll bestehen bleiben.

Bei der jüngsten Sitzung von Montag bis Mittwoch ging es unter anderem um Möglichkeiten von Personalabbau zur Kostenersparnis im Vatikan - vorzugsweise durch Pensionierungen. Da sind, wie es scheint, die Berater selbst nun mit gutem Beispiel vorangegangen.

religion.ORF.at/APA

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