Ukraine: Katholische Bischöfe gratulieren Primas

Die römisch-katholische Bischofskonferenz der Ukraine hat am Dienstag den beim Kiewer Vereinigungskonzil zum Primas-Metropoliten der orthodoxen Landeskirche des Ökumenischen Patriarchats gewählten Bischof von Wyschhorod, Epifanij Dumenko, gratuliert.

Im Glückwunschschreiben zu dessen Wahl äußert die Conferentia Episcoporum Ucrainae (CEU) unter ihrem Vorsitzenden Bronislaw Bernacki weiters Freude über „den erfolgreichen Abschluss des Vereinigungskonzils“ der ukrainischen Orthodoxie. „Ich hoffe auf eine fruchtbare und freundliche Zusammenarbeit unserer Kirchen zum Wohle der Werke Gottes“, so Bischof Bernacki.

Die Gründung der Landeskirche war am Wochenende in Kiew mit Unterstützung des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., und Staatspräsident Petro Poroschenko erfolgt. Sie entstand aus zwei vom Moskauer Patriarchat abgespaltenen Kirchen. Die Ukraine will sich dadurch auf religiösem Gebiet noch stärker von Russland abgrenzen. Die russisch-orthodoxe Kirche und die Regierung in Moskau protestierten dagegen und werfen Kiew eine Verfolgung der moskautreuen Kirche in der Ukraine vor.

Gründung positiv gesehen

Ebenso wie die CEU sieht die dem Papst unterstellte Ukrainische griechisch-katholische Kirche (UGKK) die Gründung der orthodoxen Landeskirche positiv. „Wir freuen uns, dass die neue Kirchenstruktur den schon bisher tätigen Bischöfen und neben uns lebenden Gläubigen letztendlich die Möglichkeiten gibt, ihr kirchliches Leben vollständig zu entfalten“, sagte der Sekretär ihrer Bischofskonferenz, Weihbischof Bohdan Dziurah, der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA.

Die neue Landeskirche könne ihre Beziehungen nicht nur innerhalb des Landes, sondern auch außerhalb zu den anderen orthodoxen Kirchen frei bestimmen und pflegen. „Was unsere bilateralen Beziehungen angeht, haben wir bis jetzt gut zusammengearbeitet“, so Dziurah über das bisherige Wirkender nicht-moskautreuen Kirchen. Die UGKK wünsche sich, dass sich die Beziehungen „weiterhin konstruktiv und respektvoll entwickeln“.

Patriarch bestätigt Autokephalie am 6. Jänner

Angesichts der internationalen und interkonfessionellen Umstände steht Epifanij dem griechisch-katholischen Bischof zufolge vor schweren Herausforderungen: „Es geht ja um eine ganz neue Art und Weise, Kirche zu sein - und zwar nicht als ein Teil des Moskauer Patriarchats oder als eine von allen anderen orthodoxen Kirchen isolierte Gemeinschaft, sondern als eine in der Weltorthodoxie vollständig integrierte kirchliche Wirklichkeit.“

Als ersten Schritt in die richtige Richtung wertete Dzjurah, dass Epifanij ein komplett neues Führungsteam bilden wolle. Dies solle erfolgen, nachdem die Kirche am 6. Jänner durch Patriarch Bartholomaios I. offiziell als eigenständig (autokephal) anerkannt ist.

Gemischte Reaktionen

Die moskautreue ukrainische Kirche betonte, durch den „Zusammenschluss der Schismatiker“ (Kirchenspalter) habe sich für sie „nichts geändert“. Sie bleibe „die wahre Kirche Christi in der Ukraine“, hieß es in einer Erklärung des Leitungsgremiums nach einer Sondersitzung am Montag. Zugleich wird das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel scharf kritisiert: „Dessen Vorgehen hat bereits zu einer Situation geführt, in der die Möglichkeit der Wiederherstellung der orthodoxen Einheit in der Ukraine für lange Zeit, wenn nicht für immer, blockiert wird.“

Die US-Regierung würdigte indes die Gründung der Landeskirche als „historischen Moment für die Ukraine“. „Die Vereinigten Staaten gratulieren Metropolit Epiphanius zur Wahl zum Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine“, teilte das US-Außenministerium am Montagabend (Ortszeit) mit. Washington unterstütze die Religionsfreiheit für alle Ukrainer, unabhängig ob sie der neuen Kirche beitreten würden oder nicht.

Etwa 27 Millionen der 42 Millionen Einwohner der Ukrainer bekennen sich zur Orthodoxie. Ca. 1,5 Millionen bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche. Deutlich mehr Mitglieder hat in der Ukraine die mit Rom verbundene griechisch-katholische Kirche (UGKK).

religion.ORF.at/KAP/KNA

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