Irak: Christen Mossuls feiern Mette wieder mit Bischof

Die irakische Großstadt Mossul hat wieder einen chaldäisch-katholischen Erzbischof: Die chaldäische Synode wählte den 63-jährigen Dominikanerpater Michael Najeeb Moussa zum neuen Oberhaupt der chaldäischen Christen.

Papst Franziskus hat die Wahl kurz vor Weihnachten bestätigt. Dadurch konnte am Montag erstmals seit 2014 wieder eine von einem Bischof zelebrierte Weihnachtsmesse in der im Juli 2017 von der Regierung zurückeroberten Stadt gefeiert werden, wie die Stiftung „Pro Oriente“ berichtet.

Retter der christlichen Manuskripte

Najib Moussa war im November bei einem Kongress in Wien. Er ist als Retter der christlichen Manuskripte des mesopotamischen Raums,die für die ganze Christenheit von größter Bedeutung sind, weltbekannt.

In Mossul hatten bei der Machtübernahme des IS 2014 noch 35.000 Christen gelebt. Im Februar 2015 hatten die IS-Terroristen eine der größten und ältesten chaldäisch-katholischen Kirchen des Irak, die Kirche der Jungfrau Maria im Mossuler Zentrum, gesprengt, und im April 2016 wurde die historische römisch-katholische Kirche „Unsere Frau der Stunde“ zerstört.

Flucht, konvertieren oder Hinrichtung

Die christlichen Einwohner wurden vor die Wahl gestellt, die Stadt entweder zu verlassen, zum Islam zu konvertieren oder hingerichtet zu werden. Die allermeisten Christen verließen Mossul daraufhin, sodass die christliche Tradition der Stadt vorläufig zu einem Ende gekommen war.

Michael Najeeb Moussa trat nach längerer Tätigkeit in der Ölindustrie 1981 in Frankreich in den Dominikanerorden ein. 1987 wurde er von dem algerischen Märtyrer-Bischof Pierre Claverie (der vor kurzem selig gesprochen wurde) zum Priester geweiht.

„Rettet die Bücher und die Menschen“

Als die IS-Terroristen 2014 Mossul überfielen und Armee und Polizei ihr Heil in der Flucht suchten, sorgte er für die Evakuierung der kostbaren christlichen Manuskripte. Seine Erfahrungen schilderte der Dominikaner in dem 2017 auf französisch erschienenen Buch „Sauvez les livres et les hommes“ (Rettet die Bücher und die Menschen).

Zur Bewahrung des christlichen Erbes im Orient gründete der Dominikaner im Irak ein eigenes Zentrum, das antike Manuskripte und sonstige Dokumente digitalisiert und so für die Nachwelt erhält. „Ohne diese unsere Wurzeln haben wir Christen keine Zukunft in unserer Heimat“, sagte der Erzbischof bei seinem Wien-Besuch vor einem Monat.

Mehr als 8.000 Manuskripte konnte sein Team digitalisieren, viele davon mehr als 1.000 Jahre alt und bereits in einem sehr schlechten Zustand.

Rettung der Handschriften

Das Handschriftenzentrum der Dominikaner befand sich zuerst in Mossul, wurde dann aber aus Sicherheitsgründen nach Qaraqosh (Baghdida) verlegt und mit dem Vormarsch des IS 2014 dann weiter nach Erbil.

Den Dominikanern gelang es dabei nicht nur, zahlreichen christlichen Familien bei der Flucht zu helfen, sondern auch tausende kostbare christliche Handschriften zu retten.

Zum Erfolg der Rettungsaktion trug bei, dass der Dominikaner im Sommer 2014 schon zehn Tage vor dem Ansturm der IS-Terroristen damit begann, aus den Gotteshäusern der Kleinstädte der Ninive-Ebene die kostbaren Manuskripte und Ikonen zu bergen.

Für die Flüchtlinge und für die Manuskripte schuf er in Erbil, der Hauptstadt der kurdischen Region, einen „sicheren Hafen“, wie er sagte.

religion.ORF.at/KAP

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