Papst ruft in Christmette zum „Teilen und Geben“ auf

Papst Franziskus hat in der Christmette am Montagabend im Petersdom Weihnachten als Wendepunkt im Lauf der Geschichte bezeichnet, nicht zuletzt wegen der Paradoxie, dass „einige wenige üppig schlemmern und so viele kein Brot zum Leben haben“.

In Bethlehem - hebräisch „Haus des Brotes“ - werde deshalb von Gott das neue Lebensmodell aufgetragen: „Nicht verschlingen und hamstern, sondern teilen und geben“, betonte der Papst: „Wenn wir auf die Krippe schauen, verstehen wir, dass das, was das Leben nährt, nicht der Besitz, sondern die Liebe ist; nicht Gier, sondern Nächstenliebe; nicht der Überfluss, den man zur Schau stellt, sondern die Einfachheit, die man bewahrt.“

Bethlehem als Mittel gegen die Angst

Der Weihnachtsrefrain „Fürchtet euch nicht“ halte dabei der menschlichen Angst vor Gott dessen „Ja“ zum Menschen entgegen, sagte Franziskus: "Denn der Mensch hat von Anfang an, auch wieder aufgrund der Sünde, Angst vor Gott: ‚Da geriet ich in Furcht und versteckte mich‘ (Genesis 3,10), sagt Adam, nachdem er gesündigt hatte.

Bethlehem ist das Mittel gegen die Angst, denn trotz der ‚Neins‘ des Menschen sagt Gott dort für immer ‚Ja‘: Für immer wird er der Gott-mit-uns sein. Und damit seine Gegenwart keine Furcht erweckt, kommt er als zartes Kind."

Dabei werde in Bethlehem „Fürchtet euch nicht“ nicht etwa zu Heiligen gesagt, sondern zu Hirten, einfachen Menschen, die damals sicher nicht durch ihre guten Manieren und ihre Frömmigkeit aufgefallen seien. „Der Sohn Davids wurde unter Hirten geboren, um uns zu sagen, dass niemand mehr allein ist. Wir haben einen Hirten, der unsere Ängste überwindet und uns ausnahmslos alle liebt“, laute die Botschaft, so der Papst.

Zitat aus dem Weihnachtsevangelium

Die Hirten von Bethlehem könnten weiters Auskunft darüber geben, wie die Menschen dem Herrn begegnen sollten. Denn die Hirten „wachen in der Nacht, sie schlafen nicht, sondern tun, was Jesus immer wieder fordern wird: sie wachen“, erläuterte Franziskus. Sie wachten, und zwar „im Dunkeln“. Doch „die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie“, zitierte der Papst aus dem Weihnachtsevangelium.

Der letzte Teil der Botschaft behandle schließlich den Aufbruch zur Krippe. „‚Lasst uns nach Bethlehem gehen‘, sagten die Hirten und das taten sie auch. Auch wir, Herr, wollen nach Bethlehem kommen. Der Weg führt auch heute noch bergauf: da muss der Gipfel des Egoismus überwunden werden, man darf dabei nicht in die Schluchten der Weltlichkeit und des Konsumismus abgleiten. Ich will nach Bethlehem, Herr, denn dort wartest du auf mich“, schloss der Papst.

Zehntausende Gläubige beim Gottesdienst

Zu dem Gottesdienst mit dem Papst kamen zehntausende Gläubige in die große Basilika von St. Peter und vor die Monitore auf dem Petersplatz. Die Mette wurde von rund 120 Fernsehsendern in 60 Länder übertragen.

Den traditionellen päpstlichen Segen „Urbi et Orbi“ spendet der Papst am ersten Weihnachtstag. Zum Stefanitag am Mittwoch wird der Papst um 12 Uhr das Mittagsgebet auf dem Petersplatz mit zehntausenden Pilgern und Gläubigen beten.

Weihnachtskrippe aus Bayern

Wie in den vergangenen Jahren wurde zu Beginn der Messe eine große Weihnachtskrippe beim Taufbecken im Petersdom enthüllt. Sie stammt von Heinrich Zunterer, einem Künstler aus dem bayerischen Oberammergau.

Papst Johannes Paul II. beschloss im Jahre 1985, diese Krippe, die aus etwa ein Meter hohen Figuren besteht, aufstellen zu lassen. Seither ist es zur Tradition geworden, dass sie von den Mitarbeitern der vatikanischen Dombauhütte jedes Jahr vor Weihnachten arrangiert wird.

Die Krippe befindet sich in diesem Jahr an der Seitenkapelle, in der Nähe des großen Taufbeckens der Basilika am Ausgang des Petersdoms. Bis vor zwei Jahren wurde die Krippe in der Nähe des Altars bei der Seitenkapelle zu Ehren von Pius X. aufgestellt. Doch Papst Franziskus wollte nicht, dass die Krippe den Altar verdeckt, unter dem sich die Reliquie seines Vorgängers befindet.

religion.ORF.at/KAP