2019: Vieles neu und anders im Vatikan

Missbrauch, Kurienreform, Verhältnis zum Islam, bei vielen Themen soll sich 2019 im Vatikan einiges ändern. Auch bleibt Papst Franziskus in Bewegung: Reisen nach Mittelamerika, in arabische Länder und nach Nordafrika stehen auf dem Programm.

Das neue Jahr begann im Vatikan mit einem kleinen „Silvesterkracher“, wie es Vatikanbeobachter formulieren. Der Rücktritt der beiden Sprecher des Papstes: Greg Burke, Direktor des Presseamts, und seine Stellvertreterin Paloma Garcia Ovejero sorgte für Aufsehen. Sie warfen am letzten Tag des Jahres das Handtuch. Grund waren anscheinend Differenzen über die Gestaltung der vatikanischen Öffentlichkeitsarbeit. Viel mehr ist bis jetzt dazu noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen.

Papst Franziskus mit Pressesprecher Greg Burke und der stellvertretenden Pressesprecherin Paloma Garcia Ovejero

APA/AFP/Osservatore Romano

Paloma Garcia Ovejero, Sprecherin und Greg Burke, Sprecher von Papst Franziskus traten am letzten Tag des Jahres 2018 zurück

Den Heiligen Stuhl erwischt der Rücktritt seiner Presse-Leute zu einem schlechten Zeitpunkt: Für den 21. bis 24. Februar hat Papst Franziskus die Spitzen der Bischofskonferenzen weltweit zu Beratungen über Missbrauch und Missbrauchs-Prävention nach Rom bestellt. Vatikan insider betonen die Wichtigkeit von Ergebnissen dieses Treffens und auch einer guten Berichterstattung darüber, denn viele Bischöfen hätten die weltweite Tragweite des Problems von Missbrauch noch immer nicht erkannt.

Der Papst und die Jugend

Ein positiver Auftakt für 2019 soll der Weltjugendtag in Panama werden. Naturgemäss sind es dem Papst wohlgesonnene junge Leute, die bei dem Grosstreffen im Jänner ihr Katholischsein feiern werden. Die Regierung Panamas will das Land als Ferienparadies und Wirtschaftsmotor präsentieren. Ob bei Ferienstimmung und Feierlaune auch Platz sein wird über die zunehmende fehlende Bindung von jungen Menschen an die katholische Kirche zu sprechen?

Interessant wird auch sein, wie sehr Ergebnisse der Bischofssynode 2018 zum Thema Jugend, die bisher an einer größeren Kirchenöffentlichkeit vorbei unbemerkt niedergeschrieben wurden, in Panama aufgegriffen werden. Was meint die katholische Kirchenleitung etwa konkret damit, wenn vermehrt ein „Hören auf die Jugend“ postuliert wird?

Reisen mit interreligiöser Begegnung in Abu Dhabi

Wenige Tage nach dem Weltjugendtag soll Franziskus nach Abu Dhabi aufbrechen, um auf Einladung von Kronprinz Muhammad bin Zayid an einer interreligiösen Begegnung teilzunehmen. Mit Blick auf Saudi-Arabien und das religionspolitische Fingerhakeln in der Region eine sensible Veranstaltung.

Das genaue Programm der Konferenz steht aber noch nicht fest. Immerhin handelt es sich aber um die erste Reise eines Papstes in die arabische Welt.

Eine weitere Reisen soll den Papst Ende März zu einem zweitägigen Besuch nach Marokko führen. Neben dem Dialog mit dem Islam dürfte es dort auch um Migration gehen. Anfang Mai will der Papst schließlich Rumänien und Mazedonien besuchen. Gemutmasst wird auch über eine Reise in den Irak.

Beurlaubung nach Vorwürfen

Im Frühling soll die vatikanische Leitungsreform formell zu einem Ende kommen. Die neue Kurienordnung, die das alte Reglement nach drei Jahrzehnten ablöst, hat über den Winter ihren Feinschliff erhalten. Doch der Rat der Kardinäle, der diesen Prozess seit 2013 begleitet, ist kleiner geworden. Aus den sogenannten „K9“ wurde die „K6“. Entpflichtet wurden die Kardinäle George Pell (77), Laurent Monsengwo Pasinya (79) und Francisco Javier Errazuriz Ossa (85).

Kardinal George Pell

Reuters/Remo Casilli

Auch Kardinal George Pell gehört dem engeren Beraterteam des Papstes nicht mehr an

Doch zumindest zwei der aus dem Rat ausgeschiedenen Kardinäle können sich nicht auf „päpstlichen Lorbeeren“ ausruhen. Gegen den Chilenen Errazuriz liegen in Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal Anzeigen wegen Meineids und Falschaussage vor. Kardinal Pell wiederum verteidigt sich in seiner Heimat Australien vor Gericht gegen den Vorwurf, in den 1990er-Jahren gegen männliche Jugendliche in Melbourne sexuell übergriffig geworden zu sein.

Ob auch das Wirtschaftssekretariat personell erneuert wird, das Pell leitet, bleibt offen. Dort ist auch der Posten des Generalsekretärs vakant. Der bisherige Generalsekretär, Alfred Xuereb wurde im Februar 2018 abberufen. Für ein Schlüsselressort kein guter Zustand. Zudem ist der Posten des Wirtschaftsprüfers unbesetzt. Finanzverwaltung und Transparenz bleiben somit Baustellen für Franziskus.

Weitere Reisen nach Mosambik, Madagaskar und Japan

Der September scheint ein bevorzugter Monat für Papstreisen zu sein. Auch Anfang November 2019 weist der vatikanische Terminkalender aktuell eine Lücke auf. Gemutmasst wird über Besuche in Mosambik und Madagaskar.

Franziskus selbst sprach zuletzt auch von Japan als möglichem Ziel. Dass er hingegen die Einladung von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un annehmen könnte, scheint vielen Beobachtern doch zu abenteuerlich.

Amazonas-Synode: Bruch mit Tabus?

Kaputter Regenwald - Straßen statt Bäume

Reuters/Stian Bergeland

Bei der Amazonas-Synode soll auch die Ausbeutung und Zerstörung der Natur Thema sein

Die für Oktober einberufene Amazonas-Synode verspricht politischer zu werden als zunächst vermutet: Unter anderem wird es um Ökologie und Indigenen-Rechte gehen - Themen, für die der neue Präsident des grössten Amazonas-Staates Brasilien, Jair Messias Bolsonaro, wenig Sinn hat. Vor allem aber stehen seelsorgliche Herausforderungen auf der Tagesordnung: Die Bischöfe wollen über neue Ämter für Frauen und verheiratete Männer sprechen.

Zehn Kardinäle werden in diesem Jahr 80 Jahre alt und scheiden somit aus dem Kreis der Papstwähler aus. Die Zahl der Konklave-Berechtigten sinkt allein altersbedingt auf 114, vorbehaltlich eines weiteren Schwunds durch Todesfälle. Grund genug für Franziskus, sich Gedanken über Nachnominierungen zu machen. Wenn das Wahlgremium der Kardinäle mit Jahresende 2019 wieder die Sollstärke von 120 hätte, wären 62 Kardinäle von Franziskus ernannt. Dies sieht nach einer Konsolidierung der Macht aus. Aber das muss nichts heissen - und somit könnte 2019 für den Vatikan durchaus stürmisch werden.

religion.ORF.at/apa/sda

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