Caritas-Streit: Katholischer Familienverband mahnt FPÖ

Der Präsident des Katholischen Familienverbandes, Alfred Trendl, hat die Aussagen des FPÖ-Klubobmannes Johann Gudenus über die Caritas kritisiert: „Sachliche Kritik ist immer willkommen, persönliche Diffamierung ist eines NR-Abgeordneten unwürdig“, so Trendl.

Gudenus hatte der Caritas Profitgier in Zusammenhang mit der Flüchtlingsbetreuung vorgeworfen. „Die Caritas verbindet – genau wie andere Sozialeinrichtungen auch – das Engagement der Ehrenamtlichen mit der Kontinuität und Professionalität von angestellten Mitarbeitern“ so Trendl in einer Aussendung am Montag.

„Diese Struktur funktioniert sehr gut oder will Gudenus auf die Arbeit in den Pfarren, die Lern-Cafes oder die Aktion LeO, welche die Ausgabe von Lebensmittel mit kostenloser Orientierung und Beratung von Armutsgefährdeten verbindet, verzichten?", so Trendl weiter.

Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbands

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Familienverbandspräsident Alfred Trendl

Für Wohnungslose im Einsatz

Gerade Wien profitiere davon in großem Ausmaß, nahezu jede Pfarr-Caritas habe „ihre“ Schützlinge, die – ohne davon Aufhebens zu machen –persönlich und fallweise auch finanziell unterstützt werden". Den Wiener Politiker erinnerte er auch daran, dass die Caritas in Wien „noch jedem auf der Straße „Wohnenden“ nachgegangen“ sei, um ihn vor dem Erfrieren zu schützen.

In der Frage der Beratung von geflüchteten Menschen verwies Trendl darauf, dass Gesetzgebung und Vollziehung in der Verantwortung des Staates liegen. Es mache daher Sinn, die Beratung auszulagern. Auch dies könne ohne persönliche Diffamierung nach sachlichen Kriterien gelöst werden.

Caritas „kein Konzern“

Die Caritas, die in jüngster Zeit zur Zielscheibe für politische Angriffe geworden ist, ist eine römisch-katholische Hilfsorganisation. 15.648 hauptberufliche Mitarbeiter sowie 50.000 Freiwillige kümmern sich um Pflegebedürftige, Obdachlose, Flüchtlinge und Menschen mit Behinderung. Genau genommen handelt es sich um neun eigenständige Organisationen in den Diözesen, die als Vereine fungieren.

Die Caritas-Organisationen in Österreich unterstehen ausschließlich dem jeweiligen Diözesanbischof und handeln - auch finanziell - eigenständig als eigener Rechtskörper. Falsch ist die Behauptung, es handle sich um einen „Konzern“: Die Institutionen sind jeweils als Verein nach kirchlichem Recht eingetragen. Die Caritas Österreich als Dachorganisation untersteht derzeit Präsident Michael Landau.

Nicht gewinnorientiert

Der Großteil des Budgets der Caritas stammte 2017 mit 698 Mio. Euro aus den Erträgen aus Dienstleistungen. Gewinn wird damit aber keiner gemacht, da das Geld zurück in Mitarbeiter und Verwaltung fließt - der größte Brocken in den Pflegebereich. Weiters wird die Arbeit durch Spenden finanziert: 2017 betrugen diese 68 Mio. Euro. Ein kleiner Teil des Budgets speist sich außerdem durch den Kirchenbeitrag. Rund 100 Mio. Euro gab es zudem an Subventionen.

Die gemeinnützige Hilfsorganisation erhält unter anderem 41 Obdachloseneinrichtungen mit 1.793 Schlafplätzen, zwölf Mutter-Kind-Häuser sowie 47 Senioren- und Pflegewohnhäuser mit über 4.680 betreuten Menschen. 35 Beratungsstellen sowie 8.038 Quartiersplätze standen für Flüchtlinge zur Verfügung. Zudem wurden weltweit rund 550 Hilfsprojekte unterstützt.

Nächstenliebe im Namen

Der selbst auferlegte Kernauftrag der Caritas ist es, „Not zu sehen und zu handeln“. Der aus dem Lateinischen stammende Begriff bedeutet christliche Nächstenliebe und Wohltätigkeit. Kurz nach der Jahrhundertwende fanden in Österreich erste Caritaskongresse statt. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde beschlossen, Verbände nach deutschem Vorbild zu gründen. Während der NS-Zeit wurde die Arbeit der Hilfsorganisation stark behindert.

Seit 2013 ist der Priester Michael Landau Präsident der Caritas Österreich und zudem Direktor in der Erzdiözese Wien. Sein Vorgänger war der Laie Franz Küberl, der 1995 den ehemaligen Wiener Generalvikar Helmut Schüller ablöste. Dieser hatte wiederum Prälat Leopold Ungar abgelöst.

religion.ORF.at/APA

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