Publizist Gaisbauer: „Best of“ zum 80. Geburtstag

Pünktlich zu seinem 80. Geburtstag am Dienstag legt der Publizist und Buchautor Hubert Gaisbauer ein „Best of“ seiner Radio- und Vortragstexte in Buchform vor.

„Ja, ich bin ein Moralist“: Das gesteht der Religionsjournalist und frühere Leiter der Abteilung Religion im ORF-Hörfunk gleich im Vorwort von „Schonungslos zärtlich. Menschen - Bilder - Gedanken“. Ebenso wie seine Vorlieben: Die „Liebe zur bildenden Kunst und zur Dichtung, der Spurensuche in Leben und Werk von Dichterinnen und Malern, vielen Fragen der Religion und des Glaubens“ drückt sich in der Auswahl der Beiträge aus.

Der Publizist und Buchautor Hubert Gaisbauer

Tyrolia/Bodingbauer

Der Publizist und Buchautor Hubert Gaisbauer

Gaisbauers ORF-Radioserien „Gedanken für den Tag“ und „Menschenbilder“, aber auch Manuskripte von Vorträgen des Journalisten und Autors machen das Buch aus. Über den Bildhauer und Maler Alberto Giacometti, die Dichterin Else Lasker-Schüler, die Flugblätter der deutschen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, das Geheimnis von Johannes XXIII. und auch viel Kontemplatives über biblische Texte sind darunter.

Persönliches und Aktuelles

Dazu kommen sehr persönliche Betrachtungen, wie etwa das genaue Studium des Haupttors von St. Stephan. Manche Texte lesen sich wie Lyrik („Gedanken zum ‚Stabat mater‘“ und ein Text über die Flucht nach Ägypten), andere wie Reportagen („Schonungslos zärtlich. Über die Malerin Marie-Louise von Motesiczky (1906–1996)“). „Im Gedächtnis der Lebenden zu bleiben, ist eine Sehnsucht des Menschen über den Tod hinaus“ - dem Erinnern und dem Gedächtnis ist ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem der Autor aus seiner eigenen Kindheit erzählt.

Aber auch Fragen zum aktuellen Menschenbild stellt sich Gaisbauer: Ist es schlimm, wenn Kinder heute keine Gebete mehr lernen? Wie gehen wir heute mit dem Thema Altern und mit alten Menschen um? Gehört der Islam zu Europa - und kann man von einem „christlichen Europa“ sprechen?

Bilder als Bezugspunkte

Kenntnisreich und unterhaltsam zitiert der Autor die griechische Mythologie, moderne Dichterinnen und das Alte Testament, und er nimmt immer wieder Bezug auf die bildende Kunst. Das Buch ist mit einfühlsam ausgewählten Bildern ausgestattet, sie sind aber niemals reine Illustrationen, sondern oft der Dreh- und Angelpunkt eines Textes oder stützen diesen durch ihre visuelle Dimension.

Buchcover Hubert Gaisbauer: Schonungslos zärtlich. Menschen - Bilder - Gedanken

Tyrolia

Buchhinweis

Hubert Gaisbauer: Schonungslos zärtlich. Menschen - Bilder - Gedanken. Tyrolia, 256 Seiten, 24,95 Euro.

Hubert Gaisbauer wurde am 22. Jänner 1939 in Linz geboren, er besuchte dort das Bischöfliche Gymnasium Petrinum und studierte danach Literatur- und Theaterwissenschaften in Wien. Von 1963 bis zu seiner Pensionierung 1999 war er für den ORF tätig.

Mitbegründer von Ö1

Nach der ORF-Reform in der Bacher-Ära 1966 wurde Gaisbauer die Verantwortung für die Jugendsendungen übertragen, er war unter anderem für die legendäre „Ö3-Musicbox“ zuständig. 1967 war er Mitbegründer des Kultursenders Ö1, dann beim ORF in verantwortlichen Positionen, zuletzt Leiter der Hauptabteilung Religion im Hörfunk.

Heute lebt und arbeitet Gaisbauer als Publizist in Krems an der Donau. Er verfasste mehrere erfolgreiche Kinderbücher - darunter „Ein Brief für die Welt“ mit einer kindgemäßen Erklärung der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus - und zwei Bücher über den Konzilspapst Johannes XXIII.

Gaisbauers Neuling „Schonungslos zärtlich“ ist für alle an Religion, Kultur und Reflexion interessierten Menschen ein Gewinn - wegen der einzelnen, abgeschlossenen und nur wenige Seiten langen Kapitel ist es leicht zu lesen, bleibt dabei aber gehalt- und anspruchsvoll und regt zum Nachdenken an.

gril, religion.ORF.at/KAP

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