„Asylindustrie“: Caritas weist FPÖ-Vorwürfe zurück

Die Caritas hat jüngst geäußerte Vorwürfe aus den Reihen der FPÖ, die katholische Hilfsorganisation sei Bestandteil einer „Asylindustrie“, als „Unsinn“ zurückgewiesen.

Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreich, erklärte im „ZIB-Magazin“ am Montagabend, er kenne solche Vorwürfe wie auch jenen, Gratishandys an Flüchtlinge zu verteilen - beides sei unzutreffend. „Wir sind eine Non-Profit-Organisation“, sagte Wachter.

Wenn am Jahresende in einem der vielen Tätigkeitsbereiche etwas übrig bleibt, etwa in einem Altersheim, werde dieses Geld in die dortige Infrastruktur investiert. Im Asylbereich gebe es gar keine Überschüsse - im Gegenteil, wie der Generalsekretär darlegte. Um die Qualität für die Betreuung Betroffener einigermaßen sicherzustellen, müsse die Caritas auf Spendengelder zurückgreifen.

Bereich Asyl nur kleiner Teil

Der Bereich Asyl mache im gesamten Aufgabengebiet der Caritas nur einen kleineren Teil aus, zum Beispiel sei die Caritas in einzelnen Bundesländern in der Grundversorgung tätig. Man übernehme dabei im Auftrag einer Landesregierung etwa die Leitung eines Flüchtlingsheimes.

Caritas Generalsekretär Bernd Wachter

APA/Jürgen Hammerschmid

Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreich

Mit der vom Innenministerium forcierten Neuausrichtung der Rechtsberatung in Asylverfahren habe die Caritas wenig bis nichts zu tun, so Wachter. In diesem Bereich seien andere Hilfsorganisationen wie Volkshilfe und die evangelische Diakonie engagiert. Dennoch bleibe das Thema „immer wieder an der Caritas hängen“, wie Wachter hinwies: „Es heißt dann immer ‚Caritas und Co‘.“

Auslöser: Kritik an „Empathiedefizit“

Zur Entstehungsgeschichte des Konflikts: Caritas-Präsident Michael Landau hatte der Bundesregierung in einem vorweihnachtlichen Interview vorgeworfen, sie sei „erstaunlich weit weg von der Lebensrealität armutsbetroffener Menschen“. In diesem Bereich orte er „schwere Empathiedefizite“. Landau äußerte sich dabei allerdings gar nicht zum Bereich Asylpolitik oder Flüchtlinge, sondern zur Neuregelung der Mindestsicherung (die auch von anderen kirchlichen Einrichtungen kritisiert wurde).

Hochrangige FPÖ-Funktionäre schossen sich daraufhin mit Anwürfen wie „Profitgier“ oder „Asylindustrie“ auf die kirchliche Hilfsorganisation ein. Der frühere Flüchtlingskoordinator der Regierung, Ex-Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad, warf den Blauen vor, in diesem Konflikt in einen „Rotzbuben“-Jargon zu verfallen.

Konrad: Staat ohne Caritas „hilflos“

Der Regierungspartner ÖVP richtete Konrad unter Verweis auf deren christlich-soziales Selbstverständnis aus, für die Caritas Partei zu ergreifen. Dass für die Flüchtlingsbetreuung nun - wie FPÖ-Minister Herbert Kickl ankündigte - eine Bundesagentur gegründet werden soll, sieht Konrad skeptisch und verwies auf den Flüchtlingszustrom von 2015: „Ohne die Caritas wäre der Staat hilflos gewesen.“

Die Caritas Österreich hatte sich vor dem ORF-Interview mit Bernd Wachter nicht zu dem von Medien behaupteten „Caritas-FPÖ-Streit“ oder - wie es auch im „ZIB-Magazin“ hieß - „Schlagabtausch“ geäußert. Am Montag meldete sich der Katholische Familienverband in der Sache zu Wort - mehr dazu in Caritas-Streit: Katholischer Familienverband mahnt FPÖ. Aufrufe wie jener der ÖVP-Staatssekretärin im Innenministerium, Karoline Edtstadler, vom Wochenende, die sowohl FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker als auch Caritas-Präsident Landau zur Mäßigung aufrief, sind laut Politik-Beobachtern wohl als Botschaft an den Regierungspartner zu werten.

Wofür die Caritas Geld aufwendet

192 Millionen Euro aus dem Gesamtbudget der Caritas Österreich von rund 920 Millionen Euro betrafen die Bereiche Asyl, Migration und Integration. Das geht aus den jüngsten von der Hilfsorganisation vorgelegten Zahlen - dem offiziellen Jahresbericht für 2017 - hervor. Für 2018 liegen noch keine exakten Daten vor; unter anderem aufgrund der sinkenden Asylanträge in Österreich seien die Aufwendungen für Flüchtlinge jedenfalls gesunken - um bis zu zehn Prozent, wie Wachter am Dienstag gegenüber Kathpress mitteilte.

Szene in einem Pflegeheim

APA/Helmut Fohringer

Der Großteil des Caritas-Budgets fließt in die Bereiche Pflege und Hospiz

Rund zwei Drittel des Caritas-Budgets kommen von Bund, Ländern und Gemeinden, sie dienen der Finanzierung vor allem von Alters- und Behindertenheimen, Pflege- und Hospizeinrichtungen, Obdachlosenhilfe und der Flüchtlings-Grundversorgung. Fast die Hälfte der rund 16.000 hauptamtlichen Caritas-Mitarbeiter arbeitet im Bereich Pflege. Darüber hinaus engagieren sich 50.000 weitere Personen freiwillig für die Caritas.

Pflege und Hospiz größte Bereiche

Auch der Großteil des Budgets, 281 Millionen Euro, floss in die Bereiche Pflege und Hospiz. 193 Millionen gab die Caritas für die Betreuung von Menschen mit Behinderung aus, 192 Millionen Euro betrafen die Bereiche Asyl, Migration und Integration. Hier leistete die Organisation in ihren 35 Beratungsstellen mehr als 10.000 Rückkehrberatungen. Sie betrieb 165 Integrationsprojekte und stellte 8.000 Quartierplätze für Asylwerber zur Verfügung.

Laut dem Wirkungsbericht beliefen sich die Caritas-Einnahmen 2017 auf insgesamt 923 Millionen Euro; knapp 68 Millionen Euro davon stammen aus Spenden. Das Gros der Mittel, 698 Millionen Euro, kommt aus Entgelten für Dienstleistungen. Weitere 106 Millionen Euro stammen aus Subventionen und Zuschüssen der öffentlichen Hand sowie aus kirchlichen Beiträgen. Sieben Millionen Euro wandte die Organisation für Spendenbeschaffung und 36 Millionen Euro für Administration und Infrastruktur auf.

Die Mittel für die Auslandshilfe beliefen sich im Vorjahr auf knapp 41 Millionen Euro, mit denen 546 Projekte finanziert wurden. Die meisten Mittel, 11 Millionen Euro, flossen in europäische Länder, fast ebenso viele nach Afrika, gefolgt von Asien mit zehn Millionen.

religion.ORF.at/KAP

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