Früherer Nuntius Erzbischof Georg Zur gestorben

Der deutsche Vatikan-Diplomat und frühere Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Georg Zur, ist am Dienstag im Alter von 88 Jahren in Rom gestorben. Das meldet die Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“ (Mittwoch-Ausgabe).

Der aus Görlitz stammende Geistliche stand fast 30 Jahre lang im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls. Zuletzt war er von 2002 bis 2005 Nuntius in Österreich. In seine Amtszeit fällt unter anderem die Apostolische Visitation in der Diözese St. Pölten und der darauf folgende Rücktritt von Diözesanbischof Kurt Krenn.

Der frühere Nuntius Georg Zur bei der Verleihung des "Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich" am 29. September 2005

Kathpress/Franz Josef Rupprecht

Der frühere Nuntius Georg Zur bei der Verleihung des „Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich“ am 29. September 2005

Zuvor vertrat Zur den Heiligen Stuhl zwei Jahre lang in Moskau. Von 1999 bis 2000 leitete er die Päpstliche Diplomaten-Akademie, wo die künftigen Vatikan-Botschafterinnen und -Botschafter und Nuntiaturmitarbeiter auf ihren Dienst vorbereitet werden.

Sohn eines Schneidermeisters

Zur wurde am 15. Februar 1930 als Sohn eines Schneidermeisters in Görlitz geboren. Mit 19 Jahren ging er zum Studium an die römische Gregoriana-Universität. Nach dem Lizenziat in Theologie und Philosophie promovierte er in Kirchenrecht und empfing 1955 die Priesterweihe. Nach kurzer Kaplanszeit in der Diözese Bamberg begann er 1961 die Ausbildung an der Diplomaten-Akademie des Vatikan.

Seine ersten Auslandsposten waren Indien, Mexiko, Burundi und Uganda. Am 5. Februar 1979 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Titularerzbischof von Sesta und betraute ihn mit der Leitung der Nuntiaturen in Sambia und Malawi. Die nächste Station war 1985 Paraguay, bevor er von 1990 bis 1998 nach Indien und Nepal wechselte.

Schwierige Arbeit in Moskau

Im Jänner 2000 ernannte ihn Johannes Paul II. zu seinem Botschafter in Moskau. Damit übernahm Zur die Leitung einer der wichtigsten und zugleich schwierigsten diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhls. Die gespannten Beziehungen zwischen der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche hatten sich damals verschärft.

Insbesondere hatte die Umwandlung der vier katholischen Apostolischen Administraturen auf dem Territorium der Russischen Föderation in katholische Diözesen scharfe Reaktionen des Moskauer Patriarchats ausgelöst. Die Ausweisung katholischer Geistlicher durch die russischen Behörden hatte zudem das Verhältnis zur Regierung in Moskau belastet.

Am 8. Oktober 2002 ernannte Papst Johannes Paul II. Zur zum neuen Nuntius in Österreich, der damit Erzbischof Donato Squicciarini im Amt als Repräsentant des Heiligen Stuhls in Österreich nachfolgte. Nach Erreichen der kirchlichen Altersgrenze von 75 Jahren gab Erzbischof Zur am 25. Juli 2005 sein Amt ab; seither lebte er in Rom.

religion.ORF.at/KAP

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