Forscher: Nonnen stellten im Mittelalter Bücher her
Umfangreiche Analysen mit Hilfe verschiedener spektrographischer Methoden hätten ergeben, dass das blaue Pigment in dem Zahnstein der Nonne aus Lapislazuli hergestellt wurde, teilte das internationale Forschungsteam unter Leitung des Jenaer Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte und der Universität York am Donnerstag in Jena mit.
Pinselspitze mit Speichel angefeuchtet
Die Wissenschaftler vermuten, dass die Nonne die Pinselspitze beim Arbeiten immer wieder mit dem Mund anfeuchtete oder das Puder beim Herstellen der Farbe einatmete. Das Skelett der Frau stammt vom Standort des heutigen Klosters Dalheim, in Nordrhein-Westfalen in Deutschland.
APA/dpa/Matthias Hiekel
Bevor sich dort um 1400 Mönche angesiedelt haben, dürfte es mehrere Bauwerke dort gegeben haben, schrieb science.ORF.at am Donnerstag. Eine erste Kirche sei ab 800 erwähnt, bald auch ein kleine Gemeinschaft gläubiger Frauen. Fast nichts sei darüber bekannt oder davon erhalten - bei Bauarbeiten beim Kloster Dalheim vor mehr als zwanzig Jahren habe man aber wohl den damaligen Pfarrfriedhof gefunden.
Lapislazuli enorm wertvoll
Lapislazuli war im Mittelalter enorm wertvoll: Es wurde damals aus Afghanistan importiert. Die Herstellung des ultramarin-blauen Farbpigments war ein aufwändiger Prozess.
Die Erkenntnisse werfen nach Angaben der Forscher ein neues Licht auf die mittelalterliche klösterliche Buchherstellung. Viele Schreiber und Illustratoren signierten ihre Werke nicht; die weit überwiegende Zahl signierter Handschriften stammt von Männern. „Die geringe Sichtbarkeit des Beitrags von Frauen an der Herstellung der Bilderhandschriften hat verbreitet zu der Annahme geführt, dass Frauen hierbei kaum eine Rolle spielten“, so die Wissenschaftler. Dass eine Frau mit der kostbaren Farbe gearbeitet hat, deute ihre hohe Kunstfertigkeit an.
religion.ORF.at/KAP/KNA
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- Zahnstein enthüllt Kunst von Nonnen
(science.ORF.at; 10.1.2019)