Weltfriedenstag: Kritik an Politik für die Reichen

Kritik an der Bundesregierung, die in ihrer Grundintention eine Politik betreibe, „von der die Reichen profitieren“, hat der langjährige niederösterreichische Betriebsseelsorger Franz Sieder geübt.

In seiner Predigt zum Weltfriedenstag am Sonntag im Stephansdom nannte der „Arbeiterkaplan“ den kategorischen Ausschluss von Vermögensteuererhöhung bzw. Erbschaftssteuer eine „schlechte und unchristliche Politik“. Auch Arbeitszeiten auszudehnen, „obwohl es viele Arbeitslose gibt und viele Menschen durch die Arbeit krank werden“, sei abzulehnen.

Wirtschaft soll Politik nicht bestimmen

Gleiches gelte für die Tendenz, nur jene Flüchtlinge nach Österreich zu lassen, die wirtschaftlich brauchbar sind, bzw. für geschlossene Grenzen aus Angst um unseren Wohlstand. Kaplan Sieder kritisierte als Konzelebrant von Dompfarrer Toni Faber in seiner Predigt auch die EU und ihre Mitgliedsstaaten für Versagen beim Bemühen um Chancengleichheit und globale Gerechtigkeit.

Auf europäischer Ebene sei die Politik dann schlecht, „wenn das relativ reiche Europa nicht wirklich teilt mit den armen Ländern der Welt und wenn in Europa die Wirtschaft die Politik bestimmt statt umgekehrt“. Ein Dorn im Auge des streitbaren Priesters ist auch die „Sünde“ des Waffenhandels und der Hochrüstung, besonders auch mit Atomwaffen.

„Gute Politik im Dienst des Friedens“

Papst Franziskus habe den Weltfriedenstag 2019 nicht umsonst unter das Motto „gute Politik im Dienst des Friedens“ gestellt, so Sieder. Denn dem Papst sei bewusst, „dass die Politik das wichtigste Instrumentarium ist, um eine friedliche und gerechte Welt zu bauen“. Dafür sei erforderlich, dass die politisch Mächtigen den Menschen dienen und Verantwortungsbewusstsein für die ganze Welt zeigen.

Wenn die Politik diesem Anspruch nicht genügt, müsse dies auch klar benannt werden wie dies der kürzlich heiliggesproche Märtyrer-Erzbischof Oscar Romero getan habe. „Wir werden nicht umgebracht, wenn wir mutig sind und die schlechte Politik benennen“, sagte Kaplan Sieder. „Wir werden höchstens als Linke beschimpft. Wenn aber links heißt, parteiisch zu sein für die Armen und Schwachen und für die Gerechtigkeit zu kämpfen, dann bin ich gerne ein Linker.“

religion.ORF.at/KAP