Ethik laut Faßmann ab 2020/21 Unterrichtsfach

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann will den verpflichtende Ethikunterricht für Schülerinnen und Schüler, die - weil abgemeldet oder ohne religiöses Bekenntnis - am konfessionellen Religionsunterricht nicht teilnehmen, im Schuljahr 2020/21 starten lassen.

Das berichtet der „Kurier“ (Dienstag-Ausgabe). Im Ministerium wurde der Plan auf APA-Anfrage bestätigt. Beginnen will man mit Jugendlichen ab der neunten Schulstufe. Schüler Schülerinnen und Schüler der AHS-Oberstufe und der berufsbildenden höheren Schulen kommen somit als erste in den Genuss des neuen Unterrichtsfachs, das „eine Alternative zum Kaffeehaus“ und nicht zum Religionsunterricht sein soll, wie Faßmann im Vorjahr gemeint hatte.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP)

APA/Georg Hochmuth

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP)

Um ein Jahr verschoben

Später soll dann auch die AHS-Unterstufe beziehungsweise die Mittelschule sowie die Volksschule einbezogen werden. Ursprünglich hatte der Bildungsminister die Umsetzung der im Regierungsprogramm festgeschriebenen Maßnahme bereits für Herbst 2019 angepeilt.

Die Verschiebung um ein Jahr liege an der Notwendigkeit, das Personal für den Ethikunterricht auszubilden, hieß es zur APA im Ministerium. Für die Lehrenden (egal welchen Fachs) ist dafür eine Zusatzausbildung an einer Pädagogischen Hochschule oder Universität notwendig.

Ethikunterricht gibt es bereits derzeit als Schulversuch. Im ÖVP/FPÖ-Regierungsprogramm ist künftig „verpflichtender Ethikunterricht für alle, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen“ als Ziel genannt.

Bischöfe unterstützen Plan

Ausdrückliche Unterstützung für den Plan kommt von der Österreichischen Bischofskonferenz. Deren Generalsekretär, Peter Schipka, begrüßte die Umsetzung dieses Vorhabens, das im Regierungsprogramm festgelegt ist und auch schon seit zehn Jahren von der Bischofskonferenz vorgeschlagen worden sei.

„Ethikunterricht ist ein Mehrwert gegenüber dem jetzt bestehenden schulischen Defizit, und der konfessionelle Religionsunterricht ist demgegenüber ein zusätzlicher Mehrwert, weil er immer schon ethische Fragen behandelt, ohne sich darin zu erschöpfen“, sagte Schipka am Dienstag im Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress.

Katholischer Familienverband begrüßt Vorstoß

Auch der Katholischer Familienverband begrüßte den Vorstoß am Dienstag in einer Aussendung: „Es ist gut, dass wieder Bewegung in die Diskussion um den Schulversuch Ethikunterricht kommt, wir begrüßen die Ankündigung von Bildungsminister Heinz Faßmann den Ethikunterricht für Kinder die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, ab dem kommenden Schuljahr umzusetzen“, so Astrid Ebenberger, Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes.

Sie sehe damit eine langjährige Forderung erfüllt. Für Ebenberger ist es elementar, dass Kindern und Jugendlichen die Chance gegeben werden muss, sich mit den elementaren Fragen des Seins zu befassen: „Der konfessionelle Religionsunterricht bietet dafür den besten Rahmen.“ Dass der Ethikunterricht nicht als Konkurrenz zum Religionsunterricht angeboten werde, sei für sie „selbstverständlich“.

Schulversuch an 211 AHS-Oberstufen und BMHS

Den Schulversuch Ethik gibt es schon an österreichischen Schulen seit 1997. Derzeit wird an 211 AHS-Oberstufen bzw. berufsbildenden mittleren oder höheren Schulen (BMHS) Ethik als Pflichtgegenstand für Schüler angeboten, die keinen Religionsunterricht besuchen.

Hintergrund für die seit den 1990er Jahren immer wieder geführte Diskussion um den Ethikunterricht ist die gesellschaftliche Entwicklung: In den vergangenen Jahrzehnten ist der Anteil der Personen ohne Religionsbekenntnis beständig gestiegen, von vier Prozent im Jahr 1951 auf 17 Prozent 2017. Außerdem können auch Angehörige einer Religionsgemeinschaft vom Religionsunterricht abgemeldet werden - zunächst durch die Eltern, ab 14 Jahren können dies Schüler selbstständig auch ohne Einwilligung der Erziehungsberechtigten.

Bekenntnislose und von Religion abgemeldete Schüler haben derzeit ohne Schulversuch eine Freistunde. An Schulen mit Schulversuch müssen sie dagegen verpflichtend am Ethikunterricht teilnehmen, was die Abmeldung vom Religionsunterricht tendenziell unattraktiver macht. Unterrichten kann das Fach derzeit wie auch künftig jeder Lehrer, der an einer Pädagogischen Hochschule (PH) eine entsprechende Zusatzausbildung gemacht hat. In der Praxis sind das bisher vor allem Religionslehrer.

2020/21 nicht ganz fix

Tatsächlich fix ist die Einführung von Ethik als Alternative zum Religionsunterricht mit 2020/21 übrigens noch nicht, wie Faßmann am Dienstag im Ö1-Mittagsjournal einräumt. Mögliche Stolpersteine wären laut dem Minister neben politischer Ablehnung Mangel an ausgebildeten Lehrern oder zu geringe Finanzierung.

Erste Kritikpunkte kamen bereits von NEOS und der Liste Jetzt (vormals Pilz): Beide wollen einen verpflichtenden Ethikunterricht für alle Schüler und nicht nur als Ersatzfach für jene, die keinen Religionsunterricht besuchen, hieß es in Aussendungen. Unterstützung für Ethik nur als Alternativfach kam dagegen von Bundesschulsprecher Timo Steyer von der ÖVP-nahen Schülerunion.

religion.ORF.at/APA

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