Missbrauch: Konkursverfahren gegen Kirche auf Guam

Als Folge eines Missbrauchsskandals hat die Erzdiözese Agana auf der Pazifikinsel Guam beim zuständigen US-Bezirksgericht Insolvenz beantragt.

Mit dem am Mittwoch eingeleiteten Verfahren stelle sich die Kirche ihrer Verantwortung, den sexuell missbrauchten Menschen „das größtmögliche Maß an Gerechtigkeit und Trost“ zukommen zu lassen, sagte Erzbischof Michael Byrnes. „Wir übernehmen die Verantwortung für die Sünden der Vergangenheit.“

Residenz des Erzbischofs von Agana in Hagatna, Guam

APA/AP/Grace Garces Bordallo

Residenz des Erzbischofs von Agana in Hagatna, Guam

Trotz des Konkursverfahrens werde die „Mission“ der Kirche auf Guam fortgesetzt, betonte der Erzbischof; kirchliche Einrichtungen wie Schulen und Gemeinden seien arbeitsfähig. Laut Byrnes erheben mehr als 200 von Klerikern und „einigen Laien“ missbrauchte Opfer Entschädigungsansprüche gegen die Kirche. Ein erstes Treffen mit den Gläubigern sowie eine erste Anhörung im Insolvenzverfahren finden demnach innerhalb der „nächsten drei bis sechs Wochen“ statt. Sämtliche Dokumente seien öffentlich zugänglich, so der Erzbischof.

Erzbischof für schuldig befunden

Prominentester Beklagter im Missbrauchsskandal von Guam ist der ehemalige Erzbischof von Agana, Anthony Sablan Apuron. Er war im Frühjahr 2018 vom Gericht der vatikanischen Glaubenskongregation des Amtes enthoben worden. Wie der Vatikan damals mitteilte, befand ein Strafgerichtstribunal von fünf Kirchenrichtern Apuron „einiger Anklagepunkte“ für schuldig. Der Kapuziner beteuerte indes seine Unschuld und legte Widerspruch ein. Im Zuge der Anschuldigungen gegen Apuron wurde Byrnes im Oktober 2016 von Papst Franziskus zum Koadjutorerzbischof von Agana ernannt.

Inzwischen muss sich der 73-jährige Apuron neuen Vorwürfen stellen. Der Ordensmann soll in den 1980er Jahren seinen Neffen Mark Apuron missbraucht haben. Den am Montag eingereichten Gerichtsdokumenten zufolge hat Mark Apuron neben seinem Onkel auch den Heiligen Stuhl als Beklagten genannt.

Die Erzdiözese Agana umfasst das Gebiet der Pazifikinsel Guam. 85 Prozent der gut 170.000 Einwohner Guams sind katholisch. Politisch ist Guam ein US-amerikanisches Außengebiet in Mikronesien.

religion.ORF.at/KAP/KNA

Mehr dazu: