Katholische Frauen- und Männerorden fusionieren

Unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ treiben die Superiorenkonferenz der Männerorden und die Vereinigung der Frauenorden ihre „Fusion“ zu einer einzigen statt bisher zwei Körperschaften voran. Die Fusion soll bis Ende 2019 stehen.

Nach der „mit überwältigender Mehrheit“ bei den jeweiligen Generalversammlungen vor knapp zwei Monaten beschlossenen Strukturreform sollen nun bis zu den nächsten Versammlungen im November 2019 unter dem neuen gemeinsamen Namen „Ordensgemeinschaften Österreich“ Statuten vorliegen, informierte Altabt Christian Haidinger als Vertreter der Männerorden bei einem Pressegespräch am Donnerstag in Wien über den auch mithilfe externer Beratung 2018 gestarteten „Zukunftsprozess“.

Vatikan muss Fusion bestätigen

Erst vergangene Woche habe er mit der Frauenorden-Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer - auch sie nahm an dem Pressegespräch teil - mit der Ordenskongregation in Rom die weiteren Schritte bis zum angepeilten Zusammenschluss abgestimmt. Diese „Fusion“ müsse dann vom Vatikan bestätigt werden, teilte Haidinger mit.

Auch Mayrhofer geht von viel „Statutenarbeit“ im laufenden Jahr aus, wie sie vor Journalisten sagte. „In gewisser Weise sind wir wieder eine Gründergeneration“, so die Provinzleiterin der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau. Die Mitgliederzahlen bei den Orden gingen zurück, die Aufgabenfelder änderten sich. „Um dem Auftrag des Evangeliums treu zu bleiben“, gelte es, „neu zu denken und anders zu handeln“.

Leistungsschau von 192 Orden

Anlass für den Rück- und Ausblick Haidingers und Mayrhofers war die Präsentation der „SUMMA 2018“ im Begegnungszentrum „Quo Vadis“ am Stephansplatz 6. In dieser Publikation blicken die 192 heimischen Ordensgemeinschaften - 106 Frauen- und 86 Männerorden - wie jedes Jahr auf ihr vielfältiges Wirken und das ihrer Einrichtungen zurück. „Selbst als Insider überrascht uns dabei immer wieder die Vielfalt“ des Engagements der Orden in ihren Schulen, Krankenhäusern und Heimen, im Bereich der Kultur und Denkmalpflege, in der Pfarr- und kategorialen Seelsorge, in Entwicklungszusammenarbeit und Mission, so Haidinger.

Auf Österreich-Ebene gebe es ungeachtet der verschiedenen Ordens-Spiritualitäten bereits viel Zusammenarbeit zwischen den Frauen- und Männerorden: Der Altabt nannte die im Wiener „Büro Freyung“ gebündelten Generalsekretariate, das gemeinsame Medienbüro, das Bildungsreferat, die Vereinigung der Ordensschulen und die Bereiche Gesundheit und Pflege. Aus dieser Kooperation ergebe sich nun folgerichtig der Zusammenschluss zu den „Ordensgemeinschaften Österreich“.

Rückblick auf Einführung von Frauenwahlrecht

Sr. Mayrhofer machte besonders auf einen in der „SUMMA“ abgedruckten Vortrag des Kremsmünsterer Benediktiners P. Bernhard Eckerstorfer beim Kärntner Ordenstag 2018 aufmerksam, in dem sich dieser gegen die „depressive Noch-Logik“ rund um die zahlenmäßig abnehmenden Orden wandte. Diese sollten sich von „Zahlenmagie“ verabschieden und ihr „Wüstendasein“ als Potenzial sehen, so sein damaliger Appell.

Eine rückblickende Anmerkung machte Mayrhofer auch zu dem vor 100 Jahren mit der Republiksgründung verbundenen Einführung des Frauenwahlrechtes in Österreich am 12. November 1918: Wie aus der Klosterchronik der Schulschwestern hervorgehe, sei der Turnsaal der Ordensschule in der Wiener Friesgasse am 16. Februar 1919 als Wahllokal genutzt worden, und auch die Ordensfrauen seien ihrer demokratischen Pflicht in der damals üblichen Geordnetheit nachgekommen, wie Mayrhofer schmunzelnd vorlas: „Schon früh, um dem Volksandrang zuvorzukommen, versammelten sich die Schwestern mit Dokument und Stimmzettel im Kindergarten, um paarweise den Wahlakt im Saale durchzuführen.“

Auch in digitalen Medien präsent

Dass die heimischen Ordensgemeinschaften nicht nur im Printbereich, sonder auch via digitale Medien an die Öffentlichkeit treten, verdeutlichte Medienbüro-Leiter Ferdinand Kaineder mit folgenden Statistiken: Die Website der Ordensgemeinschaften verzeichne täglich 7.700 Seitenaufrufe mit einer durchschnittlichen Verweildauer von 1:35 Minuten, die Orden sind auf Facebook, Twitter und Instagram präsent, und im Videokanal Youtube wurde zuletzt ein Beitrag über den „Marathonmönch von Linz“ zum Publikumshit: 34.000 User in zwei Monaten hätten dieses Video aufgerufen, wies Kaineder hin. Auch für ihn überraschender Youtube-Renner ist der Blick hinter die Kulissen im Büro der Ordensgemeinschaften mit aktuell 85.000 Aufrufen.

religion.ORF.at/KAP

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