Papst: Jugend widerlegt „Erbauer von Mauern“

Mit einer Willkommensfeier auf der Küstenpromenade von Panama-Stadt haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Weltjugendtages Papst Franziskus am Donnerstagabend (Ortszeit) offiziell begrüßt.

Dabei dankte der Papst den Jugendlichen für ihr Kommen und ihren Einsatz. „Ich kenne die Mühen und Opfer, die ihr gebracht habt, um hier teilnehmen zu können“, sagte Franziskus. Der Weltjugendtag sei ein Fest der Freude und der Hoffnung, und zugleich ein „enormes Zeugnis des Glaubens“.

Weltjungendtag in Panama: Eine Jugendliche hält ein Plakat mit der Aufschrift "Papa, call me" hoch

APA/AFP/Johan Ordonez

Zehntausende Jugendliche aus aller Welt kamen zum Weltjugendtagstreffen in Panama

Der Papst lobte zugleich die Gemeinschaft der Zehntausenden jungen Anwesenden aus aller Welt trotz ihrer Verschiedenheit und ermutigte sie zu einer „Kultur der Begegnung“. Sie wüssten, dass Gott sie zu Schwestern und Brüder mache. Damit widerlegten sie jene „Erbauer von Mauern, die darauf bedacht sind, Spaltung und Ängste hervorzurufen und die mit aller Kraft diejenigen ausschließen und vertreiben wollen, die ‚nicht wie wir sind‘“. Es sei der „Traum Gottes, seine Söhne und Töchter vereint zu sehen“.

„Gemeinsamen Traum lebendig halten“

Begegnung bedeutet nach den Worten des Papstes nicht, dass man dasselbe denkt oder den gleichen Lebensstil pflegt, „dieselbe Musik hört oder das Trikot derselben Fußballmannschaft trägt“. Vielmehr sei Begegnung eine Einladung, „mit Mut einen gemeinsamen Traum lebendig zu halten“. Für die jungen Christen sei dieser Traum Jesus.

Dessen Liebe, die sie weitergeben sollten, unterdrücke und erniedrige andere nicht und schließe niemanden aus, sondern befreie, heile und richte auf. Sie habe „eher mit dem Aufstehen als mit Stürzen, mit Versöhnung statt Verboten, mit neuen Chancen statt Verurteilung, mit der Zukunft statt mit der Vergangenheit“ zu tun, so Franziskus. Jesu Liebe sei dienend, hingebungsvoll und zärtlich.

Keine „coolere“ Parallelkirche

Wenn junge Christen so liebten wie Jesus, dann werde Panama „nicht nur ein Kanal, der die Meere verbindet, sondern auch ein Kanal, in dem der Traum Gottes weitere kleine Kanäle findet, um zu wachsen ... und in alle Ecken der Erde auszustrahlen“.

Papst Franziskus sitzt neben einer jungen Frau am ersten Abend des Weltjugendtags in Panama

APA/AFP/Alberto Pizzoli

Papst Franziskus bei der Willkommenszeremonie am ersten Abend des Weltjugendtags in Panama

Die Jugendlichen sollten nicht zulassen, „dass das Herz der Welt vereist“, appellierte der Papst. Furchtlos und mit der ihnen eigenen „erfrischenden Energie und bleibender Sehnsucht“ sollten sie ihren Weg des Glaubens weitergehen - „nicht etwa um auf einer Jugendveranstaltung mit ein paar dekorativen Elementen eine etwas ‚spaßigere‘ oder ‚coolere‘ Parallelkirche zu errichten, als ob euch das glücklich machen könnte“. Wer so denke, nimmt laut Franziskus die Jugendlichen und „alles, was der Geist durch euch sagt“, nicht ernst.

Indigene Jugendliche hervorgehoben

Der Papst hob in seinen Begrüßungsworten vor allem die anwesenden indigenen Jugendlichen sowie die Nachkommen afrikanischer Einwanderer in Panama hervor. Beide Gruppen hatten im Vorfeld des Weltjugendtages bereits ein eigenes Treffen veranstaltet.

Franziskus zitierte zudem seinen Vorgänger, Benedikt XVI., der gesagt hatte: „Die wahre Liebe hebt die legitimen Unterschiede nicht auf, sondern bringt sie miteinander in Harmonie und in eine höhere Einheit.“ Er lud die Jugendlichen dazu ein, dem emeritierten Papst, der das Treffen per Livestream mitverfolgte, mit einem Applaus zu grüßen.

„Unvergessliche Erfahrung“ auch für Ausgegrenzte

Zu Beginn der Feier war Panamas gastgebender Erzbischof Jose Domingo Ulloa mit Franziskus im Papamobil die Cinta Costera, die städtische Hauptverkehrsader, entlanggefahren, zu deren Seiten das Treffen stattfand. Auf der Bühne wurden die beiden von fünf Jugendlichen aus allen Kontinenten begrüßt. Wie der Vorsitzende der panamenischen Bischofskonferenz hervorhob, ermögliche die Wahl des Weltjugentagsortes vielen Jugendlichen aus Zentralamerika, die in Ausgrenzung und Armut lebten, die „unvergessliche Erfahrung“ der Teilnahme und der Begegnung mit anderen Jugendlichen aus aller Welt.

Schülerinnen und Schüler des Campus Sacre Coeur Pressbaum auf dem Weg zur Eröffnungsmesse des Weltjugendtages in Panama

Michael Scharf

Jugendliche des Sacre-Coeur-Campus in Pressbaum (NÖ) auf dem Weg zur Eröffnungsmesse des Weltjugendtages in Panama

Österreicher-Delegation mit Bischof

Nach Panama-Stadt gereist sind auch Jugendliche aus Österreich, die gemeinsam mit dem Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl bereits Anfang der Woche ankamen. Die österreichischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Weltjugendtag hatten sich am Dienstag in der Kirche einer Don-Bosco-Schule in Panama City getroffen. Bischof Krautwaschl, der sich im „Oh, wie schön ist Panama“-T-Shirt sehen ließ, ist Referent für Schulfragen in der Österreichischen Bischofskonferenz und Leiter des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung (IDA).

Bischof Wilhelm Krautwaschl beim Weltjugendtag in Panama

Michael Scharf

Bischof Krautwaschl im „Oh, wie schön ist Panama“-T-Shirt

Michael Scharf, Schulseelsorger am Pressbaumer Sacre-Coeur-Campus, einer an dem internationalen Treffen teilnehmenden Privatschule der Erzdiözese Wien, berichtete: „Es ist großartig, die Jugendlichen aus den unterschiedlichen Diözesen, Bewegungen und Organisationen zu treffen, gemeinsam zu beten und zu singen.“ Der Schulseelsorger sprach auch von begeisterten Panamaern. Man merke überall, dass Panama ein sehr gastfreundliches Land sei und „die Menschen sich freuen, dass die ganze Welt bei ihnen zu Besuch ist.“

religion.ORF.at/KAP

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