Jugendbischof: Kondome nicht „immer“ verboten

Beim Weltjugendtag (WJT) in Panama hat sich der deutsche Jugendbischof Stefan Oster zur katholischen Lehre über den Gebrauch von Kondomen geäußert. Laut Oster sind Kondome nicht „immer und unter allen Umständen“ verboten.

In einem Gespräch mit Jugendlichen zum Thema Aids sei die Frage aufgekommen, wie kirchliche Institutionen mit den Empfehlungen anderer umgehen, sich vor HIV durch Kondome zu schützen, sagte Oster am Freitag der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): „Es bestand der Eindruck, als gäbe es immer und unter allen Umständen ein Kondomverbot durch die Lehre der Kirche. Ich habe daraufhin klargestellt, dass dieser Eindruck so pauschal nicht richtig ist.“

Künstliche Verhütung nur in der Ehe ein Thema

Diese Lehre und die darum entstandene Debatte über sogenannte künstliche Verhütungsmittel bezögen sich „nur auf die Ehe zwischen Mann und Frau - weil die Kirche die Ehe als den Ort sieht, an dem die geschlechtliche Verbindung zwischen Mann und Frau ihren eigentlichen Ort hat“, betonte der Passauer Bischof.

Deshalb fördere die Kirche Programme, in denen Menschen „entweder Treue in der Ehe oder Enthaltsamkeit leben“, so Oster weiter. Wenn aber ein Mensch entschlossen sei, seine Sexualität „anders auszuleben, zum Beispiel promiskuitiv“, folge er ohnehin nicht der Lehre der Kirche: „In diesem Fall hielte ich es für absurd zu sagen, zum Beispiel ein HIV-Infizierter solle doch auf Kondome verzichten, weil es die Kirche angeblich so vorschreibe.“

Noch einmal schwieriger sei die Frage, wie ein HIV-Infizierter innerhalb einer Ehe mit Verhütung umgehen könne, fügte der Bischof hinzu. Dies sei „im Einzelfall zu betrachten“.

Natürliche Verhütungsmethoden

Die päpstliche Enzyklika „Humanae vitae“ von 1968 lehnt alle Formen der künstlichen Empfängnisverhütung wie Kondome oder die Pille ab und sieht nur natürliche Methoden der Verhütung wie die Temperatur-oder Zyklusmethode als moralisch vertretbar an. Dies führt bis heute zu oft heftigen Diskussionen, die mit dem Aufkommen von HIV und Aids weiter verstärkt wurden.

Seitdem ist nicht mehr nur die Familienplanung im Blick, sondern auch der Schutz der Gesundheit. Die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus hatten in der Vergangenheit auch schon einmal angedeutet, dass es „begründete Einzelfälle“ geben könnte, in denen eine Abweichung vom generellen Kondomverbot vertretbar sei.

religion.ORF.at/KAP