Karfreitagsdebatte: „Finger weg von Marienfesten“

Die innerkirchlich-theologische Debatte um den Rang des Karfreitags und das Ringen um die Rechtfertigung eines möglichen Tausches von Feiertagen ist um eine prononcierte Stimme reicher geworden.

So meldete sich am Mittwoch auf dem theologischen Feuilleton-Portal feinschwarz.net der Salzburger Theologe Hans-Joachim Sander mit einem Beitrag mit dem Titel „Warum nicht Ostermontag für Karfreitag? Oder Finger weg von Marienfesten zu Wort“, um sich als Theologe gegen eine allzu theologisch aufgeladene Debatte auszusprechen und schließlich aus allzu menschlichen Gesichtspunkten für eine Beibehaltung der zuletzt umstrittenen Marienfeste zu votieren.

Gewiss, der Karfreitag sei ein aus theologischer und also auch katholischer Sicht eminent wichtiger Feiertag - und „klar wichtiger als der Montag nach Pfingsten“. Aber ihn zu opfern würde bedeuten, die theologische Bedeutung überzustrapazieren und den realen - säkularen - Zugang der Menschen zu Feiertagen zu missachten.

„Vom Pfingstmontag hat der Mensch einfach mehr“

Anders gesagt: „Vom Pfingstmontag hat der Mensch heute einfach mehr, weil er später im Frühling liegt“. Schließlich seien Feiertage heute für die wenigsten Menschen klassische „Glaubenszeugnisse“, sondern vor allem freie Tage, die sie möglichst frei gestalten wollen. Anders gesagt: „Selbst sehr gläubigen Menschen fällt es am Ostermontag im Traum nicht ein, in die Kirche zu gehen, bloß weil man dem christlichen Glauben den freien Tag verdankt.“

Wer also heute, wie manche theologische Stimme in der Nach-EuGH-Urteilsdebatte dies suggeriert, gegen die säkulare Natur von Feiertagen „mit Fanalen des Glaubens“ anargumentiere, der stehe stets in der Gefahr, „sich lächerlich zu machen“: „Feiertage sind Kontaktzonen mit heilvollem Leben, keine metaphorische Taktiken für eine bessere Verbreitung des Katechismus im Volk“.

Maria Himmelfahrt „genial im Körpergefühl“

Die bestehenden Marienfeiertage, die zuletzt etwa in ihrem religiös-theologischen Rang vom Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück in der Feiertagsdebatte in Frage gestellt worden sind, dürften aus genau diesem sehr menschlichen, säkularen Grund gerade nicht angetastet werden, so die erstaunliche Volte Sanders: Maria Himmelfahrt (15. August) etwa liege „so genial im Hochsommer und seinem Körpergefühl, dass jede Christologie dagegen auf immer und ewig verblasst, Theologie hin oder her“.

Würdigung der Frau

Und auch das Immaculata-Fest (8. Dezember) sei letztlich säkular rechtfertigbar, etwa wenn man darin die unüberbietbare Würdigung der Frau erkennt: „Wer einen Sohn haben will, muss der Frau metaphysisch wesentlichen und nicht bloß akzidentellen Raum geben.“

Sander: „Im Unterschied zu Christus-Festen bieten Marienfeste echte Kontaktzonen für die Heilsbedeutung des Körpers. Und selbst die härtesten Verfechter des Karfreitags dürften keine Kreuzigungsaktionen im Stil von Hermann Nitsch fordern, um seinen Feiertag säkular kompatibel zu machen.“

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: