Kiew: Inthronisierungsfest für Metropolit Epiphanius

Metropolit Epiphanius (40) hat am Sonntag offiziell die Leitung der neuen eigenständigen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) übernommen.

Das Kirchenoberhaupt wurde bei einem Festgottesdienst in der Kiewer Sophienkathedrale vom Pariser Metropoliten Emmanuel und zwei ukrainischen Bischöfen inthronisiert. Präsident Petro Poroschenko sprach bei dem Gottesdienst vom Abschluss einer historischen Kirchengründung.

An der Inthronisierung nahmen auch das Oberhaupt der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche des Landes, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, sowie zwei Diözesanbischöfe der römisch-katholischen Kirche - der Lemberger Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki und Bischofskonferenz-Vorsitzender Bronislaw Bernacki - teil.

Inthronisierung Epiphanius

APA/AFP/Sergei Supinsky

Metropolit Epiphanius (40) hat am Sonntag offiziell die Leitung der neuen eigenständigen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) übernommen

Ablehnung durch Moskau

Mitte Dezember hatten sich zwei ukrainische Kirchen zur OKU zusammengeschlossen. Die Allianzpartner hatten sich vor Jahrzehnten vom orthodoxen Moskauer Patriarchat abgespalten. Die Bischöfe beider Kirchen wählten auf dem Vereinigungskonzil in Kiew Epiphanius zum Oberhaupt. Die Moskau unterstellte Ukrainisch-orthodoxe Kirche (UOK-MP) lehnte jedoch die Wiedervereinigung ab; sie existiert weiterhin und führt zudem die Mehrheit der orthodoxen Pfarren in der Ukraine.

Epiphanius wandte sich an die UOK-MP und warb bei der Inthronisierung erneut für die Zusammenführung aller orthodoxen Ukrainer. Die Tore seiner Kirche stünden allen offen.

In einem Interview warf er allerdings der UOK-MP bzw. dem Moskauer Patriarchat vor, Kremlchef Wladimir Putin treu ergeben zu sein. „Wir glauben, wenn wir uns vereinigen und alle orthodoxen Ukrainer einer einzigen Landeskirche angehören, wird der Krieg im Donbass enden und die Krim zur Ukraine zurückkehren“, so der Metropolit. Denn Putin werde dann in der Ukraine die bisherige Unterstützung verlieren.

Metropolit Epiphanius mit Präsident Petro Poroshenko

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Metropolit Epiphanius mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroshenko

Unterschiedliche Auffasungen über Unabhängigkeit

Poroschenko wiederum betonte bei der Inthronisierung, die OKU sei unabhängig vom Staat. Dieser Verfassungsgrundsatz werde geachtet.

Das Moskauer Patriarchat spricht hingegen von einem politischen Feldzug Poroschenkos zur kirchlichen Loslösung der Ukraine von ihren historischen Wurzeln. Der Staatschef wolle mit der von ihm geförderten Kirchengründung seine Chancen bei den Präsidentschaftswahlen Ende März verbessern.

Wie von Beobachtern erwartet, waren fast alle 14 bestehenden selbstständigen (autokephalen) orthodoxen Landeskirchen sowohl der Amtseinführung als auch der Inthronisierung ferngeblieben. Nur das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel schickte eine ranghohe Delegation unter Leitung von Metropolit Emmanuel nach Kiew.

Fehlende Unterstützung der Landeskirchen

Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, hatte Anfang Jänner die OKU als autokephal anerkannt. Er wurde in dieser Frage jedoch von den anderen Landeskirchen bisher nicht unterstützt.

Aus Protest gegen die Kiewer Kirchengründung hatte die Führung der russischen Kirche sogar den extremen Schritt eines Bruchs mit dem Patriarchat von Konstantinopel beschlossen. Sie beendete offiziell die Zusammenarbeit mit diesem und verbot ihren Gläubigen, an Gottesdiensten der Konstantinopler Kirche teilzunehmen. Die serbische Kirche und weitere Kirchen gingen nicht so weit; sie kritisierten aber die Anerkennung der ukrainischen Kirche durch Konstantinopel massiv.

religion.ORF.at/KAP

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