Priester feierte trotz Missbrauchsvorwurfs Messe

Ein Priester, dessen Name vergangene Woche in Texas (USA) auf der Liste der verdächtigen Missbrauchstäter auftauchte, hat noch am Tag darauf die Messe gefeiert. Die Erlaubnis erteilte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz (USCCB), Kardinal Daniel DiNardo.

DiNardo, der die Erzdiözese Galveston-Houston leitet, soll nach US-Medienberichten Pfarrer John T. Keller am Mittwochabend seine Suspendierung für den Folgetag mitgeteilt haben, teilte die Erzdiözese in einer Erklärung mit. Der Kardinal erlaubte es Keller aber gleichzeitig, die Donnerstagsmesse um 9.00 Uhr in seiner Pfarre zu lesen, da Keller „bereits dafür eingeteilt war, sie zu feiern“, heißt es in der Erklärung.

US-Kardinal Daniel DiNardo

APA/AP/Patrick Semansky

Kardinal Daniel DiNardo steht in der Kritik, Missbrauchsvorwürfe gekannt, aber nicht darauf reagiert zu haben.

Vierzehn texanische Diözesen hatten am Donnerstag insgesamt 286 Priester namentlich genannt, die beschuldigt werden, Kinder sexuell missbraucht zu haben. DiNardo habe „bis zur letzten Minute gewartet, bis er Keller entließ“, kritisierte das Mitglied der Interessengruppe „Survivors Network of those Abused by Priests“, Michael Norris. Keller hätte sofort aus dem Dienst entlassen werden müssen.

Kardinal steht in der Kritik

DiNardo selbst hatte als Vorsitzender der USCCB im Herbst die Missbrauchskrise in der US-Kirche mit Papst Franziskus besprochen. Gleichzeitig ist sein Verhalten in der Krise in die Kritik geraten. Ein weiterer Priester seiner Erzdiözese, Manuel La Rosa-Lopez, wurde im September wegen vierfacher Unzucht mit einem Kind angeklagt. DiNardo wird vorgeworfen, nicht genug getan zu haben, um La Rosa-Lopez aufzuhalten, der ebenfalls auf der Liste steht, die letzte Woche veröffentlicht wurde.

DiNardo und die Erzdiözese erklärten im Fall Keller, dass erst kürzlich neue Anschuldigungen gegen ihn aufgetaucht seien. Tatsächlich aber sind die Vorwürfe gegen Keller, der einen 16-Jährigen unter Alkoholeinfluss missbraucht haben soll, schon seit 2003 bekannt, als die „Dallas Morning News“ darüber berichtete.

Alle Diözesen in Texas hatten letzte Woche Listen präsentiert, in denen fast 300 Priester des Missbrauchs für glaubwürdig verdächtigt und beschuldigt werden. Die Untersuchungen gehen zurück bis in das Jahr 1950.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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