Venezuela: Möglicherweise Soldaten im Kloster

Die Zuspitzung des Konflikts in Venezuela hat auch Auswirkungen auf kirchliche Einrichtungen. Ein strategisch günstig gelegenes Kloster könnte für militärische Zwecke herangezogen werden.

Möglicherweise könnte die Regierung Soldaten in der Benediktinerabtei Güigüe im Westen des Landes stationieren, sagte der Abtpräses der Benediktiner-Erzabtei im oberbayerischen Sankt Ottilien, Jeremias Schröder, am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Regeierung könnte Soldaten im Kloster stationieren

Schon vor Weihnachten habe sie angekündigt, ein großes Militärkontingent in das strategisch günstig auf einer Kuppe gelegene Kloster zu verlegen. „Dazu ist es nicht gekommen, bisher waren bloß einzelne Soldaten da. Aber der Plan scheint noch nicht aufgegeben.“

In Venezuela tobt ein offener Machtkampf zwischen Präsident Nicolas Maduro und seinem Herausforderer Juan Guaido. „Direkt zu Guaido habe ich von unseren Mitbrüdern noch keine Stellungnahme gehört“, erklärte Schröder.

Die einheimischen Mönche machten sich diesbezüglich aber „keine großen Hoffnungen“, führte er aus. „Die Opposition hat in der Vergangenheit nie den Eindruck erweckt, dass sie das Land besser führen könnte. Ihre Vertreter kommen zumeist aus dem Milieu der alten Oligarchie, das in der Bevölkerung nicht gerade Vertrauen genießt.“

Preissteigerungen und Lebensmittelknappheit

Schröder ergänzte, die Situation der Bevölkerung sei schlimm. „In der von Güigüe aus nächstgrößeren Stadt, Valencia, hat es bei Ausschreitungen Tote gegeben. Schon seit Jahren leiden die Venezolaner unter enormen Preissteigerungen und einer Verknappung von Nahrungsmitteln und Medikamenten.“

Zu einem möglichen Ausgang des Konflikts meinte der Benediktiner: „Es wird wohl zu einem Regimewechsel kommen müssen. Ich denke, das Militär - dort traditionell ein Machtfaktor - wird es dazu kommen lassen. Die Regierung Maduro jedenfalls kann Venezuelas Probleme nicht mehr bewältigen.“

Die Benediktinerabtei San Jose de Güigüe befindet sich im Nordwesten Venezuelas. Das Kloster wurde von Missionsbenediktinern aus Sankt Ottilien 1923 in der rund 150 Kilometer entfernten Hauptstadt Caracas gegründet und zog 1990 nach Güigüe um. Heute leben dort neun Ordensmänner.

religion.ORF.at/KAP