Belgische Kirche veröffentlicht Bericht zu Missbrauch

Nach mehreren Missbrauchsskandalen in den vergangenen Jahren hat die belgische Bischofskonferenz einen neuen 400 Seiten umfassenden Bericht zum Thema veröffentlicht.

Hunderte Opfer sexuellen Missbrauchs „hatten in den vergangenen Jahren endlich den Mut, darüber zu sprechen“, sagte der Brüsseler Erzbischof Kardinal Jozef De Kesel bei der Vorstellung am Dienstag. Vor allem gehe es darum, den Schaden für die Opfer anzuerkennen, ihre Hilflosigkeit gegenüber dem Täter, das Schweigen, zu dem sie verurteilt worden seien, und den Schaden für ihre persönliche Entfaltung.

Erstellt wurde der Bericht von der Interdiözesanen Schutzkommission für Kinder und Jugendliche unter der Leitung des emeritierten Professors für Psychologie der Katholischen Universität Leuven, Manu Keirse. Im Vorwort schreibt er: „Sexueller Missbrauch oder übergriffiges Verhalten ist keine Krankheit, es ist ein Delikt, ein Missbrauch von Macht.“

Der belgische Kardinal Jozef De Kesel

Reuters/Stefano Rellandini

Der belgische Kardinal Jozef De Kesel

1.054 Missbrauchsopfer gemeldet

Laut dem Bericht meldeten sich seit 2010 insgesamt 1.054 Missbrauchsopfer bei der Schlichtungsstelle und den zehn Kontaktzentren der Kirche in Belgien. Von den 426 Fällen in den Kontaktzentren liegen 92 Prozent mehr als 28 Jahre zurück.

73 Prozent der Opfer waren zum Zeitpunkt der Übergriffe zwischen zehn und 18 Jahre alt. Drei von vier Opfern waren männlich (76 Prozent). Die meisten gemeldeten Übergriffe fanden in der Schule (43 Prozent) oder Pfarrgemeinde (28 Prozent) statt. Insgesamt wurden in Flandern 74 Prozent der Fälle gemeldet, in der Wallonie 19 Prozent.

Bisher 4.58 Millionen für Entschädigung

Um jenen Opfern, deren Taten verjährt sind, eine Entschädigung zu zahlen, wurde die Stiftung Dignity gegründet. Die Schlichtungsstelle und die Stiftung zahlten zwischen 2012 und 2017 zusammen 4,58 Millionen Euro an Entschädigungen.

Kardinal De Kesel nimmt kommende Woche am Vatikangipfel zum Thema Missbrauch teil (21. bis 24. Februar). Er hoffe, dass die Überlegungen dort zu einer „kohärenten Politik für die gesamte katholische Kirche führen werden“, so der belgische Primas. Er und die anderen belgischen Bischöfe und Ordensoberen betrachteten das Thema in Belgien mit dem Bericht nicht abgeschlossen. „Vertrauen ist ein permanenter Job“, ist ihr letzter Satz unter dem Bericht.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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