Syrien: Weihbischof warnt vor neuer Flüchtlingswelle

Der in der Nähe der syrischen Stadt Homs lebende und wirkende griechisch-orthodoxe Weihbischof Elias Toumeh hat vor einer neuen Flüchtlingswelle gewarnt.

Viele Menschen verließen Syrien aufgrund bitterer Armut unter anderem auch in Richtung Europa, sagte er in einem Interview der Tageszeitung „Die Presse“ (Freitag-Ausgabe). „Viele möchten ja im Land bleiben, aber sie haben nicht ein Minimum dessen, was sie brauchen. Ein Teil unserer Bevölkerung ist wegen des Krieges geflohen. Ich fürchte, dass jetzt erneut viele weggehen werden - wegen der Armut.“

Auch wenn sich die Lage in Syrien verbessert habe und es weniger Militäraktionen gebe, halte die Emigration weiter an und sei längst zu einem „fundamentalen“ Problem geworden. Vor allem reiche und gebildete Personen und ein Teil der Jugend, der den Militärdienst nicht ableisten wolle, gingen weg.

„Kaum Gas, Treibstoff, keinen Strom“

Das Land verliere so einen Großteil seines Potenzials für die Zukunft, so der Weihbischof. Befeuert werde die Emigrationsbewegung auch von der „furchtbaren“ wirtschaftlichen Lage: „Es gibt kaum Gas, Treibstoff, keinen Strom. Die Währung ist zusammengebrochen. Die Menschen leiden.“

Der Weihbischof drängte in dem Interview auf eine politische Lösung des Konflikts, ohne die Europa sich nicht am Wiederaufbau beteiligen werde; schließlich sei der Krieg in Syrien nie religiös sondern immer politisch motiviert gewesen. Schwierig machten die Friedensbemühungen die Beteiligung vieler verschiedener Gruppierungen und Länder - unter anderen Iran, Saudi-Arabien, die Türkei und Katar - an dem Konflikt.

Spannungen zwischen den Religionen

Toumeh räumte allerdings ein, die Auseinandersetzung habe auch Spannungen zwischen den Religionen sichtbar gemacht. „Ich denke, Religion wurde im Krieg von einigen Akteuren dann als Instrument missbraucht. Das Feuer ist von außen gekommen, aber wir hatten bereits das Material, das dann zu brennen begonnen hat.“

Eine nachhaltige Friedensarbeit muss laut dem Weihbischof aber auch an der Basis der Gesellschaft beginnen. Wie das funktionieren könne, zeige ein von ihm eröffnetes „Zentrum des Friedens“ für Kinder, sagte Toumeh der „Presse“: „Dort bringe ich Jugendliche und Kinder aller Gruppen zusammen: von Christen und Muslimen, von den Flüchtlingsfamilien und den Gastfamilien. Sie essen zusammen, spielen zusammen, lernen zusammen. Das ist der richtige Weg, um von der Basis aus etwas zu bewegen.“

Angesprochen auf Metropolit Mar Gregorios Johanna Ibrahim und den griechisch-orthodoxen Erzbischof Bulous Jasidschi, die 2013 in Nordsyrien entführt worden, meinte der Weihbischof: „Jeder sagt uns, es gebe keine Informationen. Aber wer kann das glauben? Russen und Amerikaner wissen doch alles, was in Syrien passiert. Wir müssen etwas für diese Bischöfe tun.“

religion.ORF.at/KAP

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