Ex-Kardinal McCarrick aus Priesterstand entlassen

Wenige Tage vor dem Vatikan-Gipfel zu Missbrauch hat Papst Franziskus den früheren Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick wegen mehrfachen Missbrauchs aus dem Klerikerstand entlassen.

Das gab der Vatikan am Samstagmorgen bekannt. McCarrick wurde demnach des sexuellen Fehlverhaltens mit Minderjährigen und Erwachsenen in Verbindung mit Machtmissbrauch für schuldig befunden, außerdem des Missbrauchs des Beichtsakraments.

Damit hat McCarrick, der bereits im Juli 2018 seine Kardinalswürde verlor, die Höchststrafe erhalten, die das Kirchenrecht für einen Kleriker vorsieht. Zugleich ist der 88-Jährige der höchste katholische Würdenträger, dem dies in modernen Zeiten widerfährt.

Kardinal Theodore McCarrick

APA/AP/Robert Franklin

Der ehemalige Kardinal Theodore McCarrick wurde von Papst Franziskus in den Laienstand versetzt

Mindestens zwei Minderjährige missbraucht

Der ehemalige Erzbischof von Washington (2001-2006) hatte zwischen 1970 und 1990 Priesteramtskandidaten zum Sex verführt und auch mindestens zwei Minderjährige missbraucht. Er lebt inzwischen in einem Kapuzinerkloster im US-Bundesstaat Kansas und sollte sein Priesteramt nicht mehr ausüben, bis die Anschuldigungen in einem kirchenrechtlichen Prozess geklärt seien. Dieser Prozess ist nun abgeschlossen.

Wie die Glaubenskongregation am Samstag weiter mitteilte, hatte die Behörde ihr Urteil bereits am 11. Februar gefällt. Ein Widerspruch McCarricks wurde zwei Tage später beraten, aber abgelehnt, und das erste Urteil bestätigt. Diese Entscheidung wurde McCarrick am Freitag mitgeteilt, nachdem der Papst als letzte Autorität das Urteil bestätigt hat. Ein Widerspruch McCarricks gegen das Urteil ist nicht zugelassen.

Klärung vor Antimissbrauchsgipfel

Aus vatikanischen Kreisen war zu hören, dass Franziskus den aufsehenerregenden Fall vor Beginn des Bischofstreffens zu Missbrauch und Kinderschutz am 21. Februar geklärt haben wollte. Angeordnet hatte er die gründliche Untersuchung aller Akten zum Fall McCarrick im vergangenen Sommer. Ende August hatte Ex-Vatikandiplomat Carlo Maria Vigano Franziskus und anderen hochrangigen Kirchenmitarbeitern vorgeworfen, McCarrick mit wichtigen Aufgaben betraut zu haben, obschon seine Fehltritte im Vatikan bekannt gewesen seien. Unter anderem habe Franziskus Sanktionen seines Vorgängers Benedikt XVI. zurückgenommen.

Der Vatikan wies diese Vorwürfe zurück. Zwar habe es Anweisungen an McCarrick gegeben, er solle wegen Vorwürfen früheren sexuellen Fehlverhaltens mit erwachsenen Seminaristen ein zurückgezogenes Leben führen. Dies seien aber keine förmlichen Sanktionen gewesen, die Franziskus aufgehoben habe.

Gab sich als Kämpfer gegen Missbrauch

Geboren am 7. Juli 1930 in New York, wurde Theodore McCarrick 1958 zum Priester geweiht. Er machte zunächst Karriere im Universitäts-und Bildungsbereich und wurde 1977 zum Weihbischof in New York ernannt. 1981 wechselte er als Diözesanbischof ins neu gegründete Bistum Metuchen und 1986 als Erzbischof nach Newark. Von 2001 bis 2006 war er Erzbischof im Hauptstadtbistum Washington. Im Februar 2001 machte Papst Johannes Paul II. McCarrick zum Kardinal.

McCarrick war wegen seines sozialen Engagements, seines diplomatischen Geschicks und seiner exzellenten Verbindungen zum politischen und gesellschaftlichen Establishment bekannt. In seiner Zeit in Washington galt er als engagierter Kämpfer gegen den Missbrauch und hatte Anteil an der „Null-Toleranz“-Politik gegen übergriffige Priester. Die bisher gegen ihn bekanntgewordenen Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum zwischen 1970 und 1990 und damit auf die Zeit vor seiner Ernennung zum Erzbischof von Washington.

religion.ORF.at/KAP

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