Karfreitagsregelung: Evangelische Kirche enttäuscht

Der Karfreitag wird künftig ein „halber Feiertag“ für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker zeigt sich enttäuscht über das Ergebnis der wochenlangen Diskussion.

„Die Lösung bedeutet, dass uns ein halber Feiertag genommen wird, an dem viele Evangelische auch am Vormittag den Gottesdienst besuchen“, sagte Bünker in einer ersten Stellungnahme gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. „Das öffentliche Versprechen von Minister Gernot Blümel, dass bei der neuen Regelung keinem etwas genommen werden soll, kann ich hier nicht erkennen.“ Bünker merkte zudem fragend an, „ob ein Freitag, der ab 14 Uhr ein Feiertag ist, überhaupt diese Bezeichnung verdient“.

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker

APA/Helmut Fohringer

Der evangelisch-lutherische Bischof Bünker ist enttäuscht von der Regelung

Bünker kritisierte weiters, dass die vorliegende Entscheidung keine Lösung für den jüdischen Jom Kippur und das muslimische Opferfest enthalte. „Ein garantierter freier Tag, den die anerkannten Religionsgesellschaften für ihre Mitglieder als ihren Feiertag – im religiösen Sinn – definieren können und den die jeweiligen Menschen dann in Anspruch nehmen können, wäre wohl eine bessere Variante“.

Regelung „inakzeptabel“

Schon der heurige Karfreitag am 19. April soll ein halber Feiertag für alle Arbeitnehmer werden. Ab 14.00 Uhr braucht dann nicht mehr gearbeitet werden. Für evangelische Arbeitnehmer bedeutet das eine Verschlechterung, hatten sie doch bisher den ganzen Tag frei.

Sendungshinweise

Bischof Bünker können Sie im Ö1-Religionsmagazin „Praxis - Religion und Gesellschaft“ am Mittwoch, 20.2.2019; 16.05 Uhr, Ö1 hören.

Auch das TV-Religionsmagazin „Orientierung“ bringt am Sonntag, 24.2.2019, 12.30 Uhr, ORF 2 ein Interview mit Bischof Bünker.

Für den Präsidenten der evangelischen Synode, Rechtsanwalt Peter Krömer, ist die neue Regelung „inakzeptabel“. Es sei, so Krömer gegenüber dem Evangelischen Pressdienst „unverständlich, dass Evangelische nun einen halben Feiertag verlieren und alle anderen einen erhalten“. Durch diese Regelung werde „massiv in das kirchliche Leben eingegriffen“, weil Gottesdienste am Karfreitagvormittag stattfinden.

Viele dieser Gottesdienste würden auch von ehrenamtlichen Lektorinnen und Lektoren gehalten. „Sie sind auch ArbeitnehmerInnen und können nun diese Gottesdienste nicht mehr halten“, erklärte der Synodenpräsident.

Ein Kalenderblatt mit "Karfreitag"

APA/Roland Schlager

Der Karfreitag soll ein halber Feiertag ab 14.00 Uhr werden

Wunsch nach weiteren Gesprächen

Als „sehr unerfreulich“ hat der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld die Einigung der Regierungsparteien kritisiert: „Es gibt nur einen ganzen Feiertag“, so Hennefeld wörtlich. Er könne nur hoffen, dass es sich um ein Provisorium handelt und man sich noch einmal zusammensetze, um eine langfristige, zufriedenstellende Lösung zu finden.

Der evangelisch-methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs zeigte sich „wenig überraschend wenig begeistert“. Er freue sich zwar für die Arbeitnehmer, die in den Genuss zusätzlicher freier Stunden kämen, zeigte sich aber skeptisch, „wie viele das letzten Endes sind“, da freitags viele schon früher zu arbeiten aufhörten. Theologisch sei „gerade der Karfreitag ein Tag der Ruhe und Besinnung“, deshalb tue er sich schwer, die Entscheidung zu verstehen.

Regelung nur „halbe Sache“

Heinz Lederleitner, Bischof der altkatholischen Kirche, sieht in der Halbtagslösung „eine halbe Sache“, keinesfalls aber eine befriedigende Lösung. Auch fürchtet er, dass das Thema damit nicht erledigt sei: „Die ganze Thematik der religiösen Feiertage in einer multireligiösen Welt ist damit nicht nachhaltig gelöst“, sagte der Bischof gegenüber dem Evangelischen Pressedienst.

Bischof Bünker hatte im Vorfeld wie zahlreiche Kirchenvertreter und Theologen aus den evangelischen Kirchen wie der Ökumene wiederholt auf die zentrale Bedeutung des Karfreitags für den christlichen Glauben hingewiesen - mehr dazu in Tauziehen um Karfreitag: Warum der Tag so wichtig ist.

Katholische Kirche nicht erfreut

Aber auch die katholische Kirche hat wenig Freude mit dem Kompromiss der Regierung. Der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, bedauerte, dass dieser auf Kosten der evangelischen Christen im Land gehe. Diese würde „etwas Wichtiges verlieren“. Zwar werde dieser für Christen wichtige Tag aufgewertet, wenn am Karfreitag ab 14 Uhr gesetzlich arbeitsfrei ist - „selbst dann, wenn die Geschäfte geöffnet haben dürfen“.

Aber es sei bedauerlich, dass er für Evangelische kein ganzer Feiertag bleibe. Zudem seien Feiertage - wie Geburtstage - „vom Wesen her immer ein ganzer Tag“, sagte er und erinnerte auch an das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Darin werde angeregt, den gesamten Tag für alle zum Feiertag zu machen.

„Nahe an der bisherigen Regelung“

Nötig ist eine Neuregelung wegen des Urteils des EuGH. Dieser hat vor vier Wochen befunden, dass es gleichheitswidrig ist, wenn der Karfreitag nur für Angehörige der altkatholischen Kirche, der evangelischen Kirchen A. B. und H. B. und der evangelisch-methodistischen Kirche als Feiertag (mit entsprechendem Zuschlag, wenn gearbeitet wird) gilt.

„Das EuGH-Urteil ist zu akzeptieren“, betonten der stv. ÖVP-Klubobmann Peter Haubner und FPÖ-Klubobmann Walter Rosenkranz am Dienstag in einer Aussendung. Aber Österreich liege bei den Feiertagen europaweit im Spitzenfeld - und deshalb suchte man nach einer Lösung, mit der die Karfreitagsregelung „nahe an der bisherigen Regelung“ bleibt.

religion.ORF.at/APA/KAP

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