Anti-Missbrauchsgipfel: „Schöne Worte“ zu wenig

Zum Anti-Missbrauchsgipfel der katholischen Kirche der vergangenen Woche gibt es kritische Reaktionen seitens österreichischer Laienverbände.

Der Gipfel sei ein „notwendiger und dringender erster Schritt zur Überwindung der massiven Vertrauenskrise, die durch die Verbrechen der Missbrauchsfälle und ihre Vertuschung und Verdrängung innerhalb der katholischen Kirche entstanden sind“, erklärte am Dienstag der Präsident der Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände (AKV), Staatssekretär a.D. Helmut Kukacka. Sie habe immensen Schaden an ihrer Glaubwürdigkeit angerichtet.

Mit diesem Gipfel sei aber endlich ein Anfang zur Bewältigung der Krise gemacht worden, wenngleich das vorläufige Ergebnis – und nur davon kann derzeit gesprochen werden – noch viel zu unbestimmt und vage geblieben ist. „Schöne Worte ohne konkrete Taten werden diese schwere Wunde nicht heilen.“

Papst und Bischöfe nun gefordert

In den nächsten Monaten müssten deshalb die vielen richtigen Vorschläge, die es dazu gegeben hat, konkret in operative Maßnahmen und verpflichtende Richtlinien umgesetzt werden. „Papst Franziskus und die Bischöfe sind ab nun gefordert, Klarheit zu schaffen und durch den Beschluss schärferer und verbindlicher kirchenrechtlicher Regelungen gegenüber Tätern und Vertuschern, den Reinigungsprozess voranzutreiben“, so Kukacka.

Die AKV unterstützt den Vorschlag von Kardinal Reinhard Marx auf weltkirchlicher Ebene für mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit durch die Einrichtung kirchlicher Verwaltungsgerichte zu sorgen. Auch eine neue, spezialisierte kirchliche Gerichtsbarkeit für Missbrauchsfälle muss diskutiert werden, damit die Verfahren für Priester nicht verschleppt, sondern schneller erledigt werden. Natürlich brauche es in allen strafrechtlich relevanten Fällen eine intensive Kooperation mit staatlichen und anderen zivilen Behörden und Institutionen, stellte der AKV-Präsident fest.

Ergebnisse zu wenig weit reichend

Die Laienbewegung Netzwerk: zeitgemäß glauben sieht die Ergebnisse der Konferenz im Vatikan als „wichtig und gut“ an, sie seien aber zu wenig weitreichend. „Einheitliche Standards zur Vorgangsweise nach der Tat und eine Taskforce sind zu begrüßen. Nur die Problemursachen sind damit nicht gelöst“, so das Netzwerk in einer Aussendung.

Es müsse alles getan werden, damit nicht weitere Verbrechen der körperlichen, sexuellen oder psychischen Gewalt geschehen. Unverzüglich seien „alle erforderlichen finanziellen, therapeutischen und organisatorischen Ressourcen bereitzustellen, damit die Opfer die erlittenen Traumata und die Scham und Qual aufarbeiten können“.

Diese Zeichen im Rahmen einer Wiedergutmachung seien zu setzen, damit der erlittene Schaden nicht weiter das Leben der Opfer zerstört. „Dazu gehört, dass den Opfern geglaubt wird und die Verbrechen anerkannt und angezeigt werden. Hier haben Bedauern und Entschuldigung ihren Platz. Dabei darf aber nicht stehen geblieben werden.“

Für Schuld einstehen

Täter gehören unverzüglich von der Arbeit mit Menschen abgezogen und einer entsprechenden Aufarbeitung ihrer schrecklichen Tat zugeführt. Selbstverständlich haben sich Täter vor zivilen Gerichten zu verantworten und Strafen zu tragen.

„Bischöfe haben für den Täter in ihren Reihen weiterhin auch die wirtschaftliche Verantwortung zu tragen. Schließlich haben sie die Person ja auch selbst ausgesucht und ausgebildet.“ Die Täter nach der Tat der Allgemeinheit zuzuschieben sei geradezu unmoralisch.

Die Kirche werde auch nicht herum kommen, „eine tief gehende Ursachenforschung zu betreiben, wie Täter in der römisch-katholischen Kirche zu Tätern werden konnten. Die römisch-katholische Kirche wird ihre theologischen Grundlagen der Verkündigung auf den Stand heutigen Wissens bringen müssen. Das trifft ganz besonders ihre Sicht von Gott, sein Wirken in dieser Welt sowie den Umgang mit Macht, mit den Frauen oder die Sexualität und die Beteiligung und Verantwortung aller.“

religion.ORF.at

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