Orlandi-Familie fordert von Vatikan Öffnung eines Grabs

Familienangehörige der 1983 verschwundenen Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi haben in einem Schreiben den Vatikan gebeten, ein Grab auf dem Friedhof Campo Santo Teutonico, der traditionellen Grabstätte für deutschsprachige Pilger in Rom, zu öffnen.

Sie vermuten, dass sich in diesem Grab die Reste der verschwundenen Orlandi finden könnten. Die Rechtsanwältin der Familie, Laura Sgró, hatte ein anonymes Schreiben mit einem Bild des Grabs und den Hinweis erhalten, darin würden sich die Reste Orlandis befinden. Daraufhin appellierte Sgro an den vatikanischen Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, die Erlaubnis für die Eröffnung des Grabs zu geben, berichtete die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Montag-Ausgabe).

Mädchen verschwand spurlos

Der Fall Orlandi gehört zu den aufsehenerregendsten Kriminalfällen der jüngeren italienischen Geschichte. Über das Schicksal des 15-jährigen Mädchens, Tochter eines Vatikan-Angestellten, gibt es trotz unzähliger Spekulationen keine gesicherten Erkenntnisse. Emanuela Orlandi verschwand am 22. Juni 1983 nach dem Besuch einer Musikschule spurlos. Bald meldeten sich angebliche Entführer, die eine Freilassung des türkischen Papst-Attentäters Ali Agca forderten. Später hieß es, das Mädchen sei von der Mafia-Bande der Magliana entführt worden.

Bis heute sind viele Fragen offen. Die italienische Justiz nahm 2012 nochmals Ermittlungen auf, nachdem in der Hauskirche der römischen Opus-Dei-Universität im Grab des Chefs der Magliana-Bande, Enrico De Pedis, fremde Knochen gefunden wurden. Vermutungen, es handle sich um Überreste Orlandis, erwiesen sich als falsch - mehr dazu in Knochen in Vatikan-Vertretung nicht von Orlandi.

Nachdem im vergangenen Oktober menschliche Knochen auf dem Gelände der vatikanischen Botschaft in Rom auftauchten, kursierten Spekulationen, dass es sich um die Reste Orlandis handeln könnte. DNA-Untersuchungen ergaben jedoch, dass die Knochenreste von einem Mann stammten.

religion.ORF.at/KAP

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