Papst sieht Skandale als Reinigung der Kirche

Papst Franziskus hat den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche als Reinigungsprozess bewertet. Zugleich sprach er von einem „unerträglichen Schmerz“, den die Welle der Skandale für die ganze Kirche bedeute.

Gott bewahre seine Priester so vor Scheinheiligkeit, sagte er laut dem Internetportal Vatican Insider am Donnerstag vor Klerikern in Rom. Anlass der Äußerung war ein traditioneller Bußgottesdienst mit Priestern der Diözese Rom in der Lateranbasilika zum Beginn der Fastenzeit.

Dabei nahm Franziskus einigen Geistlichen persönlich die Beichte ab und spendete ihnen das Bußsakrament. Wie schon in der Vergangenheit brachte der Papst die aktuellen Skandale auch mit dem Wirken des Teufels in Verbindung. Der „Geist des Bösen“ wolle sich als Herr der Welt aufspielen, so der Papst.

Papst Franziskus bei einem Meeting  mit Klerikern

Reuters/Vatican Media

Papst Franziskus sieht die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale als „Reinigung“

„Kirche beim Ehebruch erwischt“

Die Kirche als Braut Christi sei „in flagranti beim Ehebruch erwischt“ worden, so Franziskus. „Doch wir lassen uns nicht entmutigen, der Herr reinigt seine Braut, er bekehrt uns alle zu sich“, sagte der Papst laut Vatican Insider. Gott lasse die Kirche „die Prüfung erfahren, damit wir begreifen, dass wir ohne ihn Staub sind“, sagte Franziskus.

Weltweit werden seit Jahren immer mehr Fälle von sexuellem Missbrauch, aber auch andere physische und psychische Gewalttaten bekannt. Zudem wurden die Taten oft vertuscht und die Täter einfach versetzt. Ein Antimissbrauchsgipfel im Vatikan, zu dem Papst Franziskus die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen der Welt, Vertreter der römischen Kurie und andere Geistliche eingeladen hatte, im Vatikan sollte das Problem angehen.

Opfern wurde vielfach nicht geglaubt

Bei dem Treffen kamen auch fünf Opfer sexuellen Missbrauchs zu Wort: Vier Männer und eine Frau berichteten per Videoaufzeichnungen, die den rund 190 in der vatikanischen Synodenaula versammelten Bischofskonferenzvorsitzenden und Ordensoberen gezeigt wurden, über ihr Leid und ihre Forderungen an die Kirche. Die Betroffenen stammen aus den USA, Südamerika, Afrika, Europa sowie Asien. Schon die Auswahl der Opfer soll wohl deutlich machen, dass es sich um ein globales Problem handelt.

Als besonders verletzend und traumatisch - neben dem Missbrauch an sich - schilderten alle die Tatsache, dass Bischöfe und Ordensobere ihnen nicht geglaubt haben. „Das erste, was sie taten, war, mich als Lügner zu behandeln, sich umzudrehen und zu behaupten, ich und andere seien Feinde der Kirche“, kritisierte ein Mann aus Südamerika.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: