Missbrauch: Marx sieht Kirche auf langem Weg

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sieht die katholische Kirche noch vor einem langen Weg der Aufarbeitung ihres Missbrauchsskandals.

„Es braucht Zeit“, sagte Marx am Montag zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz in Lingen im Emsland. So wie in einer Familie bestimmte Dinge viel Zeit zur Aufarbeitung benötigten, sei es auch in der Kirche. „Ich glaube, dass wir an einer neuen Epochenschwelle der Kirche stehen“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Montagabend beim Auftakt-Gottesdienst.

Kardinal Reinhard Marx

APA/AFP/Daniel Roland

Kardinal Reinhard Marx

Die Reinigung müsse nicht nur mit Blick auf den sexuellen Missbrauch erfolgen, sondern auch auf den geistlichen Missbrauch. Dieser äußere sich etwa darin, den anderen klein zu machen im Namen Gottes, so Marx in der Pfarrkirche von Lingen.

Marx sagte, die deutsche Bischofskonferenz wolle die Aufarbeitung unabhängig vom Tempo der Weltkirche vorantreiben. „Ich kann nicht ständig nach Rom gucken und sagen: Was machen die?“ Für ihn gehe es darum, nicht stehen zu bleiben, sondern die Dinge voran zu bringen.

Proteste von Gläubigen als Auftakt

Er äußerte Verständnis für die Kritik an den Ergebnissen des jüngsten Krisengipfels im Vatikan zum Missbrauchsskandal. „Vielleicht hätte man sich auch noch mehr erwarten können.“ Trotzdem habe er aber die Hoffnung, dass das Problem nun in der Weltkirche wahrgenommen und nicht verschwiegen werde. Vor dem Gottesdienst hatten im Vorraum der Kirche rund 20 Gläubige mit selbstgemalten Plakaten gegen Missbrauchsvertuschung, gegen den Pflichtzölibat und für mehr Frauenrechte in der Kirche demonstriert. Die Bischöfe gingen beim Einzug in die Kirche durch das Spalier der demonstrierenden Gläubigen.

Die deutschen Bischöfe beraten bis Donnerstag in Lingen. Ein Schwerpunkt ist ein weiteres Mal der kirchliche Missbrauchsskandal. Außerdem soll es unter anderem um Frauen in Führungspositionen gehen. „Wir sollten die Frauen stärker einbeziehen“, sagte Marx.

religion.ORF.at/AFP

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