Frauenbewegung: Plädoyer für Wandel

Zu einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel hat die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Veronika Pernsteiner, aufgerufen.

In ihrem Grußwort zur Eröffnung des traditionellen Fastensuppenessens am Montagabend in Wien übte sie heftige Kritik am gegenwärtigen Gesellschaftssystem, das letztlich nur die Logik von Profit, Wachstum und Ausbeutung kenne. Pernsteiner plädierte für einen Wandel hin zu einem System, das auf Genügsamkeit, Kooperation und Solidarität beruht. „Entscheiden wir uns für oder gegen das Leben?“, stellte Pernsteiner in den Raum.

Die kfbö-Vorsitzende appellierte zudem einmal mehr an die österreichische Regierung, für die Entwicklungszusammenarbeit genügend budgetäre Mittel zur Verfügung zu stellen. Auch sollte bei Gesetzesentwürfen bereits im Vorfeld darauf Bedacht genommen werden, „dass die Auswirkungen von Gesetzen auf entwicklungspolitische Ziele mitbedacht und überprüft werden“.

Traditionelles Fastensuppenessen

Das Fastensuppenessen der Frauenbewegung fand im Kuppelsaal der Technischen Universität Wien statt. Pernsteiner und die TU-Wien-Vizerektorin Anna Steiger konnten dazu unter anderen die Bischöfe Werner Freistetter und Maximilian Aichern, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka und Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden, begrüßen. Gekommen waren auch Doris Schmidauer, Gattin von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, und Margit Fischer, Ehefrau von Ex-Bundespräsident Heinz Fischer.

Auch zwei ehemalige Ministerinnen - Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und Maria Rauch-Kallat (ÖVP) - waren der Einladung gefolgt, wie auch die VP-Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler. Unter den Gästen war zudem auch die Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft Carla Amina Baghajati.

Bischof: Umweltzerstörung stoppen

Bischof Freistetter, der in der Bischofskonferenz für den Bereich „Weltkirche“ zuständig ist, dankte der Frauenbewegung für ihren großen Einsatz und ermutigte alle Anwesenden, sich nach ihren jeweiligen Möglichkeiten für mehr Frieden und Gerechtigkeit in der gemeinsamen Welt einzusetzen.

Es brauche „ein Umdenken, eine Veränderung der sozialen, ökologischen und ökonomischen Strukturen, um der Umweltzerstörung und der Ausbeutung von Menschen zugunsten anderer entgegenzuwirken und die Achtung der Würde aller Menschen zu fördern“. Freistetter lenkte in diesem Zusammenhang auch den Blick auf die im Herbst anstehende vatikanische Amazonien-Synode, die dieses Thema aufgreifen werde.

Von Papst und Thunberg lernen

Die Festrede teilten sich heuer Burgschauspielerin Stefanie Dvorak und Ruth Fartacek vom Netzwerk „System Change Not Climate Change“. Dvorak rief zum Innehalten und zum Lernen von jenen auf, die andere Vorstellungen vom Umgang mit der Erde und der Gesellschaft hätten. Als Beispiel verwies sie auf Papst Franziskus und seine Enzyklika „Laudato si“, die Frauenrechtlerin, Politikerin und Ordensgründerin Hildegard Burjan (1883-1933) und die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, die seit September 2018 für das Klima streikt und Tausende Jugendliche in ganz Europa veranlasst hat, ihrem Beispiel zu folgen.

Hildegard Burjan sei davon überzeugt gewesen, dass der technische Fortschritt allein nicht reicht, damit alle Menschen ein gutes Leben führen können, so Dvorak. Es brauche zusätzlich auch Fortschritte im Bereich der Persönlichkeitsbildung, „von Herz und Empathie“. Der Papst und Greta Thunberg sagten im Prinzip dasselbe, nur mit anderen Worten, so die Schauspielerin.

Von der Aktion Fastensuppenessen unterstütztes Projekt in Tansania: Eine Frau kocht Suppe

Anneliese Schutz/Katholische Frauenbewegung

Im Zentrum der diesjährigen Spendenaktion steht die Frauenorganistaion WODSTA (Women Development for Science and Technology Association) in Tansania

Der Kampf gegen die Klimakrise sei letztlich Teil des Kampfes für Gerechtigkeit, betonte Ruth Fartacek in ihrer Rede. Nach wie vor gebe es keine Lösungen für die Klimakrise innerhalb des gegenwärtigen wirtschaftlichen und politischen Systems, so Fartacek: „Wenn sich offensichtlich keine Lösungen innerhalb des Systems finden lassen, dann liegt es wohl am System.“ Freilich musste sie einräumen: „"Ein Patentrezept zum Systemwandel gibt es nicht.“

„Wandel wagen“

Die „Aktion Familienfasttag“ der Frauenbewegung steht heuer unter dem Motto „Wandel wagen! Gemeinsam für eine Zukunft aus eigener Kraft.“ In ganz Österreich finden während der Fastenzeit Informations- und Bildungsveranstaltungen dazu statt. Mit traditionellen Suppenessen werden zudem konkrete Zeichen der Solidarität gesetzt.

Im Zentrum der diesjährigen Spendenaktion steht die Frauenorganistaion WODSTA (Women Development for Science and Technology Association) in Tansania, die den Alltag der Frauen in dem ostafrikanischen Land durch die Herstellung von Energiesparöfen erleichtert. Durch die neuartigen Öfen brauchen die Frauen beim Kochen nur einen Bruchteil des zuvor notwendigen Feuerholzes.

Projekt in Tansania im Fokus

Auch in Großküchen, etwa in Schulen, werden die neuartigen Öfen erfolgreich eingesetzt. WODSTA unterstützt zudem auch das Pflanzen von Baumsetzlingen. Rund 180 Frauen in sechs Dörfern haben bisher bei WODSTA ein Training im Ofenbau absolviert. Sie können nun durch die Produktion und den Verkauf solcher Öfen auch ein eigens Einkommen erwirtschaften.

Die Aktion „Familienfasttag“ der Frauenbewegung startete 1958. Inzwischen erzielt die Initiative mit Hilfe ihrer vielen Benefizsuppenessen und weiterer Aktionen ein jährliches Spendenaufkommen von bis zu 2,4 Millionen Euro und unterstützt so mehr als 100 Frauen-Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika.

religion.ORF.at/KAP

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