Fastenzeit im Zeichen der Kunst

In vielen österreichischen Kirchen steht während der Fastenzeit die Beziehung zwischen Glaube und Kunst im Mittelpunkt. Fastentücher und andere Kunstinstallationen begleiten die Zeit bis Ostern.

Tausend Jahre alt ist der Brauch, am Aschermittwoch das Altarbild mit einem Fastentuch zu verhüllen. Die Fastentücher sollen mit ihrer biblischen Bilderfolge auf Ostern einstimmen. Mehr als die Hälfte der österreichweit erhaltenen Fastentücher befinden sich in Kärntner Pfarren. Das älteste Fastentuch stammt aus dem Jahr 1458 im Dom zu Gurk, es ist auch das größte in Österreich.

Bereits Tradition hat etwa die künstlerische Gestaltung des Fastentuches im Wiener Stephansdom, für die heuer der Künstler Peter Baldinger verantwortlich zeichnet. Auf einer Fläche von 25 Quadratmetern hat er 646 lose Edelstahlspiegel aneinander gehängt, die den Hochaltar während der Fastenzeit verdecken. Die liturgische Verhüllung werde durch ihr verzerrtes Spiegelbild „zu einem lebendigen Bildschirm für den gesamten Kirchenraum“, hieß es in der Ankündigung der am 6. März aufgezogenen Installation.

Das Fastentuch 2019 im Stephansdom "Echo Curtain" von Peter Baldinger

APA/Hans Klaus Techt

Das Fastentuch im Stephansdom

Steininstallation in liturgischen Farben

Eine zweite Kunstinstallation Baldingers, die im Stephansdom vom 6. März bis zum 10. Juni zu sehen ist, steht unter dem Motto „Sky of Stones“. 1.332 Steine darstellende Papierobjekte schweben dabei in sieben Metern Höhe, einem Asteroidengürtel gleich, über den Köpfen der Besucher.

Die Intervention präsentiert sich in drei verschiedenen Lichtstimmungen, die mit der Liturgie einhergehen: in der Fastenzeit in Violett, zu Ostern in Gold und bis Pfingsten schließlich in Rot. Das Kunstwerk verweist auf die Vielzahl der Vorkommen des Steinsymbols in der Hl. Schrift und auf den Steinigungstod des Erzmärtyrers Stephanus, dem die Wiener Domkirche geweiht ist.

Für Fastentücher gibt es mehrere Namen, wie z. B.: Fastentuch, Fastenvelum, Palmtuch, Passionstuch, Schmachtlappen, Hungertuch. Diese Tücher waren ursprünglich weiße, dann auch lila Stoffbahnen, die für die Gläubigen die Sicht auf das Geschehen im Altarraum unmöglich machten, erstmals erwähnt um das Jahr 1000, schrieb die Pfarre Lockenhaus im Burgenland in einer Aussendung.

Steininstallation im Stephansdom

APA/Hans Klaus Techt

Die Künstlerin Barbara Horvath gestaltete für die Pfarre Lockenhaus anlässlich deren 350-jährigem Bestehen ein weißes, ca. 30 m² großes Tuch, das das gesamte barocke Altarbild verhüllt. Sie begründet die Wahl der Farbe in der Aussendung so: „Weiß als Farbe der Reinheit und Unschuld, Weiß natürlich als Symbol des Göttlichen, Weiß als Spektralfarbe, die alle anderen Farben in sich vereint und somit universelle Kraft ausstrahlt. Weiß aber auch als Symbol des Schmerzes, wenn man an weiße Leichentücher denkt. Schmerz am Höhepunkt seiner Intensität (beim bevorstehenden Sterben…). Weiß als Zeichen der bevorstehenden Erlösung.“

„Kirche - Kunst - Kostbarkeiten“

In der Diözese Gurk-Klagenfurt gibt es wieder „Kunst im Dom“, die dieses Jahr unter dem Motto „Feuer und Wasser“ steht. Die Installation der aus Nötsch stammenden Künstlerin Michaela Wiegele und des Glaskünstlers Alois Heckl-Kreuter soll mit Hilfe zweier griechischer Kreuze auf die „Dualität der Wirklichkeit“ hinweisen.

Das Diözesanmuseum in Graz lädt am 6. März zur Eröffnung der neuen Schausammlung „Kirche - Kunst - Kostbarkeiten“ ein. Ausgestellt sind besonders herausragende Kunstwerke der steirischen Kirchenkunst von der Romanik bis zur Gegenwart. Tafelbilder, Gemälde, Skulpturen, Goldschmiedearbeiten bis zu volksreligiösen Zeugnissen sind in thematischen Schaubereichen zusammengefasst.

Zu den Highlights zählen u. a. die gotische Madonna aus Perchau, das romanische Kruzifix aus Pürgg, Relieftafeln von Philipp Jakob Straub aus der Grazer Stadtpfarrkirche, die „Heilige Kümmernis“ der Ursulinen oder das gotische Ziborium aus St. Oswald.

Das Fastentuch 2019 von Barbara Horvath Pfarre Lockenhaus

Barbara Horvath

Fastentuch von Barbara Horvath in der Pfarrkirche Lockenhaus im Burgenland

Kunst - Kirche - Dialog

Zu einem lebendigen Dialog zwischen Kunst und Kirche kommt es am 6. März beim Aschermittwochsgottesdienst in der Grazer Kirche St. Andrä, wo früher der steirische Priesterkünstler und jetzige Innsbrucker Bischof Hermann Glettler wirkte. Auf fünf Monitoren zeigt die Künstlerin Ivana Radovanovic bei ihrer Fastenzeit-Installation mit Stroh gefüllte Skulpturen, die sie bei einer Performance verbrennt: Am Ende bleibt die Asche, die über dem Altar von St. Andrä hängt. Mit radikalen Versen von T.S. Eliot verweist die junge Künstlerin außerdem auf die „Blasen menschlicher Existenz und Verfasstheit“, die auf die Kirchenwand von Graz-St. Andrä geschrieben werden.

„Sext in the City“

Der „Offene Himmel Infopoint Kirchen“ der Erzdiözese Salzburg lädt zwischen 6. März und 19. April unter dem Motto „Sext in the City“ zum Mittagsgebet in den Dom. In der Bibelwelt Salzburg eröffnet am 7. März die Schau „Lebens.Schrei“, die bis 19. April Kreuzwegbilder der ungarischen Künstlerin David Maria Kiss aus der Sammlung von Graziano Mandozzi zeigt. Die feierliche Eröffnung erfolgt durch Mozarteum-Rektorin Elisabeth Gutjahr um 17.15 Uhr.

In Innsbrucker Jakobsdom wird es wieder eine temporäre Fasten-Installation des Künstlers Manfred Erjautz geben. Präsentiert wird sie im Rahmen des „Aschermittwoch für Künstler und Kunstinteressierte“ am 6. März um 19 Uhr im Beisein von Bischof Hermann Glettler. Vom Künstler wird während der Fastenzeit auch eine weitere Installation in der Innsbrucker Spitalskirche in der Maria-Theresienstraße zu sehen sein.

Fastentuch im Gurker Dom. Ältestes und größtes Fastentuch Österreichs.

APA/Ellensdorfer/Diözese Gurk

Das Fastentuch im Gurker Dom ist das älteste und größte Österreichs. Das 1458 fertig gestellte und 80 Quadratmeter große Tuch zeigt 99 szenische Darstellungen.

„Die Mitte der Nacht“

Unter dem Leitthema „Memento Mori - Gedenken des Todes“ werden seit rund drei Jahrzehnten Künstler mit bereits bestehenden Werken oder ortspezifischen Interventionen für den Zeitraum von Aschermittwoch bis Karfreitag in die Ursulinenkirche in Linz eingeladen.

In der kommenden Fastenzeit wird die in Linz lebende Künstlerin Katharina Anna Loidl in ihrer ortsspezifischen Installation „Die Mitte der Nacht“ den „Raum neu in den Blick nehmen, die Grenzen des Scheinbaren ausloten und Fragen der Endlichkeit aufwerfen“. Mit diesem eigens für die unterirdische Begräbnisstätte entwickelten Projekt führt Loidl die seit dem Jahr 1991 jährlich stattfindende Reihe „Memento Mori - Kunst in der Krypta“ weiter.

religion.ORF.at/APA/KAP

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