Abt Haidinger voller Zuversicht über Zukunft der Orden

Abt emeritus Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der Männerorden Österreichs, hat von seinen nunmehr 75 Lebensjahren 55 „hinter Klostermauern“ verbracht, wie er schmunzelnd sagt.

Und obwohl er bei seinem Ordenseintritt in das oberösterreichische Stift Kremsmünster der 93. dort beheimatete Benediktiner war - doppelt so viele wie heute - äußerte sich der jetzt im Stift Altenburg mit nur acht älteren Mitbrüdern lebende Haidinger optimistisch und „voll Zuversicht“ über die Zukunft der Ordensgemeinschaften. In einem Kathpress-Interview anlässlich seines 75. Geburtstages am 12. März meinte er, „ein Blick in die Geschichte macht gelassen“ in Bezug auf den gegenwärtigen Mangel an Berufungen.

Abtpräses Christian Haidinger

APA/Gabriele Moser

Altabt Christian Haidinger

Sein bereits im Jahr 777 gegründetes „Stammkloster“ Kremsmünster, das seit damals bis auf eine kurze Phase während der NS-Zeit durchgehend besteht, hatte als Folge der Reformation Mitte des 17. Jahrhunderte gar nur drei Mönche, wies der vielfach engagierte frühere Abtpräses der Österreichischen Benediktinerkongregation hin. Zum 1.000-Jahr-Jubiläum im Jahr 1777 habe es dann mit 113 Konventsmitgliedern den historischen Höchststand gegeben.

Bei Männerorden „nicht so schlecht“

Bei den Männerorden, deren Repräsentant Haidinger als Vorsitzender der Superiorenkonferenz ist, „schaut’s nicht so schlecht aus“, sagte er. Bei der traditionellen Novizenwoche, die den Mitgliedern der insgesamt 85 Männerorden in Österreich dazu dienen sollen, die Ordenswelt in Österreich kennenzulernen, hätten sich vor vier Jahren nur drei Männer angemeldet. Es sei damals überlegt worden, diese Kontaktwoche in dieser Form zu beenden; Haidinger wollte aber nicht aufgeben, um ein Jahr später kamen sieben, danach 13 und heuer 23 junge Ordensangehörige als Teilnehmende.

Bei den Ordensfrauen dagegen - zwischen der Superiorenkonferenz und der Vereinigung der Frauenorden mit ihrer Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer wird eine strukturelle „Fusion“ vorbereitet - kam es nach den Worten Haidingers in den vergangenen Jahrzehnten zu einem kontinuierlichen Mitgliederschwund. 1970 gab es in Österreich noch 14.000 Schwestern, nur mehr 3.353 lautet die letzte vorliegende Zahl.

Aber auch hier belege die Kirchengeschichte ein Auf und Ab: Mitte des 19. Jahrhunderts habe es im Bereich der Habsburger Monarchie nur rund 700 Ordensleute gegeben. Nach den beiden Weltkriegen entstand ein enormer Frauenüberschuss, viele davon nützten danach die Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in den Frauenorden. Aus manchen Familien seien sogar mehrere Schwestern und auch noch die Mutter eingetreten, weiß der Altabt.

Ordensgelübde in heutiger Sprache

„Rezepte“ für eine Trendumkehr hin zu den geistlichen Gemeinschaften gebe es keine, sagte Haidinger, wohl aber Versuche, sich potenziell Interessierten in einer neuen Weise zuzuwenden. Ein Beispiel: Die Adjektiva „wach - einsam - gemeinsam“ stünden für das Bemühen, die den Ordensgelübden zugrunde liegenden „Evangelischen Räte“ Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit in heutiger Sprache zu vermitteln, etwa in Form von vielfach angeklickten Videos im Internet.

Auch das Modell „Orden auf Zeit“, bei dem Männer oder Frauen mindestens drei Monate in Gemeinschaft mit Ordensleuten in einem Kloster zusammenleben, finde großen Zuspruch, berichtete Haidinger. Es gebe immer mehr Interessenten als Angebote - vielleicht ein Hinweis darauf, dass das Ordensleben in einer von Konsumismus und Zweckrationalität geprägten Zeit eine attraktive Alternative sein könnte.

Mehr Zeit für Gemeinschaft

Über seine ganz persönlichen Projekte nach seinem 75er teilte Haidinger mit, er wolle sich mehr Zeit für seine Gemeinschaft im Stift Altenburg nehmen, in Ordenskommunitäten Exerzitien anbieten, Vorträge halten - und auch ein weiteres Buch nach dem 2015 erschienenen Styria-Band „Geh, wohin ich dich sende!“ hat er schon im Hinterkopf.

Ein Grund zum Leisetreten sei sein runder Geburtstag nicht, betonte er. In all seinen Jahrzehnten als Ordensmann und Priester habe sich der 1944 in Siezenheim/Salzburg geborene Haidinger auch nie gescheut, kontroversielle Themen aufzugreifen und anzusprechen. Diesem Wesenszug werde er auch in Zukunft treu bleiben.

religion.ORF.at/KAP

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