Papst-Wahl-Kandidat Kardinal Danneels gestorben

Kardinal Godfried Danneels, emeritierter Erzbischof von Mecheln-Brüssel, ist am Donnerstag in Mecheln im Alter von 85 Jahren verstorben. Er galt im Vorfeld der Papst-Wahl 2005 als ein möglicher Kandidat für die Nachfolge von Johannes Paul II.

„Viele Jahre lang leitete er die Kirche als wahrer Pastor in einer Zeit, in der sich Kirche und Gesellschaft grundlegend veränderten“, sagte Kardinal Jozef De Kesel, Erzbischof von Mecheln-Brüssel, in einem Nachruf. Die Beerdigung soll in der Kathedrale von Mecheln stattfinden. Das Datum werde in den nächsten Tagen mitgeteilt.

Papst Franziskus sprach der katholischen Kirche Belgiens sein „tiefstes Mitgefühl“ aus. In einem Beileidsschreiben an den Erzbischof von Mechelen-Brüssel, Kardinal Jozef De Kesel, das der Vatikan am Donnerstag veröffentlichte, würdigt der Papst Danneels als „eifrigen Hirten“. Dieser habe nicht nur seiner Diözese, sondern auch der ganzen Weltkirche „mit großen Engagement gedient“.

Kardinal Godfried Danneels

Reuters/Francois Lenoir

Kardinal Godfried Danneels im Jahr 2010

Der in Westflandern geborene Danneels wurde 1957 zum Priester geweiht und lehrte später unter anderem an der Katholischen Universität Löwen. 1977 wurde er Bischof von Antwerpen. 1979 folgte Danneels mit nur 46 Jahren Kardinal Leo Suenens (1904-1996) als Erzbischof von Mecheln-Brüssel. 1983 erhielt er die Kardinalswürde.

Protagonist des Projekts „Stadtmission“

Von 1990 bis 1999 war Danneels Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi International. Der Belgischen Bischofskonferenz stand er von 1980 bis 2010 vor. Auch im ökumenischen Dialog und in der Entwicklung einer Großstadtseelsorge hat sich der Kardinal profiliert. Mit jährlich zwei Hirtenschreiben und zahlreichen sonstigen Veröffentlichungen erreichte er ein breites Publikum.

Mit Kardinal Christoph Schönborn gehörte der belgische Kardinal auch zu den Protagonisten des Projekts „Stadtmission“. Stadtmissionen fanden in Wien (2003), Paris (2004) und Lissabon (2005), Brüssel und Budapest (2007) statt. 2003 nahm Danneels auch an den Veranstaltungen in Österreich teil.

Kandidat für Papst-Wahl

Der ruhige und vermittelnde Kirchenmann galt im Vorfeld der Papst-Wahl 2005 als ein möglicher Kandidat für die Nachfolge von Johannes Paul II. Nach seiner Pensionierung 2010 erhielt sein positives Image einen Schatten im Zuge des Skandals um sexuellen Missbrauch, als Danneels versuchte, ein Missbrauchsopfer von der Veröffentlichung seines Falles abzubringen. Mit seinem Tod verbleiben der Weltkirche noch 222 Kardinäle, von denen noch 122 in einem möglichen Konklave stimmberechtigt wäre.

relgion.ORF.at/KAP/KNA