IGGÖ-Chef Vural hofft auf eine Nachfolgerin

Der Chef der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ), Ümit Vural, hat die Hoffnung geäußert, dass ihm eine Frau als Präsidentin nachfolgt. Musliminnen hatten zuvor auf die geringe Zahl an Frauen in islamischen Vereinen aufmerksam gemacht.

„Ich habe mir vorgenommen, Frauen innerhalb der Glaubensgemeinschaft mehr Möglichkeiten zu geben“, sagte Vural im Gespräch mit dem ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ am Sonntag. Er habe bereits begonnen, Gespräche mit den Zuständigen - etwa in den islamischen Kultus- sowie Moscheegemeinden zu führen. Die Männer weise er darauf hin, „wie wichtig es ist, dass wir auch unsere Schwestern erreichen“.

Vierzehn Männer, eine Frau

Ob Schurarat, Oberster Rat oder Beratungsrat für religiöse Angelegenheiten - in den höchsten Gremien der Glaubensgemeinschaft sind Männer fast unter sich. So ist unter den 15 Mitgliedern im Obersten Rat mit der Frauensprecherin Fatma Akay-Türker nur eine Frau vertreten. Ein Missverhältnis, auf das Musliminnen in ihrer Deklaration „Musliminnen am Wort“ aufmerksam gemacht haben. Darin wird etwa die Umsetzung der Beschlüsse aus den Imame-Konferenzen gefordert.

Musliminnen fordern Selbstbestimmung

Die Deklaration „Musliminnen am Wort“ richtet sich an die Politik, aber auch an islamischen Männer. Die Frauen fordern Selbstbestimmung und Mitsprache.

Seit 2003 wurden von den Imamen in verschiedenen Konferenzen Gleichstellungsmaßnahmen beschlossen. Im Jahr 2010 schrieben die Imame unter anderem fest: „Sowohl in der Leitung, wie in der Administration muslimischer Organisationen muss die Präsenz und Mitwirkung von Frauen erhöht und aufgewertet werden.“

Langes Warten auf Gleichstellung

Frauen hätten lange auf die Umsetzung der Beschlüsse gewartet, sagte die Initiatorin der Deklaration und IGGÖ-Schulamtsleiterin Carla Amina Baghajati. Sie war früher selbst Mitglied im Obersten Rat. In Hinblick auf die Abschlussdokumente der Imame-Konferenzen würden sich die Frauen fragen: „Soll das nur Papier sein, oder wird davon endlich auch etwas in der Realität sichtbar?“

Vural zeigte sich jedenfalls optimistisch: „Ich glaube, dass es uns gelingen wird, in meiner Legislaturperiode mehr Frauen in Führungspositionen zu sehen“. Zudem hoffe er, dass es „vielleicht nach mir eine Präsidentin der Glaubensgemeinschaft“ geben wird, sagte Vural der „Orientierung“.

Der neue Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft  in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural

APA/Herbert Pfarrhofer

IGGÖ-Chef Vural will mehr Frauen in islamischen Gremien sehen

Frauen motivieren

Im Dezember des Vorjahres präsentierte der IGGÖ-Präsident bei seiner Antrittspressekonferenz noch ein rein männliches Team, sagte aber auf Nachfrage eines Journalisten, er wolle sich in Zukunft für mehr Frauen in der Glaubensgemeinschaft einsetzen. Sein Büro werde mittlerweile jedenfalls von einer Frau geleitet, sagte Vural der Religionsredaktion des ORF.

Es sei einerseits notwendig, dass Männer den Frauen die Möglichkeit geben, sich einzubringen, sagte der IGGÖ-Präsident. Musliminnen müssten diese Chancen aber auch ergreifen. Daher hoffe er, junge Frauen zur Mitarbeit in der Glaubensgemeinschaft motivieren zu können.

Deklaration auch gegen Kopftuchverbote

In der Deklaration, die von mehr als 3.500 Frauen unterzeichnet wurde, richten Musliminnen Forderungen vorallem an die Politik, aber auch an die islamische Gemeinde. Die Frauen wenden sich gegen Bevormundung sowie Kopftuchverbote und pochen auf ihr Selbstbestimmungsrecht. Von der Politik fordern sie, dass mit ihnen statt über sie geredet wird.

Clara Akinyosoye, religion.ORF.at

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