Verurteilter Kardinal Barbarin reichte Rücktritt ein

Der oberste katholische Würdenträger Frankreichs, der wegen Vertuschung von Kindesmissbrauch verurteilte Erzbischof von Lyon, Philippe Barbarin, hat am Montag bei einem Treffen mit Papst Franziskus im Vatikan seinen Rücktritt eingereicht.

Der Papst muss jetzt entscheiden, ob er Barbarins Entlassungsgesuch annehmen wird. Um das Treffen hatte Barbarin gebeten. Ein Gericht in Lyon hatte den 68-Jährigen am 7. März zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, weil er den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch einen Priester verschwiegen haben soll.

Einspruch gegen Urteil angekündigt

Er soll einen katholischen Priester gedeckt haben, der den sexuellen Missbrauch von Buben gestanden hat. Barbarin will Einspruch gegen das Urteil einreichen. Die Französische Bischofskonferenz wollte sich nach der Verurteilung Barbarins und seiner Ankündigung zurückzutreten nicht ausführlich äußern. In einer kurzen Stellungnahme auf der Website hieß es, man nehme das Urteil gegen den Kardinal zur Kenntnis und warte nun auf das Ergebnis der Berufungsverhandlung.

Der mittlerweile verurteilte Erzbischof von Lyon Kardinal Philippe Barbarin

APA/AFP/Jean-Philippe Ksiazek

Kardinal Philippe Barbarin reichte seinen Rücktritt ein

Belastende Aussagen gegen Barbarin

Barbarins Entscheidung, seinen Rücktritt beim Papst einzureichen, unterliege dem „persönlichen Gewissen“ des Kardinals, so die Bischöfe. Gleichzeitig bekräftigte die Bischofskonferenz ihre Entschlossenheit, gegen alle sexuellen Aggressionen vorzugehen, die Kleriker an Minderjährigen begehen.

Mehrere Opfer hatten den Erzbischof in dem Prozess stark belastet. Nach Einschätzung der Kläger wusste Kardinal Barbarin bereits seit dem Jahr 2000 von den Missbrauchsvorwürfen, ging aber nicht zur Polizei. In Frankreich sorgt der Fall für große Aufmerksamkeit und Empörung.

religion.ORF.at/APA

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