Bischöfe: Konkrete Maßnahmen gegen Missbrauch

Nach Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz steht für die Geistlichen fest, dass dem Antimissbrauchsgipfel im Vatikan konkrete Maßnahmen folgen müssen.

Weitere Themen bei der Versammlung waren auch der Ethikunterricht, die EU-Wahl und Pfarrgemeinderatswahlen. Außerdem bezog Kardinal Christoph Schönborn bei einer Pressekonferenz auch Stellung zur Causa Schwarz. Er wünscht sich nun „eine Art Rechnungshof“ für die katholische Kirche in Österreich.

Pressekonferenz: Ergebnisse der Bischofskonferenz

Kardinal Christoph Schönborn präsentiert die Ergebnisse der Bischofskonferenz.

Der Kinderschutzgipfel, zu dem Papst Franziskus die Spitzen der Bischofskonferenzen und Ordensgemeinschaften Ende Februar in Rom versammelte, habe „auf weltkirchlicher Ebene das Bewusstsein für die Missbrauchsproblematik weiter geschärft“. Dabei soll es laut den österreichischen Bischöfen aber nicht bleiben: „Konkrete Maßnahmen auf Grundlage der schon bestehenden kirchenrechtlichen Normen gegen sexuellen Missbrauch sollen folgen und sind nötig“, hielt die Bischofskonferenz in einer Erklärung vom Freitag im Anschluss an ihre Frühjahrsvollversammlung in Reichenau an der Rax fest.

Als schon beim Gipfel in Rom geltende Grundprinzipien der Kirche beim Umgang mit sexuellem Missbrauch und Gewalt in den eigenen Reihen nennen die Bischöfe „Verantwortung, Transparenz, Rechenschaft und Prävention“.

Gruppenbild der österreichischen Bischöfe

APA/Hans Punz

Die österreichischen Bischöfe zu Beginn ihrer Frühjahrsvollversammlung

Bei dem Gipfel im Vatikan sei überdies klar geworden, „dass in der Kirche ein Kulturwandel im Umgang mit geistlicher Autorität unabdingbar ist“. Die österreichischen Bischöfe bekunden ihre Unterstützung für Papst Franziskus in seinem Bemühen um diesen grundlegenden Wandel - der Papst hat zuletzt mehrmals das „Übel des Klerikalismus“ als Nährboden für Machtmissbrauch in der Kirche verurteilt - und in der Durchsetzung weltkirchlicher Standards im Kampf gegen Missbrauch.

Causa Schwarz: „Wird sicher Konsequenzen geben“

Schönborn geht nach der apostolischen Visitation der Diözese Gurk-Klagenfurt davon aus, dass es „sicher“ Konsequenzen geben werde. Ob auch personelle, ließ er offen. „Die Instanz, die das jetzt zu beurteilen hat, ist Rom“, sagte er am Freitag. Schönborn wünscht sich nun „eine Art Rechnungshof“ für die katholische Kirche in Österreich.

Die Aussage des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner, der als päpstlicher Visitator vor Ort war und (auch laut Kathpress) gemeint hatte, „ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu keinen personellen Konsequenzen kommen wird“, will Schönborn so nicht gehört haben. Nur von Konsequenzen sei die Rede gewesen, sagte er beim Medientermin nach der Vollversammlung der Bischofskonferenz.

Ethikunterricht „sinnvoll und notwendig“

Das Vorhaben der Bundesregierung, den Ethikunterricht für all jene Schülerinnen und Schüler als Pflichtfach einzuführen, die keinen Religionsunterricht besuchen, begrüßen die Bischöfe. „Die Vermittlung ethischer Bildung gehört zu den Kernaufgaben der Schule“, hielten sie in einer Erklärung am Freitag fest.

Für viele Schüler werde dieser Auftrag im Religionsunterricht erfüllt, „weil er immer schon ethische Fragen behandelt, ohne sich darin zu erschöpfen“. Der geplante Ethikunterricht sei aber vor allem in Hinblick auf die zunehmend größer werdende Gruppe der Schüler ohne religiöses Bekenntnis „sinnvoll und notwendig“.

Inhaltlich gibt es laut den Bischöfen zwischen Religions- und Ethikunterricht große Schnittmengen. So halten sie in der Erklärung fest: „Der Ethikunterricht kann mit einer Rundreise verglichen werden, auf der die unterschiedlichen Wertesysteme vorgestellt werden. Der Religionsunterricht bietet darüber hinaus die Beheimatung in der eigenen Konfession an. Im Religionsunterricht wird nicht nur über Religion gesprochen, hier werden auch Räume eröffnet, um die eigene religiöse Identität zu erfahren und zu reflektieren.“ Beide Fächer gehörten in die Mitte des Bildungsangebots und des Schulalltags.

Europawahl: Lanze für Pro-Europa-Kräfte

Die Bischöfe rufen die Österreicherinnen und Österreicher auf, an der bevorstehenden Wahl zum Europaparlament am 26. Mai teilzunehmen und jene politischen Kräfte zu stärken, die für die europäische Integration eintreten.

„Die österreichischen Bischöfe unterstützen und begleiten aus fester Überzeugung die europäische Integration, weil es dabei um das friedliche Zusammenleben in Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität und somit um höchste politische Werte geht“, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung zum Abschluss der dieswöchigen Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz. Europa brauche „eine Politik des Konstruktiven und der Inklusion und nicht der Spaltung und der Ausgrenzung“.

Kardinal Christoph Schönborn in einer Pressekonferenz zum Abschluss der Bischofskonferenz am 22. März 2019

APA/ORF

Kardinal Christoph Schönborn präsentierte am Freitag die Ergebnisse der Bischofsvollversammlung

Zentrale politische Hausaufgaben seien, möglichst vielen Menschen eine „Arbeit in Würde“ zu ermöglichen. Das gelte im besonderen Maß für junge Menschen, die ohne Arbeit jede Zukunftsperspektive zu verlieren drohen. Umweltschutz und damit der Einsatz gegen den Klimawandel ist eine zweite zentrale Forderung. „Die notwendigen und ambitionierten Anstrengungen, um nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, müssen gerecht aufgeteilt werden und dürfen nicht auf Kosten der Menschen an den Rändern unserer Gesellschaft gehen“, fordern die Bischöfe.

Pfarrgemeinderäte: Bischöfe offen für Reformen

Von 21. bis 23. Mai 2020 zu einem großen Pfarrgemeinderatskongress nach Saalfelden ein. Bei der dreitägigen Veranstaltung soll über Reformen im Bereich der Pfarrgemeinderäte beraten werden, wie es in der Erklärung der Bischofskonferenz heißt. Im Grunde gehe es darum, wie sich möglichst viele Menschen verantwortungsvoll in die Kirche einbringen können, um so missionarisch zu wirken.

Durch transparente und partizipative Strukturen sollen zugleich auch Formen des Missbrauchs geistlicher Autorität verhindert werden. Angestoßen wurde der Reformkongress von den diözesanen Verantwortlichen für die Pfarrgemeinderäte, die auch die Vorbereitung übernehmen.

religion.ORF.at/KAP

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