Vom Vatikan in die Imamschule: Papst besucht Marokko

Papst Franziskus wird am Samstag eine Reise nach Marokko unternehmen. Dort wird er auch eine Imamschule besuchen. Mit dem zweitägigen Besuch intensiviert der Papst den interreligiösen Dialog mit dem Islam weiter.

Wie Kathpress berichtete, wird die Reise nach Marokko vom 30. bis 31. März im Vatikan als Teil einer dreifachen Initiative des Kirchenoberhaupts in die islamische Welt gesehen: Ihr erster Teil führte Franziskus im April 2017 nach Ägypten; Anfang Februar 2019 folgte die historische Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate - mehr dazu in Historische Papst-Reise in arabisches Land.

Islam Staatsreligion

Nun führt den Papst seine 28. Auslandsreise nach Marokko. Staatsreligion dort ist der Islam, ihm gehören daher fast alle der rund 35 Millionen Einwohner an. Schätzungen zufolge sind etwa 0,01 Prozent jüdischen Glaubens und rund 0,09 Prozent Christen.

Studenten in einer muslimischen Universität in Marokko

APA/AFP/Fadel Senna

Papst Franziskus reist am Samstag auf Einladung des marokkanischen Königs Mohammed VI. in das nordafrikanische Land

Die Visite ist der erste Papstbesuch in dem nordafrikanischen Königreich seit 34 Jahren. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) machte im August 1985 auf dem Rückweg einer mehrtägigen Reise durch verschiedene afrikanische Staaten in Marokko Station. Im Stadion von Casablanca hielt Johannes Paul II. vor Zehntausenden Studenten eine historische Rede, in der er zu Toleranz und Dialog zwischen Christen und Muslimen aufrief.

Der damalige König Hassan II. (1929-1999) war das erste Staatsoberhaupt der arabisch-islamischen Welt, das einen Papst in sein Land zu einer unmittelbaren Begegnung mit seinen muslimischen Landsleuten eingeladen hatte.

Beziehungen zwischen Religionen vertiefen

Die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen vertiefen, ist auch das Anliegen von Papst Franziskus. Als historischen Hintergrund der Marokko-Visite nennt der Vatikan, wie bei der Reise in die Arabischen Emirate, das 800. Jubiläum der Begegnung des heiligen Franz von Assisi (1181/1182-1226) mit Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik (um 1180-1238) in Ägypten.

Bei seinem zweitägigen Besuch in Marokko setzt der Papst, im Unterschied zu Abu Dhabi, jedoch auch über den interreligiösen Dialog hinaus Akzente: Auf dem Programm stehen neben dem Besuch einer Imamschule Begegnungen mit Migranten, der Besuch eines Sozialzentrums und ein Ökumene-Treffen. Gemäß dem Motto der Reise kommt der Papst als „Diener der Hoffnung“.

Rede vor höchstem Minarett der Welt

Am Samstag, 30. März, absolviert Franziskus nach der Ankunft am frühen Nachmittag zunächst wie üblich den Höflichkeitsbesuch beim Gastgeber. König Mohammed VI. (55), seit 1999 Staatsoberhaupt und religiöser Führer, empfängt den Papst im Königspalast der Hauptstadt Rabat. Seine erste Rede hält der Papst am Samstagnachmittag in Casablanca auf dem Vorplatz der Hassan-II.-Moschee. Der 82-Jährige spricht vor imposanter Kulisse: Die 1993 fertig gestellte, riesige Moschee erhebt sich direkt über dem Atlantik und besitzt das höchste Minarett der Welt (210 Meter).

Die Hassan II. Moschee in Casablanca, direkt am Meer

APA/AFP/Abdelhak Senna

Vor der Hassan II. Moschee direkt an der Küste wird Papst Franziskus eine Rede halten

Es wird sich zeigen, ob Franziskus’ Rede ans marokkanische Volk, Vertreter der Regierung, der Zivilgesellschaft und dem Diplomatischen Korps ebenso eindrücklich wird. Der Papst hätte jedenfalls hier die Gelegenheit, Probleme des Landes - etwa die mangelnde Achtung der Menschenrechte, Korruption oder hohe Jugendarbeitslosigkeit - anzusprechen.

Besuch in Imamschule

Den interreligiösen Dialog kann er am frühen Abend beim Besuch der Imamschule „Institut Mohammed VI.“ vertiefen. Die nach dem König benannte Einrichtung finanzierte dieser mit umgerechnet rund 22 Millionen Euro, heißt es. 800 Ulema - Religionsgelehrte des Islam - aus verschiedenen Ländern werden dort ausgebildet. Neben Marokko kommen die Schüler aus Mali, Frankreich, Libyen, Nigeria, Tunesien und der Elfenbeinküste.

Ein Grußwort des Papstes ist laut offiziellem Vatikanprogramm nicht vorgesehen; laut der Erzdiözese Rabat jedoch schon. Begleitet wird Franziskus bei seinem Besuch in der Imamschule von Studenten des 2012 in Rabat von katholischer und evangelischer Kirche sowie mehreren französischen Theologie-Fakultäten begründeten ökumenischen Theologischen Instituts „Al Mowafaqa“.

Treffen mit Migrantinnen und Migranten

Die Kirche in Marokko wird stark von Migranten geprägt, zudem ist der Maghreb-Staat sowohl Ziel, Transit- wie auch Ursprungsland von Migranten. Bei seinem Treffen mit Einwanderern am Sitz der Caritas der Erzdiözese Rabat könnte der Papst zum Ende seines ersten Besuchstags daher Migration als weiteres Thema setzen.

Am zweiten Tag der Marokkoreise verschiebt sich der Fokus vom interreligiösen Dialog zur Ökumene: Am Sonntag, 31. März, besucht Franziskus zunächst ein Sozialzentrum der Töchter der christlichen Liebe (Barmherzige Schwestern) in Temara, bevor er in der Kathedrale von Rabat Priester, Ordensleute und Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen tritt.

Christliche Minderheit in Marokko

Hier hält er seine zweite Ansprache der Reise. Die Minderheit der Christen in Marokko dürfte Franziskus im Glauben und ihrer Einheit stärken und ihnen Mut machen. Ähnliches gilt für die Schlussmesse am Sonntagnachmittag im „Prince-Moulay-Abdellah-Stadion“. Zu dem Gottesdienst in der Sportanlage im Südwesten Rabats erwarten die Organisatoren des Papstbesuches etwa 10.000 Gläubige. Die Zahl der Katholikinnen und Katholiken in Marokko beziffert der Vatikan auf etwa 23.000; es gibt nur zwei Erzdiözesen im Land: Rabat und Tanger.

Der Erzbischof von Rabat, Cristobal Lopez, erhofft sich vom Papst, dass er die Minderheit der Katholiken im Land in ihrer Position stärken kann. „Für die Marokkaner ist diese Reise sehr wichtig, weil sie in gewisser Weise eine Anerkennung der Bestrebungen des Landes zu einem moderaten Islam des Dialogs und der Toleranz darstellt“, sagte er der italienischen Nachrichtenagentur SIR.

religion.ORF.at/APA/KAP