Kirche kritisiert Bücherverbrennung durch Priester

Die römisch-katholische Kirche in Polen bemüht sich um Distanzierung von einer von Priestern veranstalteten Verbrennungen gotteslästerlicher Bücher. Darunter waren auch Harry-Potter-Bände der britischen Autorin J.K. Rowling.

Einige Priester hatten nach einer Messe in Danzig Bücher und andere angeblich mit Okkultismus verbundene Gegenstände verbrannt. Die von Pfarrer Rafal Jarosiewicz geleitete Stiftung „SMS vom Himmel“ hatte zu der Aktion aufgerufen und Bilder der brennenden Objekte in den Sozialen Netzwerken veröffentlicht. Dies sorgte am Dienstag für Kritik auch von kirchlicher Seite. Polnische Medien zogen Parallelen zu Bücherverbrennungen durch die Nationalsozialisten in Deutschland.

„Sehr umstrittene Sache“

„Die Zeit der Bücherverbrennungen ist lange vorbei“, sagte Ireneusz Bradtke dem Sender Radio Gdansk. „Die Sache ist sehr umstritten“, so der Geistliche. Auch die Diözese Koszalin-Kolobrzeg, in dem 2012 die Stiftung „SMS vom Himmel“ gegründet wurde, missbilligte die Verbrennung. „Ich denke, diese Form ist unpassend“, sagte Diözesansprecher Wojciech Parfianowicz der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI.

Auf den Bildern der Stiftung sind unter anderem brennende Harry-Potter- und „Twilight“-Bücher zu sehen, ringsum stehen Geistliche und Ministranten. Die Gegenstände hätten Gläubige zur Sonntagsmesse mitgebracht, hieß es.

„Gehorchen dem Wort Gottes“

Der Sprecher der Diözese Koszalin betonte: „Die Kirche wird Bedrohungen des Geistes immer ihre Aufmerksamkeit schenken, weil das ihre Mission ist.“ Er gehe davon aus, dass dies auch die Zielsetzung der Aktion gewesen sei.

„Wir gehorchen dem Wort Gottes“, erklärten die Priester in einem Facebook-Post, der Fotos der Bücherverbrennung zeigt und aus dem Alten Testament zitiert. Auf den Bildern ist zu sehen, wie drei Geistliche einen Korb voller Bücher und anderer Gegenstände zu einem Feuer tragen.

Die Fotos zeigen, wie die Priester Gebete an dem Feuer sprechen, in dem unter anderem eine afrikanische Maske, ein „Hello Kitty“-Regenschirm und eine Hindu-Figur liegen. Das polnische Bischofsamt und der örtliche Bischof bestätigten am Montag der Nachrichtenagentur AFP den Vorfall, kommentierten ihn aber nicht.

„Negative Energie“ loswerden

Ein Gemeindemitglied der Kirche in Danzig sagte dem Sender TVN24, die Aktion habe nach der Sonntagsmesse stattgefunden. Gemeindemitglieder seien zuvor aufgefordert worden, Gegenstände mitzubringen, die eine „negative Energie“ hätten oder mit Aberglauben verknüpft seien.

Der Facebook-Eintrag löste eine Kontroverse aus. Ein Nutzer verurteilte die Aktion als „krankes Ritual“: „Ich würde gern glauben, das ist ein Scherz... Ernsthaft?“, schrieb er. Es gab aber auch andere Reaktionen. „Werde alles los, was Gott nicht gefällt, und schau, wie dein Leben sich verändert“, lautete ein anderer Kommentar.

Die Harry-Potter-Reihe, die 1997 startete, handelt von den Abenteuern des gleichnamigen jungen Zauberers. Sie zog in religiösen und konservativen Kreisen auch Kritik auf sich.

religion.ORF.at/APA/AFPKAP/KNA