Vatikan sieht weltweiten „Angriff“ auf Religionsfreiheit

Der Vatikan ist in Sorge um die Religionsfreiheit auf der Welt. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sprach am Mittwoch im Rahmen einer Konferenz in Rom sogar von einem Angriff auf die Religionsfreiheit.

„Derzeit sind wir Zeuge einer kontinuierlichen Verschlechterung - wir könnten sogar sagen eines Angriffs - auf dieses unveräußerliche Recht in vielen Teilen der Welt“, sagte Parolin zum Abschluss einer internationalen Konferenz über Religionsfreiheit am Sitz der US-amerikanischen Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom.

Oftmals blieben Verletzungen „dieses fundamentalen Rechts“ ungestraft; es gebe auch wenig Aufmerksamkeit für dieses Thema in den Medien, fügte Parolin hinzu.

Ethisches Niveau gesenkt

Religionsfreiheit umfasse die Freiheit, ethische Prinzipien, „die sich aus religiösen Grundsätzen ergeben“, privat wie öffentlich zu leben, so der Kardinal bei der Veranstaltung am Mittwoch. „Dies ist eine große Herausforderung in einer globalisierten Welt, in der schwache Überzeugungen auch das allgemeine ethische Niveau senken“ so Parolin. Dies könne auch damit enden, dass „im Namen eines falschen Toleranzkonzepts“ jene verfolgt würden, die ihren Glauben verteidigten.

Vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin

Reuters/Tony Gentile

Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sprach über fehlende Religionsfreiheit

Einen Anstieg bei Beschränkungen der Religionsfreiheit in aller Welt registrierte bereits im vergangenen Jahr eine Studie des US-Forschungsinstituts Pew Reseach Center. In insgesamt 83 von 198 untersuchten Staaten gab es demnach im Berichtszeitraum 2016 ein hohes oder sehr hohes Ausmaß an Restriktionen von Seiten der Regierung oder gesellschaftlichen Feindseligkeiten gegenüber Religionen. Das sind drei Länder mehr als im Jahr davor und 25 mehr als noch 2007.

Da viele Länder mit hohen Einschränkungen für Religionsfreiheit zugleich sehr bevölkerungsreich sind, leben 83 Prozent aller Menschen in Staaten mit massiven behördlichen Schikanen oder sozialen Anfeindungen gegenüber mindestens einer Religion.

Staatliche Eingriffe

Als Länder mit den massivsten Eingriffen des Staates in die Belange und die religiöse Praxis der Religionen und religiösen Gruppen sieht Pew etwa China und muslimisch geprägte Staaten wie Iran, Indonesien, Ägypten, Saudi-Arabien oder die Türkei, aber auch Russland, wo das orthodoxe Christentum dominiert oder - neu wegen der gewaltsamen Repressionen gegen die Rohingya-Minderheit - das buddhistisch geprägte Myanmar.

religion.ORF.at/KAP

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